Black Cats 01. Was kostet der Tod
brach Stacey das Herz. Denn es stimmte einfach nicht. Hope Valley war ein guter Ort. Ein sicherer Ort. Ganz im Gegensatz zum Rest der Welt. »Sie sehen nur das Schlimmste vom Schlimmsten. Es gibt hier viel mehr gute Menschen als schlechte. Aber nach denen suchen wir nicht unbedingt, oder?«
»In der Strafverfolgung verbringt niemand seine Zeit damit, die Guten aufzuspüren«, erwiderte Dean.
»Leider.« Mulrooney räusperte sich. »Wenn ihr mich fragt – ich wäre viel lieber Ned Flanders auf den Fersen als dem beschissenen Jack the Ripper.« Er tauschte einen kurzen Blick mit Stokes. »Alles klar, wir fahren wieder zurück zu dieser Kneipe.«
Stacey überlegte mehrere Sekunden lang, bevor sie den Mund aufmachte. Sie dachte darüber nach, worüber sie vor zwei Tagen mit Dean gesprochen hatte. Über die verschiedenen Möglichkeiten, über das Täterprofil. Darüber, dass jemand, den sie sehr gut kannte, vielleicht ein Ungeheuer war.
Es schien ihr undenkbar. Aber sie konnte nicht leugnen, dass es überprüft werden musste. Und da sie zu ihrem Vater fahren musste und die anderen Agenten eine Beschäftigung brauchten, bis sie wieder zusammentreffen und Warren herbeizitieren konnten, lag es auf der Hand, dass die beiden diese Überprüfung durchführen würden. »Es gibt noch jemanden, den Sie sich vielleicht vornehmen sollten«, murmelte sie und wich Deans Blick aus. Sie beugte sich vor, notierte einen Namen und eine Adresse auf einem Zettel und reichte ihn Special Agent Stokes.
»Sie glauben, dieser Mann könnte etwas damit zu tun haben?«
Glaubte sie das? Glaubte sie das wirklich? Es schien unmöglich.
Andererseits – vor einer Woche schien es ihr auch noch völlig unmöglich, dass jemand unschuldige Opfer umbrachte und sich von anderen Leuten für das Privileg bezahlen ließ, ihm dabei zuzusehen.
»Ich weiß nicht, ob ich ihn als Verdächtigen bezeichnen würde«, gab sie zu. »Aber in der Nacht, in der Lisa verschwand, ist er in der Bar gewesen. Und sowohl sein Hintergrund als auch seine Lebensführung lassen zumindest die Möglichkeit zu. Wir sollten ihn uns auf jeden Fall mal ansehen.«
Dean warf über Staceys Schulter hinweg einen Blick auf den Zettel und las den Namen. Seine einzige Reaktion war ein kurzes Nicken. Aber das Funkeln seiner Augen verriet ihr, dass er der gleichen Ansicht war.
Der beste Freund ihres Bruders, Randy Covey, sollte auf jeden Fall überprüft werden.
Wyatt hatte gewusst, dass ihre Chancen schlecht standen. Brandon und Lily leisteten ausgezeichnete Arbeit, aber es war ziemlich viel verlangt, eine internationale Website abzuschießen, von der sie noch nicht einmal wussten, auf welchen Servern sie lag.
Aber irgendwie hatte er tief in seinem Inneren erwartet, dass es ihnen gelang.
Obwohl er wusste, dass man ihm dafür die Hölle heißmachen würde; obwohl er wusste, dass sie ihn kritisieren würden, weil er den ganzen Einsatz gefährdete; obwohl er wusste, dass man ihm die Schuld geben würde, wenn dieser verfluchte Sensenmann untertauchte und sich für den Rest seines Lebens in der Anonymität vergrub – obwohl er das alles wusste, wollte er, dass Brandon und Lily es schafften.
Sie hatten es nicht geschafft.
Sie hatten es nicht geschafft.
Er hätte nicht sagen können, wer verstörter gewesen war: Brandon, weil der Fehlschlag eine Beleidigung für seine Fähigkeiten darstellte. Oder Lily, weil sie Lily war.
Ihre Reaktion würde ihn bis in alle Ewigkeit verfolgen. Vielleicht würde er es sich nie verzeihen können, dass er sie überhaupt eingestellt hatte. Dabei hatte er ihre Schwächen gekannt.
Lily war nahezu besessen von dieser abartigen Figur, die sich Lovesprettyboys nannte. Als genau dieser Perversling die Auktion gewann und seinen kranken Wunsch äußerte, hatte es der jungen Agentin beinahe den Boden unter den Füßen weggezogen.
»Ein Junge«, flüsterte er und konnte es immer noch nicht glauben. »Er hat dafür bezahlt, dass er dabei zuschauen darf, wie jemand einen kleinen Jungen vergewaltigt und ermordet.«
Für Lily Fletcher hätten keine schlimmeren Worte auf dem Bildschirm stehen können. Keine anderen Worte hätten ihr einen solchen Stich ins Herz versetzen können – als würde sie selbst von einer der Sensen durchbohrt werden, die dieser Irre auf Satan’s Playground schwang.
Er hatte versucht, mit ihr zu reden. Sie hatte ihm gesagt, dass das nicht nötig sei.
Er hatte versucht, sie nach Hause zu schicken. Sie hatte sich geweigert zu
Weitere Kostenlose Bücher