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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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da ist. Aber ich bin hier, um der Einheit Dampf zu machen. Wir müssen mehr Fälle abschließen. Und um das zu erreichen, müssen wir mehr Fälle bearbeiten. Was ich damit sagen will, ist: Wenn Sie bei diesem nicht weiterkommen, nehmen Sie sich den nächsten vor, weil der nächste derjenige sein könnte, den wir zum Abschluss bringen können. Keine Hobby-Fälle also, Harry. Als ich zu dieser Einheit gekommen bin, haben zu viele von Ihnen an Lieblingsfällen gearbeitet. Dafür ist jetzt keine Zeit mehr.«
    »Verstehe«, sagte Bosch kurz angebunden.
    O’Toole drehte sich um und ging in sein Büro zurück. Als Bosch seiner Rückansicht spöttisch hinterhersalutierte, bemerkte er den Kaffeering auf O’Tooles Hosenboden.
    O’Toole hatte vor kurzem Lieutenant Gail Duvall abgelöst, die sich mit Vorliebe bei heruntergelassenen Jalousien in ihr Büro verkrochen hatte. Ihr Kontakt zur Einheit hatte sich auf ein Minimum beschränkt. O’Toole war das genaue Gegenteil. Er mischte sich in manchmal unerträglichem Maß ein. Es nützte auch nichts, dass er jünger war als die Hälfte der Männer der Einheit und beinahe zwanzig Jahre jünger als Bosch. In einer Einheit, die sich vorwiegend aus alten Hasen zusammensetzte, war sein Übereifer fehl am Platz. Bosch war schon genervt, wenn er O’Toole nur anrücken sah.
    Dazu kam, dass der neue Lieutenant ein typischer Zahlenjongleur war. Er wollte die Fälle wegen der Monats- und Jahresberichte klären, die er in den zehnten Stock hinaufschickte. Ihm ging es nicht darum, lange vergessenen Mordopfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Jedenfalls deutete bisher alles darauf hin, dass O’Toole kein Gespür für die menschlichen Aspekte des Jobs hatte. Einmal hatte sich Bosch eine Rüge von ihm eingehandelt, weil er einen ganzen Nachmittag mit dem Sohn eines Mordopfers verbracht hatte, der zweiundzwanzig Jahre nach der Ermordung seines Vaters den Tatort hatte sehen wollen. Der Lieutenant hatte moniert, der Sohn des Opfers hätte den Tatort auch allein finden und Bosch den halben Tag dazu nutzen können, an einem Fall zu arbeiten.
    Plötzlich drehte sich der Lieutenant um und kam zurück. Bosch fragte sich, ob er den sarkastischen Salut in einem der Fenster des Büros gespiegelt gesehen hatte.
    »Harry, noch zwei Dinge. Vergessen Sie erstens nicht, Ihre Spesenabrechnung für die Reise einzureichen. Ich bekomme mächtig Druck, dass das rechtzeitig erledigt wird, und ich möchte, dass Sie auf jeden Fall alles zurückbekommen, was Sie aus eigener Tasche vorgestreckt haben.«
    Bosch dachte an das Geld, das er auf das Kantinenkonto des zweiten Häftlings, den er aufgesucht hatte, eingezahlt hatte.
    »Machen Sie sich deswegen mal keine Sorgen«, sagte er. »Ich hatte keine großen Auslagen. Ich habe im Balboa einen Hamburger gegessen, und das war’s auch schon.«
    Das Balboa Grill & Bar in San Francisco lag ungefähr auf halbem Weg zwischen dem Flughafen und San Quentin und war bei Mordermittlern des LAPD sehr beliebt.
    »Wirklich?«, sagte O’Toole. »Ich möchte auf keinen Fall, dass Sie dabei draufzahlen.«
    »Nein, nein, schon okay.«
    »Na, dann gut.«
    O’Toole wollte sich gerade entfernen, aber jetzt hielt Bosch ihn zurück.
    »Was war das Zweite? Sie haben gesagt, zwei Dinge.«
    »Ach so, stimmt. Alles Gute zum Geburtstag, Harry.«
    Überrascht legte Bosch den Kopf zurück.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß den Geburtstag von jedem. Von jedem, der für mich arbeitet.«
    Bosch nickte. Ihm wäre lieber gewesen, O’Toole hätte »mit mir« statt »für mich« gesagt.
    »Danke«, sagte er.
    Danach ging O’Toole endgültig, und Bosch war froh, dass der Bereitschaftsraum leer war und niemand mitbekommen hatte, dass er Geburtstag hatte. In seinem Alter konnte das eine Salve von Fragen über seine Pensionierung nach sich ziehen – ein Thema, das er zu meiden versuchte.
     
    Endlich allein, stellte Bosch zunächst den chronologischen Ablauf zusammen. Er begann mit dem Mord an Jespersen, den er auf den 1 . Mai 1992 datierte. Obwohl der Todeszeitpunkt nicht exakt zu bestimmen war und Jespersen am späten Abend des 30 . April ermordet worden sein konnte, legte er sich offiziell auf den 1 . Mai fest, weil das der Tag war, an dem Jespersen gefunden und mit höchster Wahrscheinlichkeit auch ermordet worden war. Danach trug er der Reihe nach alle Morde ein, die möglicherweise oder tatsächlich mit der Beretta 92 begangen worden waren. Eingang fanden in diesen Ablauf auch die zwei

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