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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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offen und wirr auf ihre Schultern herab, als könne sie nicht den Willen aufbringen, es an ihrem freien Tag zu bürsten. Ihre Augen … der Schimmer von Hoffnung, der sie jeden Mittwoch hierhertrieb, war hinter all dem Kummer kaum sichtbar.
    »Es tut mir leid, Mrs Freed.« Stacey fasste die Frau am Arm, als fürchte sie, sie könne zusammenbrechen. »Ich habe keine Neuigkeiten für Sie.«
    Winnie biss sich auf die Lippe. Stacey fragte sich, ob ihr jämmerlicher Ehemann überhaupt dafür sorgte, dass sie regelmäßig etwas aß, und murmelte: »Am besten gehen wir in mein Büro und setzen uns.«
    »Ich habe Kaffee gekocht, und es gibt frische Donuts.« Connie beeilte sich, von ihrem Schreibtisch aufzustehen und hinter dem Empfangstresen hervorzukommen.
    Stacey führte Mrs Freed den Flur hinunter in ihr Büro und schob ihr den Besuchersessel hin. Jacke und Hut warf sie über den Kleiderhaken, dann setzte sie sich. »Geht es Ihnen gut?«
    Die Frau überhörte die Frage. »Haben Sie wirklich nichts von Lisa gehört?«
    Langsam schüttelte Stacey den Kopf.
    »Aber Sie haben gesucht?«
    »Ja. Ich habe Ihnen versprochen, nicht aufzugeben, und das Versprechen halte ich. Die ganze Zeit suche ich nach Lisas Namen. Ich halte ihre Vermisstenmeldung aktiv und stelle sie immer wieder neu ein.«
    Nicht, dass das irgendetwas half. Lisa Zimmerman, Winnies dreiundzwanzigjährige Tochter, war offensichtlich unauffindbar. Staceys Ansicht nach war das genau, was die junge Frau wollte. Falls sie sie jemals aufspüren sollten, würde sie sich stark zurückhalten müssen, ihr keine Ohrfeige zu verpassen.
    Sei fair! Sie holte tief Luft und verdrängte ihren Zorn – sie wusste, dass er nur ihrem Mitleid mit Mrs Freed entsprang. Außerdem war Lisa einmal ein süßes Kind gewesen und Stacey ihre heiß geliebte Babysitterin.
    Schwer zu glauben, was aus dem hübschen, klugen Blondchen geworden war. Und noch schwerer war es, die abgehärmte Drogensüchtige mit dem netten Mädchen in Einklang zu bringen, das Stacey so oft zu Bett gebracht hatte.
    »Sie könnte in einem Krankenhaus im Koma liegen, nicht wahr?« Die Lippen der Frau zitterten. »Manchmal bringen sie so etwas im Fernsehen. Jemand fällt ins Koma, und die Familie kann ihn nicht finden.«
    »Das bezweifle ich«, antwortete Stacey freundlich, aber bestimmt. Seit Monaten suchte Mrs Freed nach einer Erklärung für das Verschwinden ihrer Tochter. Falsche Hoffnungen halfen ihr nicht weiter.
    Doch Stacey war auch nicht grausam genug, ihr geradeheraus zu antworten. Der Frau zu erzählen, dass ihre Tochter höchstwahrscheinlich mit irgendeinem Dealer abgehauen war und sich nicht die Bohne um die Gefühle ihrer Mutter scherte, wäre hartherzig gewesen. Also umschiffte Stacey das Thema, so gut es ging, kam Winnies Bitten nach, hatte allerdings keine Hoffnung, dass ihre Bemühungen irgendwann Erfolg zeigen würden. Lisa würde zurückkommen, wenn sie bereit dafür war – wahrscheinlich pleite und verzweifelt.
    »Aber es kann doch sein, oder? Sie könnte verletzt in einem Krankenhaus liegen, und niemand weiß, wer sie ist!«
    »Jedes Krankenhaus mit einer nicht identifizierten Patientin würde die Vermisstenanzeigen durchgehen.«
    Lisas Mutter stieß einen langen Seufzer aus. Fast sichtbar entwich die Luft aus ihren Lungen. Dabei hatte sie so eine Situation schon einmal durchgemacht. Es wäre nicht das erste Mal, dass die junge Frau weggelaufen war und den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen hatte. So lange hatte sie es zwar noch nie ausgehalten, und sie hatte jedes Mal wenigstens einen Zettel hinterlassen, aber das war immer noch die wahrscheinlichste Erklärung.
    »Glauben Sie, wenn ich ein paar Hundert Dollar zur Belohnung aussetze … ?«
    »Nein, Winnie. Das glaube ich nicht.«
    Einige Leute behaupteten, Lisa wäre von Kindesbeinen an ein Wildfang gewesen. Allerdings hatte Stacey sie so nicht in Erinnerung. Im Gegenteil – sie hatte sie an den Sommertagen, die sie zusammen verbracht hatten, schüchtern und anschmiegsam erlebt. Lisa war so klug, so wissbegierig und aufgeweckt gewesen.
    Dann, als sie zwölf Jahre alt gewesen war, war ihr Vater gestorben. Ihre Mutter hatte wieder geheiratet, und Lisa hatte sich verändert. Sie hatte den falschen Typen mit der falschen Nadel getroffen, und das intelligente Mädchen mit den großen Träumen war zu einer Streunerin mit Ringen unter den Augen und Einstichspuren am Arm geworden.
    »Hier kommt der Kaffee, meine Liebe«, sagte Connie, als sie den Raum

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