Black Dagger 02 - Blutopfer
unrecht gehabt. Alles war falsch. Das war keine Überdosis. Das war ein Entzug.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Baby.«
»Bitte. Ich brauche ihn. Sterbe sonst.« Plötzlich zuckte ihr ganzer Körper, und sie krümmte sich zusammen wie ein Embryo, als hätte sie ein stechender Schmerz durchfahren. Das Handy glitt aus ihrer Hand zu Boden und schlitterte außer Reichweite. »Butch … bitte.«
Verdammt. Sie sah schlimm aus. Im Sinne von auf Messers Schneide.
Wenn er sie in eine Notaufnahme brächte, würde sie vielleicht unterwegs oder im Wartezimmer sterben. Und Methadon linderte nur die Schmerzen eines Abhängigen, aber es konnte ihn nicht vor dem freien Fall ins Leere retten.
Verdammte Scheiße.
»Hilf mir.«
»Verflucht noch mal«, sagte Butch. »Wo ist er?«
»Wallace.«
»Avenue?«
Sie nickte.
Butch hatte keine Zeit für lange Überlegungen. Er hob sie auf und trug sie durch den Innenhof.
Er würde diesem Dreckskerl den Arsch aufreißen. Irgendwann später zumindest.
Wrath verschränkte die Arme und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand im Salon. Die Brüder standen um ihn herum und warteten darauf, dass er den Mund aufmachte.
Und auch Tohr war da, obwohl er Wraths Blick mied, seit er mit Vishous zur Tür hereingekommen war.
Bitte schön, dachte Wrath. Dann machen wir das eben in aller Öffentlichkeit.
»Meine Brüder, zwei Dinge stehen heute auf der Tagesordnung. « Er sah Tohr direkt an. »Ich habe einen von euch schwer gekränkt. Daher biete ich Tohrment einen Rythos.«
Tohr schreckte auf. Auch die anderen Brüder wirkten überrascht.
So etwas war noch nie vorgekommen. Ein Rythos war im Prinzip ein Freischuss, und der, dem er angeboten wurde, durfte die Waffe wählen. Fäuste, Dolche, Pistole, Ketten. Eine rituelle Prozedur, um die Ehre sowohl des Beleidigten wie auch seines Widersachers wiederherzustellen – beide wurden durch das Ritual gereinigt.
Doch der spürbare Schock im Raum wurde nicht durch den Akt an sich ausgelöst. Im Gegenteil, die Brüder waren mit dem Ritual sehr vertraut. Angesichts ihres aggressiven Naturells hatten sie alle schon einmal einen anderen höllisch beleidigt.
Wrath war zwar sicher auch kein Heiliger; trotzdem hatte er niemals zuvor einen Rythos entboten. Denn nach dem Gesetz der Vampire konnte jeder, der die Hand oder eine Waffe gegen ihn erhob, zum Tode verurteilt werden.
»Vor all diesen Zeugen höre mich nun an, Tohrment«, sagte er laut und deutlich. »Ich spreche dich hiermit von der drohenden Strafe frei. Nimmst du an?«
Tohrs Kopf sank nach unten. Er steckte die Hände in die
Taschen seiner Lederhose und schüttelte den Kopf. »Ich kann die Hand nicht gegen dich erheben, Herr.«
»Und vergeben kannst du mir auch nicht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das kann ich dir nicht verdenken.« Aber verdammt noch mal, er wünschte, Tohr hätte angenommen. Sie mussten ihren Streit beilegen. »Ich werde dir das Angebot später noch einmal unterbreiten.«
»Und ich werde es wieder ablehnen.«
»Dann sei es so.« Nun wandte sich Wrath mit Zorn funkelndem Blick Zsadist zu. »Und jetzt zu deinem Gott verdammten Liebesleben.«
Z, der hinter seinem Zwilling gestanden hatte, trat betont langsam hervor. »Wenn jemand hier Darius’ Tochter flachgelegt hat, dann doch wohl du, nicht ich. Wo liegt das Problem?«
Einige der Brüder fluchten unterdrückt.
Wrath entblößte seine Fänge.
»Ich lasse dir das durchgehen, Z. Aber nur, weil ich weiß, wie gern du dich schlagen lässt, und ich nicht in der Stimmung bin, dir einen Gefallen zu tun.« Er straffte vorsorglich seine Schultern, falls der Bruder sich auf ihn stürzen sollte. »Ich will, dass du es mit den Huren in Zukunft etwas ruhiger angehen lässt. Oder zumindest hinterher aufräumst. «
»Wovon sprichst du überhaupt?«
»Wir können den ganzen Aufstand nicht gebrauchen.«
Zsadist drehte sich zu Phury um, der sagte: »Die Leichen. Die Polizei hat sie gefunden.«
»Was für Leichen?«
Wrath schüttelte den Kopf. »Mann, Z. Glaubst du, die Polizei kann zwei auf der Straße verblutete Frauen einfach so übersehen?«
Zsadist trat vor und stellte sich so nahe vor Wrath, dass
ihre Brustkörbe sich berührten. »Ich hab keinen Schimmer, wovon du sprichst. Riech an mir. Ich sage die Wahrheit. «
Wrath atmete tief ein. Er roch einen Hauch von Wut, eine durchdringende Witterung in seiner Nase, als hätte jemand ihn mit Zitronensaft angesprüht. Aber keine Spur von Anspannung, keine emotionale
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