Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
Anrufbeantworter an. »Hallo, hier sind Wellsie und Tohr. Wir können gerade nicht ans Telefon kommen …«
    Jeder einzelne der Brüder war draußen im Flur versammelt. Und Wrath stand an der Spitze der finsteren, schweigenden Truppe.
    Es gab ein lautes Scheppern, und John blickte sich zu Tohr um. Der Krieger war auf die Füße gesprungen und hatte dabei den Stuhl umgeworfen. Er zitterte von Kopf bis Fuß.
    »Mein Bruder«, begann Wrath. In seiner Stimme lag eine Hilflosigkeit, die nicht zu seiner zornigen Miene passen wollte. Und diese Hilflosigkeit war entsetzlich.
    Tohr stöhnte und griff sich ans Brustbein, rieb es in schnellen, verzweifelten Kreisbewegungen. »Ihr … könnt nicht hier sein. Nicht alle auf einmal.« Er streckte die Hand aus, wie um sie alle von sich zu stoßen, dann wich er selbst zurück. Doch ihm blieb kein Platz, um sich zu verstecken. Er knallte gegen den Aktenschrank. »Wrath … nicht, Herr, bitte, nicht … o Jungfrau im Schleier. Bitte sag es nicht. Sag mir nicht …«
    »Es tut mir so leid …«
    Tohr begann, vor und zurück zu schwanken, die Arme um seine Mitte gelegt, als wollte er sich übergeben. Sein Atem ging stoßweise und so schnell, dass er einen Schluckauf bekam und überhaupt nicht mehr auszuatmen schien.
    John brach in Tränen aus.

    Er wollte es nicht. Doch die Wahrheit begann ihm zu dämmern, und der Schrecken, den sie bereithielt, war unerträglich. Er ließ den Kopf in die Hände sinken, er konnte nur noch an Wellsie denken, die wie an jedem anderen Tag aus der Auffahrt gefahren war.
    Als ihn eine große Hand aus dem Stuhl zog, und er gegen eine Brust gedrückt wurde, dachte er, es wäre einer der Brüder. Doch es war Tohr. Tohr hielt ihn fest umklammert.
    Der Vampir murmelte vor sich hin wie ein Wahnsinniger, seine Worte kamen schnell und kaum unverständlich, bis sich langsam eine Art Bedeutung herausformte. »Warum hat mich niemand angerufen? Warum hat Havers mich nicht angerufen? Er hätte mich anrufen müssen … O Gott, das Baby ist schuld … ich wusste es, sie hätte nicht schwanger werden dürfen …«
    Urplötzlich veränderte sich alles im Raum, als hätte jemand das Licht angemacht oder vielleicht die Heizung. John spürte es zuerst, und dann versiegten Tohrs Worte, als hätte er es auch bemerkt.
    Tohrs Umarmung lockerte sich. »Wrath? Es war doch … das Baby, oder?«
    »Bringt den Jungen hier weg.«
    John schüttelte den Kopf und hielt sich an Tohr fest.
    »Wie ist sie gestorben, Wrath?« Tohrments Stimme wurde gefährlich leise, und er ließ John los. »Sag es mir jetzt sofort. Auf der Stelle.«
    »Bring den Jungen hier raus«, bellte Wrath Phury an.
    John wehrte sich, als Phury ihn hochhob. Gleichzeitig bauten sich Vishous und Rhage neben Tohr auf. Die Tür fiel ins Schloss.
    Draußen vor dem Büro setzte Phury John ab und hielt ihn fest. Ein oder zwei Sekunden lang herrschte Totenstille … und dann erschütterte ein wilder Schrei die Luft.

    Die Kraftwelle, die darauf folgte, war so stark, dass sie die Glastür zum Zerspringen brachte. Scherben flogen durch die Luft, und Phury schirmte John vor den Splittern ab.
    Auf der gesamten Länge des Flurs explodierte eine Neonröhre nach der anderen; sie blitzten hell auf und ließen Funken von der Decke regnen. Energie vibrierte vom Boden herauf, lief durch den Zement und brach Risse in die Wände.
    Durch die zerstörte Tür konnte John einen Luftwirbel im Büro erkennen, und die Brüder wichen davor zurück, während sie die Arme vors Gesicht schlugen. Möbel flogen um ein schwarzes Loch in der Raummitte herum, das in etwa die Form von Tohrs Körper hatte.
    Noch ein gespenstisches Heulen ertönte und dann verschwand die tintenschwarze Leere, die Möbel krachten auf den Boden, das Beben des Fußbodens erstarb. Sanft segelten Papiere auf das Chaos herab wie Schnee auf einen Verkehrsunfall.
    Tohrment war fort.
    John entwand sich Phurys Armen und rannte ins Büro. Die Brüder sahen, wie sich sein Mund öffnete, und er schrie, ohne einen Laut von sich zu geben:
    Vater … Vater … Vater!

20
    Manche Tage dauern ewig, dachte Phury viel später. Und wenn die Sonne unterging, nahmen sie immer noch kein Ende.
    Als die Rollläden sich für den Abend lautlos öffneten, nahm er Platz auf dem Sofa in Wraths Büro und schaute Zsadist an. Die anderen Brüder waren ebenso sprachlos wie er.
    Z hatte gerade noch eine Bombe platzen lassen. Erst Tohr, Wellsie und die andere junge Frau. Und jetzt das.
    »Meine Güte, Z …«

Weitere Kostenlose Bücher