Black CATS - Parrish, L: Black CATS
für Sie der Tag gerade erst anbricht. Aber es ist wirklich wichtig. Vielleicht machen Sie sich erst einmal ein wenig frisch und ziehen sich etwas über. Ich kann so lange warten .« Sein Mund wurde schmal. »Es sei denn, Sie waren heute Morgen schon online .«
Sam schüttelte den Kopf. »Nein, war ich nicht .«
»Sehr gut. Gehen Sie nur, ich setze mich inzwischen ins Wohnzimmer .«
Sam schob sich seitwärts in Richtung Schlafzimmer, damit sie ihm nicht den Rücken zudrehen musste. Es war wohl besser, ihm noch einmal die wütende Botschaft auf ihrem Nachthemd zu zeigen, als dem FBI -Agenten beim Gehen ihr Höschen zu präsentieren. Hoffentlich hatte er vorhin nur auf die frechen Worte geachtet und nicht darauf, dass sie beinahe nichts drunter trug. Sie war in die bitterkalte Morgenluft hinausgetreten und hatte ihn höchstwahrscheinlich mit Ehrenspalier empfangen.
Sobald sie die Badezimmertür hinter sich zugezogen hatte, begann ein hektisches Multitasking. Mit einer Hand zog sie sich unbarmherzig den Kamm durch die Haare, während sie sich mit der anderen in Rekordzeit die Zähne putzte. Dann durchwühlte sie schnell ihre Schubladen und zerrte eine alte Kakihose hervor, die noch aus den Zeiten vor ihrer Hochzeit stammte. Die sieben Kilo, die sie in dem Anspruch, eine gute Ehefrau zu sein, durch Diät und Sport verloren hatte, saßen ihr wieder auf der Hüfte, und daher blieb ihr keine große Wahl – wenn sie dem FBI -Agenten nicht schon wieder ihre Jogginghose vorführen wollte.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, stellte sie fest, dass er es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte – wo diesmal kein Wäscheberg lag. Die Putzwut hatte Sam gestern zwar nicht gerade gepackt, aber ein, zwei Dinge hatte sie doch weggeräumt.
»Worum geht’s denn ?« Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und legte den Kippschalter hinter ihrem Rechner um. »Sie hatten gefragt, ob ich online gewesen sei ?«
»Und das waren Sie seit gestern Abend nicht ?« , hakte er nochmals nach.
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe Ihre Kolumne gelesen .«
Sam erstarrte, obwohl sie sich nichts zuschulden hatte kommen lassen. Weder hatte sie angedeutet, dass jemand aus ihrem Bekanntenkreis ermordet worden war, noch dass das FBI an sie herangetreten war. Sie hatte lediglich die Verbrecher, die andere Leute übers Internet ausnutzten, als das bezeichnet, was sie waren: elende Mistkerle. »Und ?«
»Ich fand den Artikel gut .«
Sie war zwar nicht auf seine Anerkennung aus gewesen, sondern hatte nur die Bestätigung bekommen wollen, dass sie ihr Versprechen gehalten hatte. Dennoch hörte sie das Kompliment gern.
»Ziemlich harsche Worte « , fügte er hinzu.
»Sind harsche Worte vielleicht unangemessen, wenn man gerade von dem Mord an zwei Teenagern erfahren hat ?«
»Sie wären erstaunt, wie viele Leute Ihnen da widersprechen würden .«
Das verriet einiges über das menschliche Geschlecht, worüber sie im Augenblick nicht nachdenken wollte. »Wo liegt dann das Problem? Ich habe mich an unsere Absprache gehalten. Es steht nichts über Ryan oder die Ermittlung drin. Oder über Sie .«
Schon gar nicht über Sie. Sam hatte sich alle Mühe gegeben, Lambert aus ihren Gedanken zu verdrängen. Erst recht, nachdem er gestern angerufen und den gestrengen FBI -Agenten hatte heraushängen lassen, der sie beschützen wollte und ihre Arbeitsweise kritisierte. Zum Teufel mit ihm. Er hatte keine Ahnung, was in ihr vorging. Wie die meisten.
Im Grunde genommen hatte er ihr mit seinem missbilligenden Urteil sogar einen Gefallen getan. Es war ihr sehr viel leichtergefallen, so zu tun, als würde sie sich nicht die Bohne für diesen Mann interessieren. Als hätte sie sich nur eingebildet, wie gut sich seine Hand auf ihrer Schulter angefühlt hatte.
Statt zu antworten, griff er in seinen Lederaktenkoffer und zog ein paar Papiere hervor. Als er sie ihr reichte, erkannte sie, was sie da in der Hand hielt, und runzelte verwirrt die Stirn. »Ich weiß, was ich geschrieben habe .«
»Schauen Sie sich die zweite Seite an. Die Kommentare .«
Schnell überflog sie das Papier von oben bis unten.
»Die üblichen Verdächtigen ?« , fragte er.
»Größtenteils .«
»Und Nummer sechs ?«
Sie las den sechsten Eintrag. »Darwin? Sagt mir nichts, abgesehen von den allgemein bekannten Tatsachen .«
»Er gehört also nicht zu Ihrer regelmäßigen Leserschaft ?«
»Nicht unter diesem Namen .« Mit gerunzelter Stirn las sie sich die Zeilen noch einmal durch. »Und
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