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Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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sich.
    Und dann nahm er wieder den Dolch und setzte ihn mit der Spitze an der Stirn an.
    Mit zitternder Hand zog er das Messer mitten durch sein Gesicht hinunter und beschrieb über der Oberlippe ein S. Blut quoll hervor und tropfte herunter. Er wischte es mit einem sauberen weißen Handtuch ab.
     
    Zsadist bewaffnete sich mit großer Sorgfalt. Als er fertig war, trat er aus dem begehbaren Kleiderschrank. Im Zimmer war es dunkel, und er orientierte sich darin mehr instinktiv als mit seinen Augen. Er ging ins Badezimmer, aus dem Licht hervordrang, drehte das Wasser im Waschbecken auf und hielt die Hände unter den kalten Strahl. Er spritzte sich etwas ins Gesicht und rieb sich die Augen. Trank ein wenig aus der hohlen Handfläche.
    Gerade, als er sich abtrocknete, spürte er, dass Phury ins Zimmer gekommen war und sich darin bewegte, obwohl er ihn nicht sehen konnte.

    »Phury … ich wollte dich noch suchen, bevor ich gehe.«
    Mit einem Handtuch unter dem Kinn sah Z in den Spiegel und in seine Augen, die jetzt gelb leuchteten. Er dachte über den Verlauf seines Lebens nach und wusste, dass der Großteil davon eine Katastrophe gewesen war. Doch zwei Dinge waren es nicht gewesen. Eine Frau. Und ein Mann.
    »Ich liebe dich«, sagte er mit rauer Stimme. Es war das erste Mal, dass er das zu seinem Zwilling sagte, wie ihm gleichzeitig bewusst wurde, noch während er die Worte aussprach. »Das musste ich nur mal loswerden.«
    Phury trat hinter ihm ins Badezimmer.
    Entsetzt wich Z zurück, als er seinen Bruder im Spiegel sah. Keine Haare. Mit seiner Narbe im Gesicht. Die Augen leblos und leer.
    »O gütige Jungfrau«, flüsterte Z. »Was zum Henker hast du mit dir angestellt …«
    »Ich liebe dich auch, mein Bruder.« Phury hob den Arm. In seiner Hand lag eine Spritze, eine von den beiden, die eigentlich für Bella bestimmt gewesen waren. »Und du musst leben.«
    Zsadist wirbelte genau in dem Augenblick herum, als der Arm seines Zwillingsbruders herabsauste. Die Nadel traf ihn in den Hals, und er spürte das Morphium direkt in seine Halsader schießen.
    Mit einem Aufschrei hielt er sich an Phurys Schultern fest. Doch die Droge wirkte sofort, und er sank zusammen und spürte, wie er sanft auf den Boden gelegt wurde.
    Phury kniete neben ihm und streichelte sein Gesicht. »Ich habe immer nur für dich gelebt. Wenn du stirbst, bleibt mir nichts mehr. Ich bin völlig verloren. Und du wirst hier gebraucht.«

    Zsadist wollte die Arme ausstrecken, konnte sie aber nicht heben, als Phury aufstand.
    »Mein Gott, Z, ich denke immer, unsere Tragödie müsste irgendwann vorbei sein. Doch sie geht einfach immer weiter, nicht wahr?«
    Zum Klang der Schritte seines Bruders verlor Zsadist das Bewusstsein.

21
    John lag auf dem Bett zusammengerollt und starrte in die Dunkelheit. Das Zimmer im Haus der Bruderschaft, das man ihm gegeben hatte, war ebenso luxuriös wie anonym. Aber seine Umgebung war ihm völlig egal.
    In irgendeiner Ecke hörte er eine Uhr schlagen, einmal, zweimal, dreimal … Er zählte die tiefen, rhythmischen Schläge, sechs insgesamt. Dann drehte er sich auf den Rücken. In weiteren sechs Stunden würde ein neuer Tag anbrechen. Mitternacht. Nicht mehr Dienstag, sondern Mittwoch.
    Er dachte an die Tage und Wochen und Monate und Jahre seines Lebens, Zeit, die er besaß, weil er sie erlebt hatte.
    Wie willkürlich doch diese Zeiteinteilung war. Wie typisch für Menschen – und Vampire –, das Unendliche in etwas zu zerstückeln, das sie zu kontrollieren glaubten.
    Was für ein Haufen Mist. Nichts im Leben konnte man kontrollieren. Niemand konnte das.

    Gäbe es doch nur eine Möglichkeit, genau das zu tun. Oder zumindest manches noch mal neu zu machen. Wie wunderbar wäre es, einfach zurückspulen zu können, um die Hölle aus dem vergangenen Tag herauszuschneiden. Dann müsste er sich nicht so fühlen, wie er sich jetzt fühlte.
    Erstöhnte und wälzte sich auf den Bauch. Dieser Schmerz war … beispiellos, eine Offenbarung der schlimmsten Art. Seine Verzweiflung war wie eine Krankheit, sie hatte seinen gesamten Körper befallen, ließ ihn zittern, obwohl ihm nicht kalt war, drehte ihm den Magen um, obwohl er nichts gegessen hatte, verursachte einen Schmerz in seinen Gelenken und seiner Brust. Nie hatte er emotionale Qual als etwas Körperliches betrachtet, doch das war es, und er wusste, dass er noch lange daran kranken würde.
    O Gott … er hätte mit Wellsie fahren sollen, statt zu Hause zu bleiben und Hausaufgaben

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