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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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inmitten einer großen Menschenmenge, zum Beispiel unter Pendlern auf einem Bahnsteig, unter Reisenden auf einem Flughafen.
    Untersucht wurde in einem weiteren Projekt, ob die in den neuen Bundesländern ja ziemlich erfolgreichen Wahlkämpfe der NPD, gesteuert von Funktionären aus dem Westen, getragen von Dumpfbacken aus dem Osten, »stimulierende Auswirkungen auf das rechte und linke Gewaltpotenzial« haben oder ob die Wahlergebnisse eher gewaltdämpfend wirken. Ob es zudem vielleicht ganz bestimmte Faktoren in linksradikalen, rechtsradikalen oder islamistischen Biografien gibt, die unabhängig sind von den jeweiligen Weltanschauungen. Es scheint übrigens so zu sein, dass nicht die ideologische Nähe entscheidend ist, um in eine militante Szene abzugleiten, sondern das soziale Umfeld. Wer aus einer kaputten Familie kommt, wer arbeitslos ist und keine Perspektive für seine Zukunft sieht, findet Anerkennung und wärmende Nähe in einer sogenannten Kameradschaft. Das Ergebnis in den Worten des BKA:
». Radikalisierungsprozesse stellen keine von der sonstigen Entwicklung anderer Lebensbereiche (wesentlich: Schule, Familie, Freizeit) isolierten Prozesse dar. Sie sind integraler Bestandteil biografischer Verläufe.
Es gibt Gemeinsamkeiten in den psychosozialen Dynamiken der Akteure ideologisch unterschiedlich orientierter Milieus. Hierzu gehören z.B. strukturell und emotional gestörte Familiensysteme, Missverhältnisse zwischen Anforderungen und verfügbaren sozialen Stützsystemen, Brüche in Bildungskarrieren.
Die Entscheidung für ein bestimmtes extremistisches Umfeld hängt stark von Zufällen bzw. der Verfügbarkeit von Orientierungsmodellen ab. Die extremistische Szene bietet offenbar Lösungsschemata, um Defizite im eigenen Lebenslauf und in der Persönlichkeit zu kompensieren.
Religion und Politik waren für die meisten Befragungsteilnehmer von eher marginaler Bedeutung. Vielmehr standen soziale Aspekte (Zusammenhalt, soziale Anbindung, emotionaler Rückhalt etc.) für sie im Vordergrund.
Insgesamt überwog allgemein-delinquentes Verhalten gegenüber politisch motivierten Straftaten. Auch wurde deutlich, dass politisch motivierter Kriminalität häufig keine tatsächliche ideologische Motivation zugrunde lag.«
    Da fällt mir Horst Mahler ein, einst ganz links, heute ganz rechts, aber immer für demokratisch legitimierte staatliche Organe zu Recht ein Subjekt der Begierde, was Brisach indirekt bestätigt, denn es seien »andere Faktoren als die politische Weltanschauung, die einen Menschen radikal werden lassen«. Basis für die Forschung waren nicht nur Akten, sondern vierzig Interviews mit Verurteilten oder Sympathisanten aus einschlägigen Szenen mit dem Ziel, Erkenntnisse für eine neue Strategie der Prävention zu gewinnen: Wie wird einer zum Extremisten? Welche Lebensumstände lassen sich als Faktoren identifizieren? Darf man individuelle Ereignisse verallgemeinern? Lassen sich früh
Strukturen präventiv so verändern, dass Gewaltbereitschaft gar nicht erst entsteht? Durch Bildungsangebote, Einsatz von Sozialarbeitern, Bau neuer Jugendzentren statt mehr Polizei auf den Straßen? Durch kürzere Zeitabstände zwischen Verhaftung und Prozess? Durch abschreckend harte Urteile? Durch strengere Haftbedingungen?
    Das ist reine Theorie, aus der die Praktiker dann gegebenenfalls für ihr Verhalten, für Ermittlungen und Fahndungen profitieren können. Was ja nicht bedeutet, dass bis dahin die Extremisten, egal ob nun von links oder von rechts, ungestört agitieren und agieren dürfen. Die Technik können auch die inzwischen für ihre kruden Botschaften perfekt nutzen. Neonazis betrieben im Internet ein sogenanntes »Widerstand Radio«, spielten die von rassistischen Texten triefende Musik von Skinhead-Bands ab, moderierten in entsprechender Tonlage. Das Programm war, eben weil es fürs Internet produziert worden ist, weltweit hörbar. Bis im November 2010 in einer gemeinsamen Aktion von BKA und Landespolizei in zehn Bundesländern bei einer sorgfältig geplanten Razzia der Sender stillgelegt und seine Betreiber dem Haftrichter vorgeführt wurden. Zweihundertsiebzig Beamte waren dabei im Einsatz, sie beschlagnahmten Computer, Laptops, Festplatten, auch Waffen.
    In einer anderen wissenschaftlichen Untersuchung sollte erforscht werden, ob es bei Sexualmorden, bei Vergewaltigungen oder anderen sexuell geprägten Gewaltdelikten so etwas wie serielle Merkmale gibt, die immer wieder bei solchen Taten vorliegen. Falls

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