Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Stimme in ihrem Inneren keine Beachtung. »Was willst du mir hier eigentlich vorwerfen, Wyatt?«
Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Sollte ich dir irgendwas vorwerfen?«
»Verschon mich mit diesen Verhörspielchen, ja? Wenn du mir etwas zu sagen hast, sag es einfach, okay?«
»Wirst du das dann auch tun?«
Er machte es schon wieder. Es gelang ihr, ein Stöhnen zu unterdrücken und stattdessen über seine Frage nachzudenken. Würde sie dasselbe tun? Würde sie offen und ehrlich zu ihm sein? Bei den meisten Themen wahrscheinlich schon. Was den Fall anging, ihre Gesundheit, das Haus, die Dinge, die draußen in der Welt geschahen. Ja. Völlig ehrlich.
Aber was in ihrem Kopf passierte? Was sie wirklich dachte und fühlte?
Nie und nimmer.
»Vergiss, dass ich gefragt hab«, fauchte sie.
Dann drehte sie sich bewusst weg, versuchte sich wieder in ihre Übungen zu versenken, schloss die Augen und atmete tief ein.
Während sie das Gewicht verlagerte, hörte sie die Stimme des Sarge in ihrem Kopf. Noch vor wenigen Monaten, als die Wunden, die die Kugel und ihr Peiniger mit seinen spitzen Instrumenten ihren Muskeln zugefügt hatten, gerade frisch verheilt waren, hatten ihr diese einfachen Bewegungen große Schwierigkeiten bereitet. Nach einer Weile gewann sie ihre innere Ruhe zurück und konnte sich wieder konzentrieren.
»Also«, begann sie, um das Gespräch weiterzuführen, »Brandon findet auch, dass meine Idee mit den Stimmen einen Versuch wert ist?«
Wyatt nahm sich ebenfalls zurück, als wüsste er, dass sie ihren schroffen Wortwechsel ad acta gelegt hatte. »Ja. Die Befragung der Fahrzeughalterin, Dr. Kean, und ihrer Schwägerin, die ihr das Alibi verschafft und ihre Aussage gestützt hat, dass sie erst am nächsten Morgen von dem gestohlenen Wagen erfahren hat, ist aufgezeichnet worden. Brandon schickt mir einen Ausschnitt davon.«
»Und was ist mit den anderen Tagungsteilnehmern?«
»Die Vorträge sind alle aufgenommen worden. Man kann die Mitschnitte im Internet kaufen. Wir beschaffen uns sämtliche Dateien. Dann hast du einiges an Material zum Durchhören.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wahrscheinlich kannst du schon heute Nachmittag loslegen.«
Tigerstellung. Fließend. Ruhig.
»Brandon ist wohl ganz schön früh aufgestanden.«
Wyatt lehnte sich mit verschränkten Armen gegen das Treppengeländer. »Um Viertel vor sieben hat er auf meine E-Mail geantwortet und geschrieben, dass er von zu Hause aus daran arbeitet, um durch die Fahrt ins Büro keine Zeit zu verlieren.«
»Braver Junge.«
Wyatt lachte leise.
»Was denn?«
»Dieser Junge ist fast so alt wie du.«
Vielleicht an Jahren. Nicht an Erfahrung oder an innerer Reife.
»Außerdem ist er in dich verliebt.«
Sie schloss kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und blitzte ihn wütend an. »Verdammt, Wyatt – gerade war ich wieder im Rhythmus drin.«
Er zuckte ungerührt mit den Schultern. »Du musst dich damit auseinandersetzen.«
»Ich habe mich damit schon auseinandergesetzt«, herrschte sie ihn an. »Was glaubst du, warum ich ihm gesagt habe, dass er nicht mehr herkommen soll?«
Auch wenn sie Brandon aufgefordert hatte, sie nicht mehr zu besuchen, vermisste sie ihn. Er war fast so etwas wie ein Bruder für sie geworden. Ihm seine Besuche zu untersagen hatte sie um seinetwillen getan, nicht um ihretwillen.
Lily war nicht blind. Vor ihrer Entführung hatte sie gewusst, dass Brandon ein flirtwütiger Aufreißer war, der gerne seinen großspurigen Charme an ihr ausprobierte. Aber nach ihrer Rettung hatte er sich in einen übervorsichtigen, besorgten Babysitter verwandelt, der sie behandelte, als müsste sie in Watte gepackt werden. Und er wollte derjenige sein, der sich um sie kümmerte.
Nichts kehrte den beschützerischen Romantiker in einem Mann so gründlich hervor wie die Vorstellung, dass eine schwache, verletzliche Frau seine Hilfe brauchte. Bei Brandon war es noch eine Ecke schlimmer gewesen. Es war ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass er Gefühle für sie entwickelt hatte. Und der Gedanke, dass er seine Zeit und sein Herz an sie verschwendete, obwohl sie ihm das nie vergelten konnte – das war der eigentliche Grund gewesen, warum sie ihn gebeten hatte, nicht mehr vorbeizukommen.
»Also, nachdem wir jetzt ein Thema angeschnitten haben, über das du gar nicht reden willst, können wir ja wieder auf das vorherige zu sprechen kommen, oder?«
Sie biss die Zähne zusammen.
»Verrat mir eins.«
Trotz
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