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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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erzählen?«, fragte Coleman verständnislos.
    »Ihre
true story,
Ihre wahre Geschichte. Ich will sie hören.«
    Coleman schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mann. So hieß der Typ. Trumont Story. Alle haben ihn Tru genannt, T-R-U geschrieben. Er hat mir die Knarre gegeben, damit ich den Job erledige, und hinterher habe ich sie ihm wieder zurückgegeben.«
    Bosch nickte. Er hatte erreicht, weswegen er hergekommen war.
    »Da wäre allerdings noch was«, sagte Coleman.
    »Und was?«
    »Tru Story ist schon lange tot, Mann. Habe ich jedenfalls gehört.«
    Bosch hatte sich während des Flugs nach San Francisco gut vorbereitet. In den letzten zwanzig Jahren waren die Verluste der Gangs von South L.A. in die Tausende gestiegen. Deshalb wusste er, die Wahrscheinlichkeit, dass er nach einem Toten suchte, war relativ hoch. Er wusste aber auch, dass die Spur nicht unbedingt bei Tru Story endete.
    »Schicken Sie den Brief jetzt trotzdem ab?«, fragte Coleman.
    Bosch stand auf. Er war fertig. Der brutale Mann, der ihm gegenüber saß, war ein eiskalter Mörder und befand sich an dem Ort, an dem er zu sein verdiente. Aber Bosch hatte eine Abmachung mit ihm getroffen.
    »Wahrscheinlich ist das eine Frage, über die Sie oft nachgedacht haben«, sagte er. »Was werden Sie tun, wenn Sie hier rauskommen und Ihre Tochter umarmen können?«
    Coleman antwortete, ohne zu zögern.
    »Ich suche mir eine Straßenecke.«
    Er wartete, denn er wusste, Bosch würde es falsch auffassen.
    »Und ich werde anfangen, zu predigen. Ich werde allen erzählen, was ich gelernt habe. Was ich weiß. Die Gesellschaft wird keine Probleme mehr mit mir haben. Ich werde weiter ein Soldat sein. Aber ein Soldat Christi.«
    Bosch nickte. Er wusste, dass viele, die aus dem Gefängnis kamen, dasselbe vorhatten. Den Weg Gottes zu gehen. Nur wenige von ihnen schafften es. Es war ein System, das von Stammkunden lebte. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Coleman wahrscheinlich einer von ihnen war.
    »Dann schicke ich den Brief ab«, sagte er.

3
    A m Morgen fuhr Bosch zum South Bureau am Broadway, um sich mit Detective Jordy Gant vom Gang Enforcement Detail, der Einheit für Gangbekämpfung, zu treffen. Gant war an seinem Schreibtisch und telefonierte gerade, als Bosch das Büro betrat, aber es war nichts Wichtiges, und er beendete das Gespräch rasch.
    »Wie lief’s mit Rufus?«, fragte er.
    Sein Lächeln signalisierte Verständnis, wenn Bosch erwartungsgemäß sagen würde, dass der Besuch in San Quentin ein Schuss in den Ofen gewesen war.
    »Er hat mir zwar einen Namen genannt, aber im gleichen Atemzug hat er auch gesagt, dass der Typ tot ist. Könnte also sein, dass er mich austricksen wollte.«
    »Und wie hieß der Typ?«
    »Trumont Story. Mal von ihm gehört?«
    Gant nickte nur und wandte sich einem Aktenstapel auf seinem Schreibtisch zu. Daneben stand eine kleine schwarze Schachtel mit der Aufschrift »Rolling Sixties – 1991 – 1994 «. Bosch kannte diese Schachteln. Darin waren früher die Vernehmungskarten von Außendiensteinsätzen aufbewahrt worden. Das war gewesen, bevor die Polizei angefangen hatte, Ermittlungsdaten digital zu speichern.
    »Stell dir vor«, sagte Gant. »Ganz zufällig habe ich sogar Tru Storys Akte hier liegen.«
    »Ja, was für ein Zufall«, sagte Bosch und griff nach dem Ordner.
    Er schlug ihn bei einem vergrößerten Foto eines Mannes auf, der tot auf einem Gehsteig lag. Die Eintrittswunde an der linken Schläfe rührte von einem aufgesetzten Schuss her. Wo das rechte Auge gewesen war, befand sich eine große Austrittswunde. Auf dem Beton hatte sich eine Lache aus geronnenem Blut gebildet.
    »Interessant«, sagte Bosch. »Sieht ganz so aus, als hätte er jemanden zu nah an sich rangelassen. Ist das immer noch ein offener Fall?«
    »Ja.«
    Bosch blätterte weiter und sah nach dem Datum des Ermittlungsberichts. Trumont Story war seit fast drei Jahren tot. Bosch klappte den Ordner wieder zu und sah Gant an, der in seinem Schreibtischsessel selbstzufrieden grinste.
    »Tru Story ist seit drei Jahren tot, und du hast zufällig seine Akte auf deinem Schreibtisch liegen?«
    »Nein, ich habe sie für dich rausgesucht. Und gleich noch zwei andere dazu, weil ich dachte, dass du dir vielleicht auch noch unsere Vernehmungskarten von ’ 92 ansehen möchtest. Könnte ja sein, dass dir einer der Namen darauf etwas sagt.«
    »Gut möglich. Warum hast du die Akten aus dem Archiv geholt?«
    »Na ja, nachdem wir über deinen Fall und die ATF

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