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Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen

Titel: Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Güte … er ließ hier echt die Hosen runter. Was machte er da eigentlich?
    »Ich dachte, du wärest ein Engel«, meinte Phury leise, während er seinen Kopf auf Zs Arm bettete. »Als du für mich gesungen hast, dachte ich, du geleitest mich sicher in den Schleier.«
    »Ich bin kein Engel.« Er legte die Hand auf Phurys Wange und wischte die Feuchtigkeit ab. Dann schloss er seine Lider mit den Fingerspitzen.
    »Ich bin müde«, murmelte Phury. »So … müde.«
    Es kam Z vor, als betrachtete er das Gesicht seines Zwillings zum allerersten Mal. Die Prellungen heilten bereits ab, die Schwellungen gingen zurück, der gezackte Schnitt, den er sich selbst zugefügt hatte, verschwand. Was zum Vorschein kam, waren Falten der Erschöpfung
und der Anstrengung, nicht unbedingt eine Verbesserung.
    »Du bist seit Jahrhunderten müde, Phury. Es wird Zeit für dich, mich loszulassen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    Zsadist atmete tief ein. »In jener Nacht, als ich entführt wurde … Nein, sieh mich nicht an. Das ist zu … nah. Ich kann dann nicht atmen. Mann, mach einfach die Augen zu, okay?« Wieder hustete Z, man hörte ein leises Schnaufen, das ihm das Sprechen durch seinen zugeschnürten Hals möglich machte. »In jener Nacht war es nicht deine Schuld, dass nicht du entführt wurdest. Und du kannst auch nicht wiedergutmachen, dass du Glück hattest und ich nicht. Du musst endlich aufhören, auf mich aufzupassen.«
    Erschauernd stieß Phury die Luft aus. »Hast du … hast du einen blassen Schimmer, wie schrecklich es war, dich in dieser Zelle zu sehen, nackt und in Ketten und … zu wissen, was diese Frau dir so lange angetan hatte?«
    »Phury …« »Ich weiß alles, Z. Ich weiß alles, was dir passiert ist. Ich habe es von den Männern gehört, die … dort waren. Noch bevor ich wusste, dass du es bist, von dem sie sprachen, habe ich die Geschichten gehört.«
    Zsadist musste schlucken, ihm war leicht übel. »Ich hatte immer gehofft, du wüsstest nichts davon. Habe gebetet, dass du …«
    »Deshalb musst du begreifen, warum ich jeden Tag für dich sterbe. Dein Schmerz ist ebenso mein Schmerz.«
    »Nein, ist er nicht. Schwör mir, dass du damit aufhörst. «
    »Das kann ich nicht.«
    Z schloss die Augen. Still lagen sie nebeneinander. Er wollte um Verzeihung bitten für alles, was er getan hatte,
seit Phury ihn befreit hatte … und er wollte seinen Zwillingsbruder anbrüllen, weil er so ein verdammter Held sein musste. Doch vor allem wollte er Phury all die vergeudeten Jahre zurückgeben. Er verdiente so viel mehr, als er bisher vom Leben bekommen hatte.
    »Dann lässt du mir keine Wahl.«
    Phurys Kopf schnellte von Zs Arm hoch. »Wenn du dich umbringst …«
    »Ich sollte wohl besser einen Versuch starten – dir nicht mehr so viele Sorgen zu machen.«
    Phurys gesamter Körper erschlaffte. »Du meine Güte.«
    »Aber ich weiß nicht, ob es klappt. Meine Instinkte sind sämtlich auf Zorn gedrillt. Vermutlich werde ich immer ziemlich schnell in die Luft gehen.«
    »Ach, weißt du …«
    »Aber vielleicht könnte ich ja daran arbeiten. Oder so. Scheiße, ich bin mir nicht sicher. Vielleicht auch nicht.«
    »Ich helfe dir. Wenn du mich lässt.«
    Z schüttelte den Kopf. »Nein, ich will keine Hilfe. Ich muss das allein schaffen.«
    Erneut schwiegen sie eine Zeit lang.
    »Mein Arm schläft ein«, sagte Z.
    Phury hob den Kopf, und Z zog den Arm zurück, aber er rückte nicht weg.
     
    Unmittelbar bevor Bella abfuhr, ging sie zu dem Zimmer, in das man Zsadist gelegt hatte. Seit Tagen verschob sie ihre Abreise, was angeblich überhaupt nichts damit zu tun hatte, dass sie warten wollte, bis er zu sich kam. Aber das war gelogen.
    Die Tür stand etwas offen, deshalb klopfte sie an den Rahmen. Was er wohl sagen würde, wenn sie einfach eintrat. Vermutlich nichts.

    »Herein«, sagte eine Frauenstimme.
    Bella kam herein. Das Bett war leer, ein mit Monitoren beladener Wagen lag auf der Seite. Die Krankenschwester hob gerade einzelne Teile vom Boden auf und warf sie in den Mülleimer. Ganz eindeutig war Zsadist auf den Beinen.
    Die Schwester lächelte. »Suchen Sie ihn? Er ist nebenan bei seinem Bruder.«
    »Danke.«
    Bella ging einen Raum weiter und klopfte leise. Es kam keine Antwort, also trat sie ein.
    Die beiden lagen Rücken an Rücken, so dicht, dass es aussah, als wären sie an der Wirbelsäule miteinander verschmolzen. Die Arme und Beine waren auf genau dieselbe Art und Weise angezogen, das Kinn auf der Brust.

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