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Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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zu machen. Wenn er mit im Auto gesessen hätte, dann hätte er sie vielleicht retten können … Oder vielleicht wäre er dann auch tot?
    Das wäre jedenfalls besser gewesen als dieses Leben, das ihm nun blieb. Selbst wenn es kein Danach gab, selbst wenn man einfach nur den Geist aufgab und ins Nirvana einging, dann wäre es sicherlich besser als das hier.
    Wellsie war fort, fort. Ihr Körper Asche. John hatte mit angehört, dass Vishous seine rechte Hand auf sie gelegt und dann mitgenommen hatte, was übrig geblieben war. Eine formelle Schleierzeremonie, was auch immer das sein mochte, würde durchgeführt werden, was allerdings nicht ohne Tohr ging.
    Und Tohr war auch fort. Verschwunden. Vielleicht tot? Es war kurz vor Sonnenaufgang gewesen, als er sie verließ. Vielleicht war er einfach ins Licht gerannt, damit sein Geist bei Wellsie sein konnte. Vielleicht war das sein Wunsch gewesen.

    Fort, fort … alle und alles schienen fort zu sein.
    Sarelle … war nun auch an die Lesser verloren. Weg, bevor er sie richtig kennenlernen konnte. Zsadist würde versuchen, sie zurückzuholen, aber wer konnte schon wissen, was dabei passieren würde?
    John stellte sich Wellsies Gesicht, ihre roten Haare und ihr kleines Schwangerschaftsbäuchlein vor. Dann sah er Tohrs Bürstenhaarschnitt und seine blauen Augen und die breiten Schultern unter dem schwarzen Leder vor sich. Er träumte von Sarelle, wie sie über die alten Texte gebeugt dasaß, das blonde Haar vor dem Gesicht hängend, die langen, hübschen Finger auf den Seiten liegend.
    Die Versuchung, wieder in Tränen auszubrechen, stieg in ihm auf, und schnell setzte John sich auf, und zwang sich dazu, sich zu beruhigen. Er hatte genug geweint. Er würde keine weiteren Tränen vergießen. Tränen waren vollkommen zwecklos, eine Schwäche, ihres Andenkens nicht würdig.
    Stärke würde ab jetzt seine Opfergabe an sie sein. Kraft seine Fürbitte. Vergeltung sein Gebet an ihren Gräbern.
    John stand auf und ging ins Bad. Dann zog er sich an und steckte die Füße in die Turnschuhe, die Wellsie ihm gekauft hatte. Innerhalb von Minuten war er die Treppen hinuntergelaufen und durch die geheime Tür in den unterirdischen Tunnel gegangen. Rasch lief er durch das Stahllabyrinth, die Augen geradeaus gerichtet, die Arme in militärischem Rhythmus schwingend.
    Als er durch die Rückwand des Schranks in Tohrs Büro trat, sah er, dass jemand aufgeräumt hatte: Der Schreibtisch stand wieder an Ort und Stelle, der hässliche grüne Sessel an seinem Platz dahinter. Die Papiere und Stifte und Akten waren ordentlich verstaut. Selbst Telefon und Computer waren, wo sie hingehörten, obwohl beides
vergangene Nacht in Stücke zerschellt war. Die Geräte mussten neu sein.
    Die Ordnung war wiederhergestellt worden, und diese dreidimensionale Lüge war ihm nur recht.
    Er ging in die Turnhalle und schaltete das Deckenlicht an. Heute fiel der Unterricht aus, wegen allem, was passiert war, und er fragte sich, ob das Training ohne Tohr vielleicht ganz eingestellt werden würde.
    John trabte über die Matten in den Geräteraum, die Sohlen seiner Turnschuhe klatschten auf das harte blaue Gummi. Aus dem Messerschrank holte er zwei Dolche und ein Halfter, das klein genug für ihn war. Als er die Waffen festgeschnallt hatte, ging er in die Halle hinaus.
    Genau wie Tohr es ihm beigebracht hatte, senkte er zuerst den Kopf.
    Und dann legte er die Hände auf die Dolche und fing an zu üben, hüllte sich in Wut gegen den Feind, stellte sich all die Lesser vor, die er einmal töten würde.
     
    Phury marschierte in das Kino und setzte sich ganz nach hinten. Es war voll und laut, überall saßen junge Menschen, allein, zu zweit oder im Pulk. Er hörte gedämpfte Stimmen und Lachen. Lauschte dem Knistern von Chipstüten und dem Schlürfen und Kauen.
    Als der Film anfing, wurde das Licht gedimmt, und alle sprachen laut mit, was die Schauspieler auf der Leinwand sagten.
    Er wusste es sofort, als sich der Lesser näherte. Konnte den süßlichen Duft nach Talkum riechen, selbst über das Popcorn und das Parfüm der Mädchen hinweg.
    Ein Handy erschien vor seinem Gesicht. »Nimm das. Halt es dir ans Ohr.«
    Phury gehorchte und hörte abgehackte Atemgeräusche.

    Die Menge im Kino brüllte: »Damn it, Janet!«
    Direkt hinter seinem Kopf ertönte die Stimme des Lesser. »Sag ihr, du kommst ohne Theater zu machen mit mir. Versprich ihr, dass sie am Leben bleiben wird, weil du tun wirst, was man dir sagt. Und tu es auf

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