Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
höher und höher hob. Ununterbrochen murmelte sie tröstende Worte, bis der Lauf der Waffe auf einer Höhe mit Davids Schädel war. Sie lehnte sich zurück, und als er den Kopf hob, um ihr in die Augen zu sehen, brachte er sein Ohr direkt an den Pistolenlauf.
»Ich liebe dich«, sagte er.
Sie drückte ab.
Der Rückschlag schleuderte ihren Arm weg nach hinten und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Nachdem der Knall verebbt war, hörte sie einen dumpfen Aufprall und sah nach unten. Der Lesser lag auf der Seite, immer noch blinzelnd. Sie hatte erwartet, dass sein Kopf explodieren würde oder etwas in der Art, doch da war nur ein ordentliches kleines Loch in der Schläfe.
Ihr wurde übel, aber sie kümmerte sich nicht darum, stieg über den Körper hinweg und ging zu Zsadist.
O mein Gott. Überall war Blut.
»Bella …« Seine Hand kam mühsam vom Boden hoch, und sein Mund bewegte sich langsam.
Doch sie unterbrach ihn, indem sie nach seinem Brusthalfter griff und den anderen Dolch herauszog. »Ich muss den in seine Brust stecken, richtig?«
Mist. Ihre Stimme war in genauso schlimmer Verfassung wie sein Körper. Zittrig. Schwach.
»Lauf … bring dich … in …«
»Ins Herz, oder? Sonst ist er nicht tot. Zsadist, antworte mir!«
Als er nickte, ging sie zu dem Lesser und rollte ihn mit dem Fuß auf den Rücken. Er starrte sie an, und sie wusste, diese Augen würden sie noch jahrelang in ihren Alpträumen verfolgen. Sie nahm das Messer in beide Hände, hob es über den Kopf und stieß zu. Der Widerstand, auf den die Klinge traf, war ekelhaft, und sie musste würgen. Doch der Knall und der Lichtblitz bedeuteten immerhin eine Art Abschluss.
Dann ließ sie sich rückwärts zu Boden fallen, erlaubte sich jedoch nur zwei kurze Atemzüge. Sie musste zu Zsadist, riss sich Jacke und Pulli vom Leib. Den Pullover wickelte sie ihm um die Schulter, dann zog sie ihren Gürtel heraus, schlang ihn um das dicke Polster und zog ihn fest.
Die gesamte Zeit über wehrte sich Z, drängte sie, wegzulaufen, ihn und Phury zurückzulassen.
»Sei still«, befahl sie und biss sich selbst ins Handgelenk. »Trink das oder stirb, such es dir aus. Aber entscheide dich schnell, weil ich nach Phury sehen und euch beide dann hier herausbringen will.«
Sie hielt ihm den Arm hin, direkt über den Mund. Ihr Blut quoll hervor und tropfte ihm auf die geschlossenen Lippen.
»Du Scheißkerl«, flüsterte sie. »Hasst du mich denn so sehr …«
Da hob er den Kopf und biss in ihre Vene, sein kalter Mund verriet deutlich, wie nahe er dem Tod war. Zuerst trank er langsam, dann mit wachsender Gier. Er machte kleine Geräusche, die so gar nicht zu seinem großen
Kriegerkörper passen wollte. Es klang fast, als miaute er, eine verhungernde Katze vor einem Teller Milch.
Als er endlich den Kopf zurückfallen ließ, schloss er zufrieden die Augen. Ihr Blut durchdrang ihn; sie beobachtete, wie er durch den offenen Mund atmete. Doch dafür blieb keine Zeit. Eilig rannte sie durch die Scheune zu Phury. Er war bewusstlos, an den Tisch gekettet, überall voller Blut. Doch seine Brust hob und senkte sich.
Verdammt. An den Stahlketten baumelten schwere Vorhängeschlösser. Sie musste ihn irgendwie losschneiden. Links von sich entdeckte sie eine grausige Werkzeugsammlung …
Und dann entdeckte sie den Körper in der Ecke. Eine junge Vampirin mit kurzem blondem Haar.
Tränen stiegen in ihr hoch und flossen über, als sie sich vergewisserte, dass das Mädchen tot war. Sie war in den Schleier eingegangen. Bella wischte sich die Augen und zwang sich zum Nachdenken. Sie musste die Lebenden hier wegbringen; das stand an oberster Stelle. Danach … könnte einer der Brüder hierherkommen und …
O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott.
Plötzlich schaudernd, kurz vor der Hysterie nahm sie eine Kettensäge, ließ den Motor an und machte sich an Phurys Fesseln. Trotz des schrillen Lärms kam er nicht zu sich, was sie erneut zu Tode erschreckte.
Sie blickte zu Zsadist, der mühsam seinen Oberkörper vom Boden gehoben hatte.
»Ich bringe diesen Pick-up von der Blockhütte her«, sagte sie. »Du bleibst hier und sammelst ein bisschen Kraft. Ich brauche deine Hilfe, um Phury zu tragen. Er ist bewusstlos. Und das Mädchen …« Ihre Stimme versagte. »Wir müssen sie hierlassen.«
So schnell sie konnte, rannte Bella zur Blockhütte, sie musste unbedingt den Schlüssel des Pick-ups finden. Daran,
was sie tun würde, falls sie ihn nicht fand, wollte sie jetzt nicht
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