Black Box: Thriller (German Edition)
Deshalb ist sie richtig scharf drauf, trotz der Kälte dort oben und allem.«
»Ja, aber sag ihr, sie soll bloß vorsichtig sein. O’Toole wird jede Spesenrechnung genau prüfen.«
»Hab ich bereits. Aber, was steht bei dir an, Harry? Ich seh’s dir richtig an, du bist total heiß auf was. Wieder eine deiner Ahnungen?«
»Ja. Ich bräuchte dich für Folgendes: Kannst du dich mal eben an den Computer setzen und für mich rausfinden, welche Einheiten der California National Guard bei den Unruhen 1992 nach Los Angeles geschickt wurden?«
»Das dürfte kein Problem sein.«
»Und dann versuche rauszufinden, welche dieser Einheiten im Jahr davor bei Desert Storm in der Golfregion dabei waren. Weißt du, was ich meine?«
»Klar, du möchtest wissen, welche Einheiten an beiden Orten waren.«
»Genau. Und sobald du eine entsprechende Liste zusammengestellt hast, möchte ich wissen, wo sie in Kalifornien stationiert waren und was sie bei Desert Storm gemacht haben. Wo sie eingesetzt wurden und so. Ginge das?«
»Klar, bin schon dabei.«
»Gut. Und ich schätze mal, die meisten dieser Einheiten haben wahrscheinlich Online-Archive, Websites, digitale Scrapbooks, Dinge in der Art. Mich interessieren vor allem Namen. Namen von Soldaten, die 1991 bei Desert Storm und ein Jahr später in L.A. dabei waren.«
»Alles klar.«
»Gut. Danke, David.«
»Du brauchst mich übrigens nicht mit dem Vornamen anzusprechen, wenn dir das unangenehm ist, Harry. Ich habe mich längst daran gewöhnt, mit dem Nachnamen angesprochen zu werden.«
Chu schaute auf seinen Monitor, als er das sagte.
»Ist das so offensichtlich?«, fragte Bosch.
»Irgendwie schon«, sagte Chu. »Ich meine, nachdem du mich so lange immer nur Chu genannt hast.«
»Wie findest du das: Wenn du rausbekommst, was ich wissen will, nenne ich dich von jetzt an nur noch Mr. Chu.«
»Das kannst du dir sparen. Aber sagst du mir vielleicht, warum wir diese Suchen machen? Was hat das mit Jespersen zu tun?«
»Hoffentlich alles.«
Darauf erklärte Bosch seinem Partner die neue Theorie, die er in dem Fall verfolgte: dass Anneke Jespersen an einer Reportage gearbeitet hatte und nicht wegen der Unruhen nach L.A. gekommen war, sondern weil sie hinter einem Angehörigen der California-National-Guard-Einheiten her war, die im Jahr zuvor in der Golfregion gewesen waren.
»Was ist dort drüben passiert, dass sie sich für diesen Typen interessiert hat?«, fragte Chu.
»Das weiß ich noch nicht«, sagte Bosch.
»Was wirst du machen, solange ich das rauszufinden versuche?«
»Ich werde anderen Anhaltspunkten nachgehen. Einige dieser Typen stehen bereits im Mordbuch. Die werde ich mir als Erstes vornehmen.«
Bosch stand auf und schob seinen Stuhl an seinen Schreibtisch zurück. Er setzte sich und schlug das Originalmordbuch des Jespersen-Falls auf. Bevor er damit beginnen konnte, die Zeugenaussagen durchzusehen, läutete sein Telefon.
Er schaute auf das Display und sah, dass es Hannah Stone war. Bosch hatte zu tun und kam gerade in Schwung. Normalerweise hätte er den Anruf auf die Mailbox gehen lassen, aber irgendetwas sagte ihm, dass es besser war, dranzugehen. Hannah rief ihn selten im Dienst an. Wenn sie mit ihm reden wollte, schickte sie ihm normalerweise immer erst eine SMS , um zu sehen, ob es ihm gerade passte.
Er nahm ab.
»Hannah? Was gibt’s?«
Ihre Stimme war ein aufgeregtes Flüstern.
»Im Wartezimmer ist eine Frau von der Polizei. Sie sagt, sie möchte über dich und meinen Sohn mit mir sprechen.«
Ihre Stimme war gepresst vor Angst; sie schien einer Panik nahe. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging, und Bosch wurde bewusst, dass er damit hätte rechnen müssen, dass sie mit ihr würden sprechen wollen. Er hätte sie warnen sollen.
»Nur keine Aufregung, Hannah, alles nur halb so wild. Hat sie dir ihre Karte gegeben? Heißt sie zufällig Mendenhall?«
»Ja, sie hat gesagt, sie wäre Detective bei Polizeistandards oder so was Ähnlichem. Aber Karte hat sie mir keine gegeben. Sie ist einfach aufgetaucht, ohne vorher anzurufen.«
»Trotzdem, mach dir ihretwegen keine Sorgen. Sie ist vom Professional Standards Bureau und wird nur von dir wissen wollen, was du über mein Treffen mit Shawn weißt.«
»Was? Warum?«
»Weil mein Lieutenant deswegen Ärger macht. Im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, dass ich im Dienst persönliche Interessen verfolgt habe. Wirklich, Hannah, das Ganze ist nur halb so wild. Erzähl ihr einfach, was du weißt. Sag ihr
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