Black Beauty
alsbald wieder der Alte war.
Joes Vater, der ebenfalls viel von Pferden verstand, half nun öfter bei uns aus. Joe gab sich so große Mühe, dass John mehr als zufrieden mit ihm war.
Ein Ritt auf Leben und Tod
Nun war James schon einige Tage weg. Ich hatte mich auf meiner Streu gemütlich hingelegt und war gerade eingeschlafen, als mich die schrille Stallglocke weckte. John rannte zum Wohnhaus. Wenig später kam er zurück und rief: "Schnell, Black Beauty, wach auf! Wir müssen los!"
Hastig zog John seine Uniform über, sattelte und zäumte mich und führte mich im Trab zum Wohnhaus. Dort stand unser Herr unter der Tür mit einer Lampe und sagte: "Verliere keinen Moment, John! Es geht um das Leben meiner Frau. Reite zu Dr. White, so schnell das Pferd kann, und gib ihm diesen Zettel. Wenn das Pferd im Gasthof ein wenig geruht hat, kommst du möglichst schnell zurück."
John nickte gewissenhaft: und ritt drei Sekunden später den Park hinaus in Richtung Zollhaus. Dort rief er laut, damit die Schranke geöffnet wurde. "Die können Sie gleich offen lassen. Ich hole den Doktor!" Dann bezahlte er noch und ritt am Flussufer entlang. John brauchte weder Gerte noch Sporen. Ich legte auch so zwei Meilen im schnellsten Galopp zurück. Ich flog fast und ich war mir sicher, dass mein alter Großvater seinerzeit nicht schneller gelaufen war.
An der Brücke wollte John mir ein wenig Ruhe gönnen, doch ich war in Fahrt und außerdem wusste ich ja, dass es ein eiliger Auftrag war. So jagten wir bald wieder in Windeseile dahin.
Es war eine schöne Nacht. Zwar kühl - aber der Mond strahlte hell. Als wir endlich die Stadt erreichten, ritten wir zum Marktplatz. Stille lag über der Stadt und nur das Klappern meiner Hufe war zu hören. Die Turmuhr schlug gerade drei Mal, als John beim Doktor klingelte und laut gegen die Tür pochte.
Aus dem Fenster lugte der Kopf von Dr. White, der verschlafen nachfragte, was wir wünschten.
John erklärte, dass Mrs. Gordon schwer krank sei. Sein Herr habe ihn geschickt und bitte darum, dass der Doktor sofort kommen möge, da die Herrin sonst sterben würde. Dr. White kam kurz darauf zu uns und fragte, ob er mit mir zurückreiten könne, weil sein Pferd wegen der Strapazen des Tages den Weg nicht mehr schaffen würde.
So kam es, dass ich - obwohl ich den ganzen Weg im Galopp geritten war - mit Dr. White den Rückweg antrat. John wollte zu Fuß zurückgehen. Umgehend ritt ich mit der ungewohnt schweren Person auf dem Rücken los. Dazu kam, dass der Doktor kein besonders guter Reiter war. Doch ich gab mein Bestes und wir erreichten bald den Gutshof. Der Herr erwartete uns an der Haustüre und ging mit dem Doktor ins Haus, während Joe mich zum Stall brachte.
Ich war völlig am Ende. Meine Beine schmerzten und ich keuchte atemlos. Mein Körper war nass vor Schweiß und ich war froh, in meinem Stall zu sein. Joe, der arme unerfahrene Junge, wusste erst gar nicht, was er mit mir anfangen sollte. Er rieb mich ab, gab mir aber keine warmen Decken. Vermutlich hatte er Angst, es würde mir zu warm werden. Dann brachte er mir Wasser zu trinken. Das eiskalte Nass schmeckte mir so gut, dass ich den ganzen Eimer leertrank. Joe brachte mir großzügig Heu und Hafer. Als ich versorgt war, ging er fort.
Ziemlich bald wurde mir kalt, ich begann zu zittern und zu frösteln. Meine Beine und überhaupt alle meine Glieder schmerzten und ich fühlte mich todkrank. Ich wünschte mir John herbei, der hätte gleich gemerkt, dass ich eine warme Decke bräuchte und was Warmes zu trinken. Doch der war noch zu Fuß unterwegs im Morgengrauen.
Als ich ihn endlich in der Tür hörte, stöhnte ich laut auf in meinem Schmerz. Sofort kam er zu mir und obwohl ich ihm nicht sagen konnte, was mit mir los war, erkannte er sofort, was mir fehlte. Er versorgte mich mit heißem Wasser und warmen Decken und brachte mir ein wenig Haferschleim. Endlich konnte ich mich schlafen legen.
John ereiferte sich über diesen dummen Joe! Ihm war gleich klar, dass die Unwissenheit dieses Burschen verantwortlich war für die schlimmen Folgen. Ich hatte eine schwere Lungenentzündung. Tag und Nacht pflegte mich John, auch mein Herr besuchte mich öfter im Stall und bedauerte mich.
Eines Tages sagte er: "Du bist ein gutes Pferd, Beauty. Du hast meiner Frau das Leben gerettet, ja du!" Dieses Lob freute mich besonders. Es sah so aus, als hätte der Doktor und John dem Herrn erzählt, dass sie nie ein schnelleres Pferd erlebt hätten.
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