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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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intelligent. Wie schwer mochte es für eine solche Frau wohl sein, herauszufinden, dass ihr eigener Ehemann so widerliche Vorlieben hatte? Ein derartiger Schlag ins Gesicht konnte jede Frau zur Raserei treiben. Daran zweifelte er nicht.
    Hatte sie genau an jenem Abend das Geheimnis ihres Mannes gelüftet – hatte sie womöglich herausgefunden, dass Roger das Auto gestohlen und vorgehabt hatte, sich an zwei kleinen Kindern zu vergreifen? Welche Ausrede mochte er vorgebracht haben, um sein Verschwinden an mehreren aufeinanderfolgenden Abenden zu entschuldigen? Hatte er vielleicht zugegeben, was er getan hatte?
    Hinter der geschlossenen Bürotür rechts neben ihnen war ein Geräusch zu hören. Ohne zu zögern, legte Wyatt der Schwester die Hand auf die Schulter, drehte sie herum und schob sie vorwärts, damit es so aussah, als würde sie ihm vorangehen. Eine Sekunde später wurde die Tür aufgerissen, und Dr. Judith Underwood erschien im Rahmen.
    Sie bedachte die Empfangsdame mit einem frostigen Blick ihrer schönen Augen, und ihr Gesicht sah aus wie aus Eis gemeißelt. »Ich habe schon befürchtet, Sie hätten sich verirrt.«
    »Tut mir leid«, sagte die junge Frau.
    »Das war ganz allein mein Fehler«, mischte Wyatt sich ein. »Entschuldigen Sie vielmals, dass ich Sie habe warten lassen.«
    Er schenkte ihr ein warmes Lächeln und streckte die Hand aus. Judith Underwood ergriff sie, und ihre Augen weiteten sich, als seine Finger die ihren einen Moment länger festhielten als unbedingt nötig. »Und wieder störe ich Sie bei der Arbeit«, sagte er leise.
    »Das werden Sie irgendwann bei mir wiedergutmachen müssen«, antwortete sie im selben vertraulichen Tonfall. Ihr unterkühlter Gesichtsausdruck schmolz dahin, während sie ihn sanft in ihr Büro zog. Die Sprechstundenhilfe, die bereits wieder fortgehuscht war, schien sie völlig vergessen zu haben.
    »Wie könnte ich das wohl anstellen?«, fragte Wyatt und trat beiseite, als sie die Tür hinter ihm schloss.
    »Mit einem Mittagessen?«
    Nach ihrem Gespräch würde sie wahrscheinlich keinen Appetit mehr haben, aber er zuckte nur vielsagend mit den Schultern, als lautete seine stumme Antwort: Wie wäre es mit einem Abendessen?
    »Bitte, setzen Sie sich.« Sie ging nicht zu ihrem eigenen Platz hinter dem Schreibtisch, sondern ließ sich anmutig auf einem kleinen Sofa nieder, dem zwei gemütliche Sessel gegenüberstanden. Die Kaffeekränzchen-Ecke sollte wohl ängstlichen Patienten die Befangenheit nehmen, bevor sie ihre Lachfältchen und Doppelkinne ans Messer lieferten.
    »Danke«, sagte er und ließ sich Zeit, als interessierte er sich brennend für ihre elegante Büroeinrichtung. Er sah sich um und musterte die Abschlussurkunden, Auszeichnungen und Dankesbriefe von zufriedenen Patienten. Es gab nur ein Bild, und das war die gleiche riesige Aufnahme von der Familie Underwood vor dem Strandhaus, die im Flur hing. Wyatt konnte sich erinnern, dass es auch die Wände in Dr. Keans Büro zierte – war es vielleicht der Beitrag des alten Dr. Underwood zur Verschönerung der Praxis?
    Noch eins fiel Wyatt auf. Es gab kein Foto von Roger Underwood. Kein einziges Bild, das die trauernde Witwe an ihren kürzlich verschiedenen Mann erinnerte.
    Aber das machte nichts. Er hatte etwas anderes dabei, was ihre Erinnerung an ihn auffrischen würde.
    Der subtile Flirt hatte sie entspannt. Sein verbindliches Lächeln und den Händedruck, der einen Moment zu lange gedauert hatte, hatte sie richtig interpretiert, jetzt fühlte sie sich wohl und ein wenig geschmeichelt von seiner Aufmerksamkeit. Das war der richtige Augenblick, um die Katze aus dem Sack zu lassen.
    Kurzerhand zog Wyatt das Aufnahmegerät aus der Tasche, legte es auf den Couchtisch und drückte die Wiedergabetaste, während er sich gleichzeitig ihr gegenübersetzte. Roger Underwoods Stimme erklang.
    Alle Farbe wich aus Judith Underwoods Gesicht. »Was ist das?«
    Wyatt hob eine Augenbraue, als hätte ihre Frage ihn erstaunt, und antwortete: »Meines Wissens ist das ein Vortrag Ihres Mannes über eine neue Lasermethode, oder nicht? Ein Seminar aus dem Jahr 2007?«
    Sie schien sich erheben zu wollen, aber Wyatt legte ihr eine Hand auf den Arm; nicht die Kraft, sondern die Vertraulichkeit seiner Geste hielt sie zurück. Und dann brachte er sie noch einmal aus dem Gleichgewicht. »Ich kann Sie verstehen, Judith«, sagte er leise.
    Sie zögerte.
    »Natürlich wollen Sie Ihren Ehemann schützen.«
    Sie lehnte sich nicht wieder

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