Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
mit ihm nicht gut Kirschen essen war, und hielten sich mit Besuchen zurück.
    Wahrscheinlich sollte Stacey dankbar dafür sein, dass ihr Bruder nach der Rückkehr von der Armee lediglich in sich gekehrt und launisch war und nicht gemein und feindselig wie Mr Lee.
    »Noch irgendetwas?«
    »Mitch hat sich krankgemeldet. Er wollte gestern nach der Arbeit sein Dach reparieren … «
    Stacey riss die Augen auf. »Bei der Hitze?« Gestern waren es sicher 38 Grad gewesen – und auch nachts waren die Temperaturen nicht unter 27 Grad gesunken.
    Conny zuckte mit den Schultern. »Männer.«
    Da war etwas dran.
    »Er meinte, er hat sich den Arm gebrochen.«
    »Oh nein!«
    Verdammt! Aber vielleicht war das doch gar nicht so schlecht. Wäre Mitch da gewesen, hätte sie ihm erzählen müssen, welche Dummheiten sein Bruder begangen hatte. Seltsam, wie unterschiedlich die beiden Brüder waren. Mike war ein Schlitzohr, während Mitch ein wirklich lieber Kerl und ein großartiger Deputy war. Er und neun andere halfen Stacey klaglos, in der Stadt und dem Rest des spärlich besiedelten Bezirks für Ordnung zu sorgen.
    »Er hat mir versichert, dass er nächste Woche wiederkommt, allerdings muss er sechs Wochen lang einen Gips tragen. Aber ich soll dir ausrichten, dass es der linke Arm ist und er immer noch schießen kann.«
    »Die letzte Gelegenheit, bei der einer unserer Deputys seine Waffe gebrauchte, war, als Dads Leute ein Reh töten mussten, das jemand auf der Blanchard Road angefahren hatte.« Stacey mochte eine halb automatische Waffe an der Hüfte tragen, aber sie hatte sie bisher nie ziehen müssen – außer zur Reinigung oder für gelegentliche Schießübungen.
    Gerade hatte sie sich zum Gehen umgewandt, da hörte sie Connie flüstern: »Warten Sie!«
    Staceys Körper spannte sich an. Sie wandte sich um und sah jemanden an der Eingangstür. Ein bekanntes Gesicht. »Oh nein! Heute ist Mittwoch.«
    Wie hatte sie das nur vergessen können? Dieses wöchentliche Ritual dauerte nun schon fast anderthalb Jahre an. Jeden Mittwoch. Wie ein schlechter Traum, der sich immer wiederholte und nie ein besseres Ende nahm. Nicht für sie und nicht für die Frau, der sie viermal im Monat das Herz brach.
    Staceys Blick schweifte zum schwarzen Brett neben der Tür. Daran hingen handschriftliche Listen mit den meistgesuchten Verbrechern des FBI und bundesweite Bekanntmachungen über Bankräuber, die nicht einmal von der Existenz von Orten wie Hope Valley wussten. Außerdem waren der Wochenplan des Bereitschaftsdienstes sowie eine Ankündigung für die Sommer-Grillparty mit allen Deputys und ihren Familien dort angeschlagen.
    Es gab auch einen Bereich für Vermisstenanzeigen. Früher hatten dort eine Menge Zettel mit Zeichnungen und einer Belohnung für diejenigen gehangen, die den entlaufenen Hasso oder Baxter oder ein anderes Haustier wiederfanden. In einer Stadt wie dieser baten die Kinder tatsächlich noch um Hilfe, wenn ein Hundebaby verschwunden war, das zuletzt gesehen wurde, als es dem Eismann hinterherlief.
    Solche Zettel hingen nun allerdings nicht mehr da. Aus Respekt gegenüber der Frau, die gerade das Revier betrat, wies dieser Bereich nur noch ein einziges Blatt Papier auf. Mit vergilbten Rändern und verknickten Ecken machte es einen vereinsamten Eindruck.
    Genau wie Mrs Winnie Freed.
    »Morgen, Sheriff«, sagte sie, als sie hereinkam. Eine Welle stickiger Sommerluft folgte ihr. Zusammen mit ungefähr einer Tonne Trauer.
    Staceys Blick fiel auf das unförmige Kleid, das Mrs Freed von den knochigen Schultern hing. Die Dame war höchstens fünfzig, aber sie sah zwanzig Jahre älter aus. Jahrzehntelange Arbeit als Zimmermädchen bei einer großen Hotelkette in Front Royal hatte sie vorzeitig altern lassen. Nach den mehreren Tausend Malen, die sie sich über Betten gebeugt, sie frisch bezogen und aufgeschüttelt hatte, wies ihr Körper die Form eines übergroßen Kommas auf. Ihre schmalen, rötlichen Hände legten Zeugnis ab von unzähligen Eimern Wasser und Reinigungschemikalien. Ihr gesenkter Kopf und der abgewandte Blick offenbarten die Gewohnheit, Hotelgästen gegenüber nicht aufzufallen, sondern möglichst unbemerkt zu bleiben.
    Die körperliche Arbeit war nicht der einzige Grund, warum Mrs Freed heute eine so gebrechliche Frau war. In den vergangenen siebzehn Monaten schien sie geradezu verkümmert zu sein. Seelische Schmerzen hatten tiefe Furchen in ihr bereits abgekämpftes, verhärmtes Gesicht gegraben. Ihr ergrautes Haar hing

Weitere Kostenlose Bücher