Black CATS - Parrish, L: Black CATS
wenn er es verhindern konnte. Und sie wollte ihn nicht einmal im selben Bundesstaat haben.
Wenn sie nicht darauf bestanden hätte, dass auch Wyatt nur noch einmal im Monat kam, hätte er sich vielleicht gefragt, ob sie irgendetwas für ihren ehemaligen Chef empfand. Zuerst hatte das ziemlich verrückt geklungen – Lily war um einiges jünger als Wyatt und hatte sich in seiner Gegenwart immer nervös und unbeholfen verhalten. Aber dann war Brandon aufgefallen, wie sie und Wyatt sich gelegentlich Blicke zugeworfen hatten. Da war er neugierig geworden.
Dennoch – Brandon wusste, dass Blackstone niemals jemanden ausnutzen würde, der so schwach und verletzlich war wie Lily.
»Hey, du hast es tatsächlich hergeschafft!«
Er sah vom Bildschirm hoch. Als er Special Agent Jackie Stokes im Türrahmen stehen sah, schenkte er ihr ein Lächeln und fragte sich, ob sie wohl bemerkt hatte, wie verkrampft er vor dem Monitor hockte, das Ohr beinahe an den topmodernen Lautsprecher gepresst. »Ja, tut mir leid wegen heute Morgen.«
»Schon gut. Wir schaffen es auch einen Vormittag ohne dich.« Ihr freundliches Lächeln erstarb langsam, und noch bevor sie den Mund wieder aufmachte, wusste er, dass irgendetwas passiert war. »Ich will wissen, was los ist.«
Irgendwie gelang es ihm, völlige Ruhe zu bewahren. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
Sie trat ins Büro und schloss die Tür hinter sich. Das unheilschwangere Klackern ihrer schlichten, flachen Pumps übertönte das Surren und Brummen der zahlreichen Elektronikgeräte im Raum, während sie langsam näher kam. Schließlich ließ Jackie sich auf Annas leeren Stuhl fallen, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
Jetzt hatte sie freie Sicht auf Brandons Bildschirm, und er kämpfte gegen den Drang an, das offene Fenster zu minimieren. Aber eigentlich gab es darin nichts zu sehen – nur einen Audioplayer auf Pause. Nichts Außergewöhnliches. Er war einfach bloß paranoid.
Verdammt, Lilys Geheimnis vor der restlichen Welt zu verbergen fiel ihm auch so schon schwer genug, noch schlimmer wurde es bei Leuten, die Lily wirklich gemocht hatten. Menschen wie Jackie. Brandon wusste nicht, ob Stokes ihnen jemals vergeben würde, wenn sie irgendwann die Wahrheit herausfinden sollte.
»Ich kenne dich, Brandon«, begann sie und blickte ihm in die Augen. »Ich merke, wenn du was ausheckst – und das tust du nun schon seit einer ganzen Weile.« Sie warf einen Blick auf die geschlossene Tür. »Ich habe auch gemerkt, dass in diesem Büro Dinge vor sich gehen, von denen wir anderen nichts wissen.«
Brandon setzte eine möglichst gleichgültige Miene auf. »Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel hat heute Morgen ein Polizist bei uns angerufen. Er wollte Wyatt sprechen und wurde stattdessen zu mir durchgestellt. Er hat irgendwas von einem Tigerlilienmord erzählt.«
Ach du Schreck.
»Ich musste ihm sagen, dass ich darüber nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Dann stellte sich heraus, dass Wyatt sich vor ein paar Tagen den Tatort angeschaut hat.« Jackie setzte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Und irgendwie drängt sich mir die Vermutung auf, dass du das bereits wusstest. Ich habe den Eindruck, dass ihr beiden hinter meinem Rücken tuschelt und private Besprechungen abhaltet. Willst du mir vielleicht sagen, was los ist?«
»Tut mir leid, aber da kann ich dir nicht weiterhelfen«, antwortete er achselzuckend. Das war keine Lüge – er hatte nicht behauptet, nichts zu wissen, sondern lediglich, dass er ihr nicht helfen könnte.
Offensichtlich durchschaute sie sein Täuschungsmanöver. »Du kannst nicht, wie?«
Brandon schüttelte knapp den Kopf.
Jackie wartete einen Augenblick, dann nickte sie. »Also gut. Dann werde ich wohl mit Special Agent Blackstone sprechen müssen, wenn er am Dienstagmorgen wieder im Büro ist.«
»Tu das«, empfahl Brandon ihr und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. »Ich muss jetzt wirklich weitermachen.«
Natürlich machte er nicht sofort weiter. Er wartete, bis er hörte, dass die Bürotür leise hinter Jackie ins Schloss fiel.
Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn Jackie misstrauisch wurde und Wyatt zur Rede stellte. Möglicherweise fiel sie dann nicht aus allen Wolken, wenn sie die Wahrheit erfuhr. Denn wenn dieser neue Ansatz erfolgreich war und Lily eine Stimme auf einem der Mitschnitte wiedererkannte, dann hatten sie wahrscheinlich bald einen Tatverdächtigen.
Und dann konnte es sein, dass Lily Fletcher
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