Black CATS - Parrish, L: Black CATS
wummern. Mit jedem Herzschlag beschleunigte sich sein Puls.
»Ich will mir gar nicht ausmalen, wie schrecklich Sie sich fühlen müssen, schließlich hat Fletcher für Sie gearbeitet. Gott sei Dank ist sie tot und wird nie erfahren, dass Sie dem Mann, der wegen dem Mord an ihrem Neffen angeklagt war, unwissentlich aus der Patsche geholfen haben.«
Ihre fröhliche Stimme beleidigte ihn mit jeder Silbe. Nein, es traf ihn nicht völlig unvorbereitet. Tief in seinem Innersten hatte er befürchtet, dass seine Entscheidungen von damals etwas mit diesem Fall zu tun haben könnten.
Damals war ihm durchaus klar gewesen, dass er die Urteile gegen einige Schwerverbrecher ins Wanken brachte, wenn er seine Beobachtungen meldete. Dieses Wissen hatte ihn nächtelang wach gehalten. Er hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, ob es nicht doch eine andere Lösung gab. Doch die hatte es nicht gegeben. Er war ein Gesetzeshüter, der Rechtswidrigkeiten aufgedeckt hatte. Er hatte seine Pflicht getan und war auf alle Konsequenzen gefasst gewesen.
Aber nicht auf das hier.
Guter Gott, nicht auf das. Er wollte Lily nicht die Wahrheit gestehen müssen.
»Gibt es denn irgendwas, was ich für Sie tun kann, Agent Blackstone? Oder haben Sie nur aus selbstquälerischer Neugier angerufen?«
Wyatt nahm sich zusammen und konzentrierte sich auf sein eigentliches Ziel – Informationen zu erlangen. Nicht über vergangene Fälle, nicht über alte Fehler. Nur über die Gegenwart.
»Mich würde interessieren«, antwortete er und fragte sich, ob ihm die Anspannung, die mühsam beherrschte Wut seiner Stimme anzuhören war, »wie Sie an diesen Fall geraten sind.«
Die Frau schwieg.
»Schließlich waren Sie nicht Boyds ursprüngliche Verteidigung. Wer hat Sie so spät noch zu diesem Fall gerufen?«
Ms Vincent klang ein bisschen weniger fröhlich und um einiges kühler, als sie erwiderte: »Es ist mir nicht gestattet, über meine Mandanten zu sprechen. Das wissen Sie.«
»Darum bitte ich Sie auch gar nicht. Ich bin bloß neugierig. Soweit ich mich erinnere, kommt Boyd nicht gerade aus begüterten Verhältnissen. Bei seinem ursprünglichen Prozess hatte er sich lediglich einen Pflichtverteidiger leisten können.«
»Wie gesagt, über meine Mandanten darf ich nicht sprechen – und auch nicht darüber, wer ihre Rechnungen bezahlt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss ins Gericht. Auf Wie…«
»Eins noch«, warf er mit ruhiger Stimme ein. »Da ich hier noch nie über Ihren Namen gestolpert bin, habe ich mich gefragt, wo Sie denn eigentlich Ihre Kanzlei haben.«
Ein kurzes Zögern verriet ihm, dass sie überlegte, ob sie überhaupt antworten sollte. Die Frage war völlig unverfänglich, aber Wyatt brannte darauf, die Antwort zu hören. Dann schien sie zu dem Schluss zu kommen, dass er es mit ein paar Nachforschungen ohnehin herausfinden würde, und sagte: »Meine Kanzlei hat ihren Sitz in Williamsburg, Virginia, Agent Blackstone. Ich muss jetzt wirklich los. Auf Wiederhören.«
Brandons Wohnung lag in der Nähe des Hauptquartiers. Statt also gleich am frühen Morgen mit der Metro nach Alexandria zu fahren, begab er sich erst ins Büro. Er musste etwas holen.
Doch kaum war er dort angelangt, wurde er von Jackie in ihr Büro gezogen, bevor er sein eigenes überhaupt betreten hatte. »Anspaugh ist wieder da«, erläuterte sie, als sie leise die Tür hinter ihm schloss. »Und schon seit gestern schreit er pausenlos deinen Namen. Wenn er dich zu sehen bekommt, wird er dich befragen wollen.«
»Hat er einen Haftbefehl?«, erwiderte Brandon patzig.
»Sei nicht albern. Du kannst dich nicht weigern, das weißt du.«
Allerdings. Also machte er sich wohl besser rar, damit Anspaugh gar nicht erst die Gelegenheit bekam, ihn anzusprechen.
»Wo ist Wyatt?«
»Zu Hause, soweit ich weiß«, antwortete er.
»Crandall hat schon zweimal angerufen, und es hat sich angehört, als würde er mit seinem Gebrüll das Büro zum Einsturz bringen, wenn Wyatt heute Vormittag nicht auftaucht. Gestern hat er sich noch ein bisschen beruhigt, nachdem ich ihm Wyatts Flugbuchungen weitergeleitet hatte. Da hatte er es schwarz auf weiß, dass Wyatt tatsächlich zu seinem Haus nach Maine geflogen ist und nicht ins Büro kommen konnte. Aber dadurch weiß er natürlich auch, dass es nur eine Tagesreise war und Wyatt gestern Abend wieder zurückgeflogen ist.«
Brandon lächelte. Es war seine Idee gewesen, die Buchungsbestätigung an Crandall weiterzuleiten, um ihn
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