Black CATS - Parrish, L: Black CATS
zurück, aber sie versuchte auch nicht mehr aufzustehen.
»Sie haben ihn geliebt.«
Die Muskeln unter seiner Hand verkrampften sich.
»Oder zumindest wollten Sie seinen guten Ruf schützen. Um der Familie und um der Praxis willen.«
Schließlich sank sie gegen die Sofalehne. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
Wyatt ließ ihren Arm los, lehnte sich ebenfalls zurück und betrachtete sie mitfühlend. »Das war sicher nicht leicht für Sie.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Herauszufinden, was er damals vorgehabt hat – das muss Sie ziemlich getroffen haben. Seit wann kannten Sie die Wahrheit über ihn?«
Sprachlos schaute sie ihn an und blinzelte. Er konnte förmlich hören, wie es in ihrem klugen Kopf ratterte. Wie viel weiß er? Wonach fragt er? Was sage ich jetzt?
Wyatt vergrößerte abermals ihre Verwirrung, ohne ihre Fragen zu beantworten. »Verzeihen Sie. Darüber können wir später sprechen. Lassen Sie uns über jene Nacht reden. Die Nacht, als er sich das Auto Ihrer Schwägerin genommen hat. Ist Ihnen aufgefallen, dass er nicht anwesend war?«
Dr. Underwood zögerte, bevor sie zugab: »Ja. Kurz vor dem Festbankett.«
»Hatte er Ihnen nicht erzählt, dass er fortwollte?«
»Er hatte etwas von irgendwelchen Anrufen gesagt, die er erledigen müsse.«
»Kam Ihnen das eigenartig vor?«
»Natürlich. Normalerweise gab Roger sich immer größte Mühe, seinen Vater glücklich zu machen, auch wenn Alfred ihm sowieso ausnahmslos alles verzieh.« Judith warf einen Blick aus dem Fenster und sah in den blauen Himmel hinaus. »Später habe ich mich gefragt, warum er nicht einfach behauptet hat, er wäre krank. Aber wahrscheinlich hatte Ben ihm diese Ausrede schon weggenommen, um zu verschleiern, was er selbst damals vorhatte.«
»Ben?«
Sie wandte sich ihm wieder zu. »Benjamin Kean. Angelas Mann. Er hat sich in letzter Sekunde von der ganzen Tagung zurückgezogen – mit der Behauptung, ihm sei nicht gut.«
Wyatt ahnte, dass er die Antwort bereits kannte, aber er stellte die Frage dennoch. »Wissen Sie, warum?«
»Aber sicher. Er war hier und hat die kleine Sprechstundenschwester gevögelt, die Sie gerade hierhergeführt und Ihnen lauter Gerüchte und wilde Spekulationen aufgetischt hat.«
Wyatt versuchte gar nicht erst, das abzustreiten, sondern feuerte die nächste Frage hinterher. »Kam das öfter vor?«
»Ben ist ein Sklave seines eigenen Penis und seines Rufes. Er legt jede flach, die er rumkriegen kann, und jammert allen, die es hören wollen, die Ohren voll, wie sehr seine Frau ihm das Leben zur Hölle macht.«
»Hat er Sie auch ›rumgekriegt‹?«
Dr. Underwood zuckte mit den Schultern. »Ab und an. Wenn ich mich gelangweilt habe oder sauer auf meinen Mann war und ihn für irgendwas bestrafen wollte.«
Wyatt nahm sich einen Augenblick Zeit, diese Informationen zu verarbeiten. Ben Kean war anscheinend ein Widerling, in dieser Familie offensichtlich ein ansteckender Charakterzug. Aber er klang nicht wie ein Mann, der die Neigungen seines verstorbenen Schwagers teilte. Natürlich konnten sie trotzdem Freunde gewesen sein, und womöglich hatte er Roger im Augenblick seiner größten Verzweiflung aus der Patsche geholfen. Doch Wyatt bezweifelte es. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Roger Underwood sich an einen Mann wandte, der eine Affäre mit seiner Frau hatte. Männer wie Roger mochten es meistens nicht, wenn jemand anderes mit ihrem Eigentum spielte.
»Wann haben Sie Ihren Mann nach dem Festessen das nächste Mal gesehen?«
Judith Underwood blickte ihm direkt in die Augen. »Ungefähr achtundvierzig Stunden später, am Montagabend. Als er nach Hause kaum, sah er aus, als hätte er an einer spätrömischen Orgie teilgenommen.«
»Sie hatten ihn nicht als vermisst gemeldet?«
SiezucktemitdenSchultern,alswolltesiesagen,dassdaskeineSeltenheitgewesensei.Wahrscheinlichwaresdasauchnicht.
»Hat er erklärt, wo er gewesen war?«
»Nein.«
»Hatten Sie irgendeinen Verdacht?«, fragte er völlig neutral. Er war sich nicht sicher, wie viel Judith wusste, und wollte vermeiden, dass sie die Schotten dicht machte, wenn er das eine Thema anschnitt, das sie mied.
Zu seiner Überraschung packte sie dieses Thema nun ohne Umschweife an. »Klar. Er war wahrscheinlich bei irgendeiner abartigen Party, wo reiche Perverslinge viel Geld bezahlen, um mit dem Partner eines anderen zu schlafen, zuzusehen, wie jemand gefoltert wird, oder um Sex mit wehrlosen kleinen Kindern zu haben.«
Wyatt zuckte
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