Black Box: Thriller (German Edition)
die Wahrheit.«
»Meinst du wirklich? Findest du tatsächlich, ich soll mit ihr reden? Sie hat gesagt, das muss ich nicht.«
»Du kannst ohne weiteres mit ihr reden, aber sag ihr nur die Wahrheit. Sag auf keinen Fall etwas, von dem du glaubst, es könnte mir helfen. Sag ihr nur die Wahrheit, soweit du sie kennst. Alles klar, Hannah? Es ist wirklich vollkommen harmlos.«
»Und was ist mit Shawn?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Können ihm daraus irgendwelche Nachteile erwachsen?«
»Nein, Hannah, mit ihm hat das alles nichts zu tun. Es geht dabei nur um mich, nicht um Shawn. Lass sie also in dein Büro kommen und beantworte ihre Fragen. Und sag ihr nichts als die Wahrheit. Okay?«
»Wenn du meinst, das ist okay so.«
»Ist es. Und mach dir deswegen keine Sorgen. Aber ruf mich noch mal kurz an, wenn sie weg ist.«
»Das geht nicht. Ich habe Termine. Und wenn ich mit ihr rede, komme ich noch mehr unter Zeitdruck.«
»Mach einfach schnell mit ihr und ruf mich an, wenn du die Verzögerung aufgearbeitet hast.«
»Könnten wir nicht einfach heute Abend zusammen essen gehen?«
»Klar, fände ich prima. Ruf mich an, oder ich rufe dich an, und dann überlegen wir, wo wir hingehen.«
»Alles klar. Jetzt geht es mir schon wieder wesentlich besser, Harry.«
»Na, siehst du, Hannah. Wir reden später.«
Er legte auf und wandte sich wieder dem Mordbuch zu. Chu, der die Hälfte von Boschs Gespräch mit Hannah Stone mitbekommen hatte, fragte: »Sie geben also wegen dieser Geschichte keine Ruhe?«
»Nein. Hat Mendenhall dich auch für eine Gespräch einbestellt?«
»Nein, bisher habe ich noch nichts von ihr gehört.«
»Keine Angst, wirst du noch. Wenn überhaupt irgendwas, dann wirkt sie wie eine ziemlich gründliche Ermittlerin.«
Bosch blätterte zum Beginn des Mordbuchs, um noch einmal die Aussage Francis John Dowlers zu lesen, des Nationalgardisten, der Anneke Jespersens Leiche in der vom Crenshaw Boulevard abgehenden Durchfahrt gefunden hatte. Das Protokoll war eine Mitschrift des Telefongesprächs, das Gary Harrod von der Riot Crimes Task Force mit ihm geführt hatte. Bosch und Edgar hatten keine Gelegenheit erhalten, Dowler am ersten Abend der Ermittlungen zu vernehmen. Harrod hatte sich erst fünf Wochen nach dem Mord telefonisch mit ihm in Verbindung gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt war er in seinem Heimatort Manteca bereits wieder ins normale Berufsleben zurückgekehrt.
Dem Protokoll zufolge war Dowler damals siebenundzwanzig Jahre alt und von Beruf Fahrer eines Sattelzugs. Er war sechs Jahre bei der California National Guard und dort der in Modesto stationierten 237 th Transportation Company zugeteilt gewesen.
Ein Adrenalinstoß schoss durch Boschs Körper. Modesto. Aus Modesto hatte zehn Jahre nach dem Mord an Anneke Jespersen ein Mann angerufen, der sich als Alex White ausgegeben hatte.
Bosch drehte sich auf seinem Stuhl zu Chu herum und zeigte ihm die Info über die 237 th, woraufhin Chu sagte, dass seine Internetsuche ergeben hatte, dass die 237 th eine der drei Nationalgardeeinheiten war, die sowohl am Golf bei Desert Storm als auch in Los Angeles bei den Unruhen zum Einsatz gekommen waren.
Chu las von seinem Bildschirm ab. »Da wären die 237 th aus Modesto und die 26 - 68 th aus Fresno. Beides Logistikkompanien – hauptsächlich Fernfahrer. Die dritte Einheit war die 72 th aus Sacramento. Das war Militärpolizei.«
Fernfahrer
war das entscheidende Stichwort. Bosch dachte an die Lkws, die die konfiszierten Waffen zur Vernichtung in die saudische Wüste gekarrt hatten.
»Konzentrieren wir uns erst mal auf die 237 th. Der Typ, der die Leiche gefunden hat, war von der 237 th. Was hast du sonst noch rausgefunden?«
»Bisher nicht viel. Hier steht, dass die Einheit zwölf Tage in Los Angeles war. Die Männer hatten nur einen einzigen Verletzten zu verzeichnen – ein Typ hat mit einer Flasche eine übergezogen bekommen und musste wegen einer Gehirnerschütterung eine Nacht ins Krankenhaus.«
»Und was gibt’s von Desert Storm?«
Chu deutete auf den Bildschirm.
»Das habe ich gerade hier. Ich lese dir den Bericht über ihren Einsatz bei Desert Storm vor. ›Die Soldaten der 237 th wurden am 20 . September 1990 mit zweiundsechzig Mann mobilisiert. Die Kompanie traf am 3 . November in Saudi-Arabien ein. Bei den Operationen Desert Shield und Desert Storm transportierte die Einheit einundzwanzigtausend Tonnen Fracht sowie fünfzehntausend Mann Personal und Kriegsgefangene und legte dabei
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