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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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verschiedene Möglichkeiten gab, Souvenirwaffen in die Heimat zu schmuggeln. Dieser Brauch war so alt wie die Army selbst. Während seiner Dienstzeit in Vietnam war die einfachste Methode gewesen, die Waffe zu zerlegen und die einzelnen Teile nach und nach mit der Post nach Hause zu schicken.
    »Was denken Sie gerade, Detective?«
    Bosch lachte leise.
    »Ich denke … ich denke, dass ich herausfinden muss, wer die Pistole hierhergebracht hat. Mein Opfer war Fotoreporterin. Sie hat über diesen Krieg berichtet. Ich habe eine Reportage gelesen, die sie über den Highway of Death geschrieben hat. Ich habe die Fotos gesehen, die sie gemacht hat …«
    Bosch musste die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Anneke Jespersen die Pistole, mit der sie ermordet worden war, selbst nach Los Angeles mitgebracht hatte. Es schien zwar unwahrscheinlich, aber er durfte nicht unberücksichtigt lassen, dass sie an dem Ort gewesen war, an dem sich die Waffe zum letzten Mal nachweisen ließ.
    »Seit wann gibt es eigentlich auf Flughäfen Metalldetektoren?«, fragte er.
    »Oh, schon einige Zeit«, sagte Wingo. »Angefangen hat das nach den ganzen Flugzeugentführungen in den siebziger Jahren. Dass allerdings auch das eingecheckte Gepäck kontrolliert wird, wurde erst wesentlich später eingeführt, und das auch nicht einheitlich.«
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Sie ist mit leichtem Gepäck gereist. Sie war, glaube ich, nicht der Typ, der beim Einchecken seinen Koffer aufgibt.«
    Er konnte es sich nicht vorstellen. Es schien ihm äußerst unwahrscheinlich, dass Anneke Jespersen an die Pistole eines toten oder gefangenen irakischen Soldaten gekommen war und sie zuerst nach Hause und dann in die Vereinigten Staaten geschmuggelt hatte, um schließlich damit erschossen zu werden.
    »Hört sich nicht sehr vielversprechend an«, bemerkte Wingo. »Aber wenn Sie eine Liste der Bewohner des Viertels zusammenstellen, in dem Ihr Opfer getötet wurde, wüssten Sie zumindest schon mal, wer beim Militär war und im Golfkrieg gedient hat. Wenn in der unmittelbaren Umgebung des Tatorts jemand gewohnt hat, der gerade aus der Golfregion zurückgekommen ist … Sie wissen ja, dass damals das Golfkriegssyndrom ein großes Thema war, die Hitze und die Chemikalien, denen die Soldaten ausgesetzt waren. Viele Gewaltverbrechen in der Heimat wurden auf diesen Krieg zurückgeführt. Der Soldat aus Fort Bragg – er hat es zu seiner Verteidigung vorgebracht.«
    Bosch nickte zwar, aber er hörte Wingo schon nicht mehr zu.
    Plötzlich fügte sich alles zusammen, Texte und Bilder und Erinnerungen … Eindrücke von besagter Nacht in der Durchfahrt am Crenshaw Boulevard. Von Soldaten an der Straße. Von Schwarzweißfotos von Soldaten auf dem Highway of Death … von den gesprengten Kasernen in Dhahran und den rauchenden Überresten eines Army-Humvees … von den Lichtern auf dem Humvee, mit dem sie in die Durchfahrt gefahren waren …
    Die Ellbogen auf die Knie gestützt, beugte sich Bosch vor und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
    »Ist irgendwas, Detective Bosch?«, fragte Wingo.
    »Nein, nein. Alles okay.«
    »Den Eindruck machen Sie aber nicht.«
    »Ich glaube, sie waren da …«
    »Wer war wo?«
    Bosch, die Hände immer noch oben auf seinem Kopf, merkte, dass er laut gesprochen hatte.
    Er drehte den Kopf zur Seite und sah Wingo an. Aber ihre Frage beantwortete er nicht.
    »Sie haben es geschafft, Agent Wingo. Ich glaube, Sie haben die Black Box aufbekommen.«
    Er stand auf und blickte zu ihr hinab.
    »Danke und danke auch an Rachel Walling. Ich muss jetzt gehen.«
    Er drehte sich um und ging auf den Eingang des PAB zu. Wingo rief ihm hinterher.
    »Was ist die Black Box?«
    Er antworte nicht. Er ging einfach weiter.

20
    B osch eilte durch den Bereitschaftsraum zu seinem Schreibtisch. Er sah Chu auf seinen Monitor starren. Bosch betrat das Abteil, zog sich seinen Schreibtischstuhl heran und rollte ihn neben den von Chu. Er setzte sich verkehrt herum darauf und begann mit eindringlicher Stimme zu sprechen. »Woran arbeitest du gerade, David?«
    »Ähm, ich schaue, wie ich am besten nach Minnesota komme.«
    »Fährst du jetzt doch ohne mich? Ist aber völlig okay, hab ich dir ja gesagt.«
    »Ich glaube, ich muss da hin – oder mit was anderem anfangen, während ich warte.«
    »Dann ist es sicher richtig, wenn du fährst. Hast du dich schon umgehört, wer sonst noch mitkommen könnte?«
    »Ja, Trish the Dish ist dabei. Sie hat Verwandte in St. Paul.

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