Black Box: Thriller (German Edition)
in einer Durchfahrt an die Wand gestellt und ihr aus nächster Nähe ins Auge geschossen.«
»Aber das war nicht ich, und ich weiß auch nichts darüber.«
»Dass Sie’s nicht waren, weiß ich. Sie haben das perfekte Alibi. Sie waren im Gefängnis. Kann ich jetzt weitermachen?«
»Klar, Mann, nur zu.«
»Der Mörder von Anneke Jespersen hat eine Beretta benutzt. Wir haben die Patronenhülse am Tatort gefunden. Und auf der Hülse waren die typischen Spuren einer Beretta 92 .«
Bosch achtete genau darauf, ob an Coleman irgendetwas darauf hinwies, dass er ahnte, wohin das führte.
»Können Sie mir jetzt folgen, Rufus?«
»Ich folge Ihnen, aber ich weiß echt nicht, was Sie eigentlich wollen.«
»Die Pistole, mit der Anneke Jespersen erschossen wurde, taucht nicht mehr auf, der Fall wird nicht gelöst. Und dann kommen Sie vier Jahre später frisch aus Corcoran und werden wegen des Mordes an Walter Regis, dem neunzehnjährigen Mitglied einer rivalisierenden Gang, verhaftet und angeklagt. Sie haben ihm in einem Club in der Florence ins Gesicht geschossen. Das angebliche Motiv war, dass er gesehen worden war, wie er an einer der Ecken der Sixties Crack verkauft hatte. Sie wurden wegen dieser Straftat aufgrund mehrerer Augenzeugenberichte verurteilt sowie wegen der Aussagen, die Sie selbst der Polizei gegenüber gemacht haben. Doch das eine Beweismittel, das die Anklage beim Prozess nicht vorlegen konnte, war die Waffe, die Sie dabei benutzt haben, eine Beretta 92 . Die Tatwaffe ist nie aufgetaucht. Verstehen Sie jetzt, worauf ich hinauswill?«
»Noch nicht.«
Coleman fing wieder an zu mauern. Aber das störte Bosch nicht weiter. Coleman wollte nur eins: aus dem Gefängnis kommen. Irgendwann würde er begreifen, dass Bosch seine Aussichten auf Entlassung verbessern oder verschlechtern konnte.
»Na schön, dann will ich mal weiter ausholen, und Sie versuchen, mir zu folgen. Ich werde versuchen, es Ihnen möglichst leichtzumachen.«
Er legte eine kurze Pause ein. Coleman widersprach nicht.
»Inzwischen sind wir im Jahr 1996 angelangt. Sie werden zu fünfzehn Jahren bis lebenslänglich verurteilt, und wie es sich für einen braven Rolling-Sixties-Soldaten gehört, wandern Sie klaglos ins Gefängnis. Es verstreichen weitere sieben Jahre, und wir schreiben mittlerweile 2003 , und es kommt wieder zu einem Mord. Eddie Vaughn, ein Kleindealer von den Grape Street Crips, wird, mit einer Flasche Schnaps und einem Joint in seinem Auto sitzend, erschossen und ausgeraubt. Jemand streckt eine Knarre durchs Beifahrerfenster und schießt ihm zweimal in den Kopf und zweimal in die Brust. Aber die Waffe in das Auto zu halten war natürlich ziemlich dilettantisch. Die Patronenhülsen werden ausgeworfen und fliegen kreuz und quer durchs Wageninnere. Und um alle einzusammeln, reicht die Zeit nicht. Der Schütze sammelt zwei Hülsen ein und haut dann einfach ab.«
»Und was soll ich damit zu tun haben, Mann? Ich habe damals hier oben eingesessen.«
Bosch nickte verständnisvoll.
»Da haben Sie völlig recht, Rufus, Sie waren damals hier oben. Aber wissen Sie, 2003 gab es bereits das sogenannte National Integrated Ballistic Identification System. Das ist eine von der ATF eingerichtete Datenbank, in der Geschosse und Hülsen gespeichert werden, die an Tatorten und in Mordopfern gefunden werden.«
»Super.«
»Ballistik, Rufus. Das ist praktisch so, als hätte man Fingerabdrücke. Wie sich herausgestellt hat, haben die Patronenhülsen aus Eddie Vaughns Auto mit der Pistole übereingestimmt, mit der Sie sieben Jahre zuvor Walter Regis umgenietet haben. Zwei Morde, bei denen zwar dieselbe Waffe verwendet wurde, aber begangen wurden sie von zwei verschiedenen Tätern.«
»Ich mach mir fast in die Hosen,
Dee
-tective, so spannend ist das.«
»Ist es tatsächlich, wenn auch für Sie nichts wirklich Neues. Ich weiß, dass damals zwei Ermittler hier hoch gekommen sind, um mit Ihnen über den Vaughn-Fall zu sprechen. Sie wollten wissen, wem Sie die Beretta gegeben haben, nachdem Sie Regis damit erschossen hatten. Sie wollten wissen, wer von den Rolling Sixties Ihnen den Auftrag dazu erteilt hat. Sie dachten nämlich, dass derselbe Typ auch den Mord an Vaughn in Auftrag gegeben haben könnte.«
»Daran kann ich mich, glaube ich, noch erinnern. Ist aber schon eine Weile her. Ich habe damals diesen beiden nichts erzählt und erzähle jetzt Ihnen auch nichts.«
»Ja, ich habe den Bericht herausgesucht. Sie haben den beiden gesagt, sie
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