Black Dagger 02 - Blutopfer
Hüften hängend. Seine Wangen waren weiß, und er zog sich eine altmodische Rasierklinge über den Kiefer.
O Mann. Vs linke Hand steckte nicht in ihrem Handschuh, und die sakralen Tätowierungen darauf erklärten unmissverständlich, welche verheerenden Konsequenzen es für jeden hatte, der damit in Kontakt kam. Wrath fragte sich, ob der Mensch auch nur einen blassen Schimmer davon hatte, was V mit dem Ding anstellen konnte.
Vermutlich nicht, sonst würde der Polizist sicher nicht so verdammt entspannt halbnackt hier herumspringen.
»Gut, V«, begann Wrath. »Ich muss noch eine Kleinigkeit erledigen, bevor ich heirate.«
Normalerweise arbeitete er allein. Aber wenn er sich jetzt Billy Riddle zur Brust nahm, wollte er Vishous dabeihaben. Menschen lösten sich nicht pflichtschuldig in Luft auf, wenn man sie erstach; doch die linke Hand seines Bruders würde die Leiche entsorgen. Nur ein kurzer Augenblick, und die Leiche würde im Äther verschwinden.
V grinste. »Ich bin in fünf Minuten startklar.«
»In Ordnung.« Wrath spürte Butchs Blick auf sich. Offenbar wollte der Typ unbedingt wissen, was anstand. »Das ist nichts für dich, Bulle. Besonders im Hinblick auf deinen Beruf.«
»Ich bin suspendiert. Nur damit du Bescheid weißt.«
Ist ja interessant, dachte Wrath. »Darf man fragen, warum ?«
»Ich habe einem Verhafteten die Nase gebrochen.«
»Bei einer Prügelei?«
»Bei einem Verhör.«
Aus irgendeinem Grund erstaunte ihn das nicht. »Und warum hast du das gemacht?«
»Er hat versucht, deine zukünftige Frau zu vergewaltigen, Vampir. Ich hatte kein Bedürfnis, ihn mit Samthandschuhen anzufassen, nachdem er meinte, sie hätte doch darum gebettelt.«
Wrath spürte ein Knurren in seiner Kehle aufsteigen. Das Geräusch war wie ein lebendiges Wesen, das aus seinen Eingeweiden emporstieg. »Billy Riddle.«
»Hat Beth dir von dem Kerl erzählt?«
Wrath ging steif zur Tür. »Jetzt beweg deinen Arsch, V«, brummte er.
Als er nach unten kam, fühlte er Beths Anwesenheit und fand sie, als sie gerade durch das Gemälde stieg. Er ging zu ihr, legte die Arme um sie und presste sie an sich. Er würde sie rächen, noch bevor sie ihren Bund schlossen. Sie verdiente nichts anderes von ihrem Hellren.
»Geht es dir gut?«, flüsterte sie.
Er nickte und sah dann Tohrs Shellan an. »Hallo Wellsie. Nett, dass du gekommen bist.«
Die Frau lächelte. »Ich dachte mir, sie kann etwas Unterstützung gebrauchen.«
»Und ich bin wirklich froh, dass du hier bist.« Er löste sich gerade lange genug, um Wellsie einen Handkuss zu geben.
Dann kam Vishous in voller Montur herein. »Wrath, Mann, können wir dann?«
»Wohin wollt ihr?«, fragte Beth.
»Ich muss noch etwas erledigen.« Er fuhr ihr mit der Hand über den Arm. »Die Brüder bleiben hier und machen alles fertig. Die Zeremonie beginnt um Mitternacht, und ich werde rechtzeitig zurück sein.«
Sie sah aus, als wollte sie ihn abhalten, doch dann blickte sie zu Wellsie. Die beiden Frauen schienen sich wortlos zu verständigen.
»Pass auf dich auf«, sagte Beth endlich. »Bitte.«
»Mach dir keine Sorgen.« Er küsste sie langsam und bedächtig. »Ich liebe dich, Lielan.«
»Was bedeutet das Wort eigentlich?«
»Etwas in der Art wie ›mein Liebstes‹.« Dann nahm er seine Jacke vom Stuhl, gab ihr noch einen schnellen Kuss und verschwand.
19
Butch kämmte sich, klatschte sich ein bisschen Kölnischwasser auf die Wangen und zog einen Anzug an, der ihm nicht gehörte. Genauso, wie das Spiegelschränkchen im Badezimmer von Aftershaves und Duftwässerchen nur so überquoll, hing auch der Schrank voller nagelneuer Kleidungsstücke in verschiedenen Größen. Lauter teure Designersachen.
Er hatte noch nie im Leben Gucci getragen.
Und obwohl er nicht gern den Schnorrer spielte, konnte er Marissa unmöglich in denselben Klamotten gegenübertreten wie gestern. Selbst wenn sie todschick gewesen wären – was sie definitiv nicht waren – rochen sie nach einer Nacht mit den Jungs: Vs türkischer Tabak gemischt mit Alkoholdünsten.
Er wollte ihr aber frisch wie der junge Morgen gegenübertreten. Unbedingt.
Butch drehte und wendete sich vor dem großen Spiegel. Er kam sich dabei zwar vor wie eine Tunte, aber er konnte
einfach nicht anders. Der schwarze Nadelstreifenanzug stand ihm hervorragend, und das weiße Hemd mit dem geöffneten Kragen brachte seine Sommerbräune gut zur Geltung. Und die eleganten Lederschuhe, die er in einer Schachtel gefunden hatte, waren
Weitere Kostenlose Bücher