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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Tisch gegenüberstand. Die Wärter wiesen Coleman darauf hin, dass sie ihn beobachten würden. Dann gingen sie und ließen die beiden Männer allein.
    Coleman starrte Bosch finster an. »Sie sind ’n Cop, oder? Dann wissen Sie wahrscheinlich auch, was passieren kann, wenn ich mit einem Cop in einen Raum gesperrt werde – jedenfalls, wenn einer von diesen Presseheinis was über die Sache geschrieben hat.«
    Bosch antwortete nicht. Er studierte den Mann, der ihm gegenübersaß. Er hatte Karteifotos von ihm gesehen, aber darauf war nur Colemans Gesicht zu sehen gewesen. Er hatte gewusst, dass Coleman groß war – nicht umsonst war er bei den Rolling Sixties der Mann fürs Grobe gewesen –, aber nicht, dass er
so
groß war. Er hatte eine extrem muskulöse, wie aus Stein gemeißelte Statur und einen Hals, der breiter war als sein Kopf – einschließlich der Ohren. Sechzehn Jahre Liegestütze und Sit-ups und was sich sonst noch an Übungen in einer Gefängniszelle machen ließ, hatten ihm zu einem Brustkorb verholfen, der locker weiter vorstand als sein Kinn, und seine Oberarmmuskeln sahen aus, als ließen sich damit Walnüsse knacken. Auf den Karteifotos hatte er jedes Mal einen sehr speziellen Haarschnitt. Jetzt war sein Schädel glatt rasiert, und er hatte seine Glatze Gott als Plakatwand zur Verfügung gestellt: Er hatte sich auf beide Seiten ein von Stacheldraht umschlungenes Kreuz tätowieren lassen. Bosch fragte sich, ob er damit beim Bewährungsausschuss Eindruck schinden wollte. Ich bin geläutert. Steht auch auf meinem Kranium.
    »Ja, ich bin ein Cop«, antwortete er schließlich. »Aus L.A.«
    »Sheriff oder PD ?«
    » LAPD . Ich heiße Bosch. Und, Rufus, das wird heute der große Glücks- oder Pechtag Ihres Lebens. Das Gute daran ist, dass Sie selbst entscheiden können, was von beidem es werden soll. Die meisten von uns erhalten nie die Gelegenheit, zwischen Glück und Pech zu wählen. Uns passiert das eine oder das andere einfach. Das nennt man Schicksal. Aber diesmal können Sie es, Rufus. Sie können selbst entscheiden. Jetzt gleich.«
    »Ach ja, wie das? Sind Sie der Typ mit dem ganzen Glück im Gepäck?«
    Bosch nickte.
    »Heute schon.«
    Schon bevor Coleman hereingebracht worden war, hatte Bosch einen Aktenordner auf den Tisch gelegt. Den öffnete er jetzt und nahm zwei Schreiben heraus. Einen Umschlag, der bereits adressiert und frankiert war, ließ er im Ordner. Er war gerade weit genug von Coleman entfernt, dass dieser die Anschrift darauf nicht lesen konnte.
    »Wie ich höre, erhalten Sie nächsten Monat Ihre zweite Chance auf Bewährung«, sagte Bosch.
    »Richtig.« In Colemans Stimme schwang ein Anflug von Neugier und Besorgnis mit.
    »Ich weiß zwar nicht, ob Sie wissen, wie so etwas läuft, aber dieselben zwei Ausschussmitglieder, die vor zwei Jahren Ihren ersten Antrag geprüft haben, kommen jetzt wegen Ihres zweiten wieder her. Sie werden also von zwei Typen begutachtet, die Sie schon mal abgelehnt haben. Das heißt, Sie brauchen Hilfe, Rufus.«
    »Ich habe bereits Gott auf meiner Seite.«
    Er beugte sich vor und drehte den Kopf von einer Seite auf die andere, damit Bosch die tätowierten Kreuze besser sehen konnte. Sie erinnerten Bosch an das Vereinsabzeichen auf den Seiten eines Footballhelms.
    »Also, wenn Sie mich fragen, werden Sie etwas mehr brauchen als Ihre zwei Tattoos.«
    »Ich frage Sie aber nicht, Fünf-Null. Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Ich habe meine Anträge alle beisammen und dazu den Seelsorger von Block D und meine gute Führung. Sogar einen Brief, in dem mir Regis’ Familie verzeiht, habe ich.«
    Walter Regis war der Mann, den Coleman kaltblütig ermordet hatte.
    »Ach ja, und wie viel haben Sie ihnen dafür bezahlt?«
    »Gar nichts habe ich dafür gezahlt. Gebetet habe ich, und Gott hat meine Gebete erhört. Die Familie kennt mich und weiß, wie ich inzwischen drauf bin. Sie vergeben mir meine Sünden genauso wie Gott.«
    Bosch nickte und blickte eine Weile auf die zwei Briefe auf dem Tisch, bevor er fortfuhr.
    »Na schön, Sie haben also bereits alles geregelt. Sie haben den Brief, und Sie haben Gott. Dann sind Sie vielleicht nicht mehr darauf angewiesen, dass ich mich für Sie einsetze, Rufus, aber Sie wollen doch sicher nicht, dass ich gegen Sie arbeite. Genau das ist nämlich der Punkt. Das wollen Sie doch sicher nicht.«
    »Jetzt rücken Sie schon raus damit. Was wollen Sie?«
    Bosch nickte. Jetzt kamen sie der Sache näher. Er zog den Umschlag aus dem

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