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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ich ihn sprechen könnte, und dann haben sie es für mich arrangiert.«
    Zuerst schwieg sie, doch als sie schließlich antwortete, lag unüberhörbarer Nachdruck in ihren Worten.
    »Nein, wir müssen sehr wohl darüber reden. Ich will alles wissen, was er gesagt hat, alles, was du gesehen hast. Er ist mein Sohn, Harry. Egal, was er getan hat, er ist mein Sohn.«
    Bosch nickte.
    »Er hat gesagt, ich soll dir ganz liebe Grüße von ihm bestellen.«

5
    A ls Bosch nach dem Mittagessen in den Bereitschaftsraum von Offen-Ungelöst zurückkam, war dort alles beim Alten. Die schwarze Schachtel war da, wo er sie stehengelassen hatte, und sein Partner saß in ihrem Abteil an seinem Schreibtisch und tippte etwas in seinen Computer ein. Ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, fragte er: »Und, wie geht’s, Harry?«
    »Es geht so.«
    Bosch setzte sich und wartete ab, ob Chu seinen Geburtstag erwähnen würde, was dieser aber nicht tat. Ihre Schreibtische standen an den beiden Seitenwänden des Abteils, so dass sie Rücken an Rücken saßen. Im alten Parker Center, wo Bosch den größten Teil seiner Polizeilaufbahn verbracht hatte, hatten sich Partner an aneinandergeschobenen Schreibtischen gegenübergesessen. Bosch saß lieber Rücken an Rücken. Das verschaffte ihm mehr Privatsphäre.
    »Was ist das für eine schwarze Schachtel?«, fragte Chu hinter ihm.
    »Vernehmungskarten von den Rolling Sixties. Ich klammere mich hier an jeden Strohhalm und hoffe, dass irgendetwas auftaucht.«
    »Na, dann viel Glück.«
    Als Partner wurden sie auf dieselben Fälle angesetzt, die sie dann aber unter sich aufteilten und so lange allein bearbeiteten, bis ein Außendiensteinsatz wie eine Observierung oder die Durchsetzung eines Durchsuchungsbeschlusses anstand. Auch Festnahmen wurden immer im Team vorgenommen. Dieses Vorgehen verschaffte jedem von beiden Einblick in das Arbeitspensum des anderen. In der Regel trafen sie sich jeden Montagmorgen auf einen Kaffee, um ihre Fälle durchzusprechen und zu sehen, wie weit ihre aktuellen Ermittlungen gediehen waren. Bosch hatte Chu von seinem Besuch in San Quentin bereits am Nachmittag zuvor erzählt, als er aus San Francisco zurückgekommen war.
    Bosch öffnete die Schachtel und betrachtete den dicken Stapel Vernehmungskarten. Sie alle gründlich durchzusehen würde wahrscheinlich den Rest des Nachmittags und einen Teil des Abends in Anspruch nehmen. Das machte ihm nichts, aber er war von Natur aus ungeduldig. Er nahm den Packen Karteikarten heraus und blätterte sie rasch durch. Sie waren chronologisch geordnet und deckten die vier auf dem Etikett der Box angegebenen Jahre ab. Er beschloss, sich zunächst auf das Jahr von Anneke Jespersens Ermordung zu konzentrieren. Er suchte die Karten von 1992 heraus und begann, sie zu studieren.
    Er brauchte nur ein paar Sekunden für jede Karte. Namen, Pseudonyme, Führerscheinnummern und verschiedene andere Angaben. Oft hatte der Officer, der die Vernehmung durchführte, die Namen anderer Gang-Mitglieder notiert, die zum Zeitpunkt der Außendienstvernehmung mit dem Vernommenen zusammen waren. Bosch stellte fest, dass einige Namen immer wieder auf den Karten auftauchten, entweder als Vernommene selbst oder als Bekannte eines Vernommenen.
    Bosch zeichnete jede auf den Karten vermerkte Adresse – den Ort der Vernehmung und den im Führerschein des Vernommenen eingetragenen Wohnsitz – in den Thomas-Brothers-Stadtplan ein, in den er bereits die Beretta- 92 -Morde eingetragen hatte. Er suchte nach Zusammenhängen mit den sechs Morden in seiner Zeittabelle. Es gab mehrere, und die meisten davon waren offensichtlich. Zwei der Morde waren an Straßenecken passiert, die dafür bekannt waren, dass dort mit Drogen gedealt wurde. Aus diesem Grund filzten Streifenpolizisten und CRASH -Einheiten fast zwangsläufig Gang-Mitglieder, die sich an solchen Stellen aufhielten.
    Nach zwei Stunden, in denen Boschs Nacken und Rücken von den immer gleichen Handgriffen des Kartensortierens zunehmend steifer wurden, stieß er endlich auf etwas, was seinen Puls schneller gehen ließ. Ein Jugendlicher, der auf der Vernehmungskarte als ein Rolling-Sixties-» BG «, als Babygangster, bezeichnet wurde, war am 9 . Februar 1992 angehalten worden, weil er sich an der Ecke Florence und Crenshaw herumtrieb. Der Name auf seinem Führerschein war Charles William Washburn. In der Szene war er jedoch der Karte zufolge nur als » 2 -Small« bekannt. Er hatte es mit seinen sechzehn Jahren und

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