Black CATS - Parrish, L: Black CATS
dass ein so reicher, gut aussehender Mann sie begehrt hatte. Sie umworben und geheiratet hatte.
Danach hatte er stets einen seiner fantastischen maßgeschneiderten Anzüge angelegt und war losgefahren, um einen weiteren fantastischen Tag damit zu verbringen, andere Leute im fantastischen Reich von Wall Street & Co. um ihr Geld zu bringen.
Einfach fantastisch.
Seit ihrer Scheidung hatte Sam sich nicht mehr den Wecker gestellt. Kein einziges Mal.
Daher wunderte es sie kaum, als sie ein müdes Auge öffnete und auf der grünen Leuchtanzeige der Nachttischuhr eine Neun, eine Fünf und eine Null entdeckte. Die meisten Menschen würden das als spät bezeichnen – zumal an einem Wochentag. Sie nicht.
Die Frage war bloß, warum sie überhaupt aufgewacht war? Sie hatte ihren Computer sofort heruntergefahren, nachdem sie gegen Mitternacht Sams Wutausbruch den letzten Schliff verliehen hatte. Da sie noch nicht müde genug gewesen war, um ins Bett zu gehen, hatte sie alle Lichter ausgeschaltet und sich auf dem Sofa im Wohnzimmer zusammengerollt, in der Hoffnung, dass sie ihr Gehirn ebenfalls würde abschalten können.
Keine Chance. Stattdessen hatte sie mehrere Stunden damit zugebracht, in ihrem Kopf die Vergangenheit umzuschreiben; hatte sich vorgestellt, dass sie damals an jenem verschneiten Abend zu Hause gewesen wäre und Ryan Smiths Nachrichten gelesen hätte.
Es war schon nach drei, als sie schließlich in ihr Schlafzimmer getrottet und ins Bett gefallen war. Doch nach all diesen Wachträumen hatte sich der Schlaf nicht recht einstellen mögen – als sie das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, war es halb fünf.
Dann hörte sie das Klopfen und begriff, weswegen sie aufgewacht war. »Na großartig « , brummte sie. Erst der Besuch am Dienstag. Dann am Mittwoch ein verkorkster morgendlicher Anruf von Alec, gefolgt von einer Stippvisite ihres Anwalts. Und nun das.
Ihre Mutter konnte es nicht sein. Sie kam nie vorbei, ohne vorher anzurufen – stets in der Hoffnung, dass Sam eines Tages doch noch jemanden fand und eine peinliche Situation entstehen konnte, der man ausweichen müsste. Tricia war bei der Arbeit im Immobilienbüro. Sams Beziehung zu ihren Nachbarn beschränkte sich auf Lächeln und Grüßen, genau wie sie es haben wollte. Rick Young musste eigentlich kapiert haben, dass sie nicht mit ihm ausgehen wollte. Und der Rest ihrer Bekanntschaft hatte es aufgegeben, sie aus ihrem Bau locken zu wollen – sie dachten sich, dass Sam ihren nachehelichen Winterschlaf schon von selbst beenden würde, wenn sie so weit war.
Es klopfte wieder. Sam presste so stark die Zähne aufeinander, dass ihr der Kiefer schmerzte. Dann stand sie auf und marschierte aus dem Schlafzimmer. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, einen Morgenmantel überzustreifen, einen Blick in den Spiegel zu werfen oder sich den Mund auszuspülen.
All das bereute sie bitter, als sie die Tür aufriss und Special Agent Alec Lambert davorstehen sah.
»Mist! « , entfuhr es ihr unwillkürlich.
Seine Mundwinkel zuckten. Sam wollte die Tür schon fast wieder zuschlagen. Aber als ob er das geahnt hätte, trat Lambert einen Schritt vor und verstellte mit seinem breiten Kreuz den Türrahmen wie ein eifriger Zeitungsjunge, der ihr ein Abonnement aufschwatzen wollte. »Ich muss mit Ihnen reden .«
»Schon mal was davon gehört, sich vorher anzumelden ?« Sie zog die Schultern hoch und knüllte den Stoff ihres Nachthemds vor dem Bauch zusammen, obwohl sie ahnte, dass er den männerfeindlichen Spruch dieses Mal mit Sicherheit gelesen hatte.
»Schon mal was davon gehört, ans Telefon zu gehen ?« , entgegnete er. Ohne ihre Aufforderung abzuwarten, trat er an ihr vorbei ins Wohnzimmer. »Wir haben den ganzen Vormittag über versucht, Sie anzurufen .«
Sam warf einen kurzen, schuldbewussten Blick auf ihr Telefon. Nachdem Tricia gestern Abend das dritte oder vierte Mal angerufen hatte, weil sie wissen wollte, wer am Dienstag in Sams Wohnung gewesen war, hatte sie den Klingelton abgestellt. »Tut mir leid .«
Sie erwähnte nicht, dass sie gerade erst aufgestanden war und wahrscheinlich sowieso nicht rangegangen wäre. Die nackten Füße und das Nachthemd – ganz zu schweigen von ihrem zerwühlten Haar – ließen daran ohnehin keinen Zweifel.
»Was wollen Sie denn? Was kann so dringend sein, dass Sie zu dieser unchristlichen Zeit vor meiner Tür stehen ?«
Er schaffte es, sich ein Augenrollen zu verkneifen. »Ich weiß, dass Sie eine Nachteule sind und
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