Black Dagger 09 - Seelenjäger
brauchen, Faye.«
»Okay, Dr. Manello.« Sie warf noch einmal einen Blick
auf die Männer. Was wollte sie gerade sagen? Ach ja. »Sie müssen aber warten, bis seine Ärztin gegangen ist, okay?«
»In Ordnung, danke.«
Diese gelben Augen bohrten sich in ihren Kopf … und urplötzlich wusste sie nicht mehr, ob wirklich ein Patient in Zimmer sechs lag oder nicht. Moment …
»Verzeihung«, sagte der Mann. »Wie lauten Ihr Benutzername und das Passwort?«
»Äh … wie bitte?«
»Für den Computer.«
Warum sollte er – aber natürlich, er brauchte diese Information. Absolut. Und sie musste sie ihm geben. »FMONT2 ist das Login, das Passwort lautet 11Eddie11, mit großem E.«
»Danke.«
Gerade wollte sie sagen Gern geschehen, als in ihr der Gedanke aufblitzte, dass es Zeit für eine Besprechung war. Aber warum eigentlich? Sie hatten doch gerade erst eine …
Nein, es war definitiv höchste Zeit für eine Besprechung, sie mussten unbedingt eine Besprechung abhalten. Und zwar sofort …
Faye blinzelte und stellte fest, dass sie über den Tresen des Schwesternzimmers hinweg ins Leere starrte. Komisch, sie hätte schwören können, dass sie gerade mit jemandem gesprochen hatte. Einem Mann und …
Besprechung. Jetzt.
Faye massierte sich die Schläfen, sie hatte das Gefühl, ihre Stirn wäre in einen Schraubstock eingeklemmt. Normalerweise neigte sie nicht zu Kopfschmerzen, aber es war ein hektischer Tag gewesen, und sie hatte viel Koffein und wenig Nahrung zu sich genommen.
Über die Schulter warf sie einen Blick auf die anderen drei Schwestern, die alle ein wenig verwirrt wirkten. »Ab ins Besprechungszimmer, meine Damen. Wir müssen die Krankenakten abgleichen.«
Eine von Fayes Kolleginnen zog die Augenbrauen hoch. »Haben wir das nicht schon heute Abend gemacht?«
»Wir müssen es noch mal machen.«
Alle standen auf und gingen in das Besprechungszimmer. Faye ließ die Flügeltür offen stehen und setzte sich ans Kopfende des Tisches, um den Flur wie auch die Monitore im Auge zu behalten, die den Zustand jedes Patienten auf dem Stockwerk anzeigten …
Sie erstarrte auf ihrem Stuhl. Was war das denn? Da stand ein Mann mit bunten Haaren im Schwesternzimmer, über eine Tastatur gebeugt.
Sie wollte schon aufstehen und die Wachleute rufen, doch dann blickte der Mann sich zu ihr um. Als seine gelben Augen sie fanden, vergaß sie plötzlich, warum es so falsch sein sollte, dass er sich an einem ihrer Computer zu schaffen machte. Außerdem erkannte sie, dass es unerlässlich war, jetzt auf der Stelle über den Patienten in der Fünf zu sprechen.
»Wie ist der neueste Stand im Fall Mr. Hauser?«, fragte sie in einem Tonfall, der alle zur Ordnung rief.
Nachdem Manello gegangen war, starrte Jane ihren Patienten ungläubig an. Trotz sämtlicher Sedativa in seinem Organismus waren seine Augen geöffnet, und er blickte sie völlig ungetrübt aus seinem harten, tätowierten Gesicht heraus an.
Mein Gott … diese Augen. Noch nie hatte sie so etwas gesehen, die Iris waren unnatürlich weiß mit einem dunkelblauen Rand.
Das war nicht richtig, dachte sie. Wie er sie ansah, war nicht richtig. Das Herz mit den sechs Kammern in seiner Brust war nicht richtig. Diese langen Zähne in seinem Oberkiefer waren nicht richtig.
Er war kein Mensch.
Aber das war doch lächerlich. Das oberste Gebot der Medizin: Wenn man Huftrappeln hört, darf man nicht an Zebras denken. Wie hoch standen die Chancen, dass es da draußen eine unbekannte humanoide Spezies gab? Einen Labrador neben dem Homo sapiens -Retriever?
Sie dachte an die Zähne des Patienten. Vielleicht eher ein Dobermann statt eines Labradors.
Der Patient erwiderte ihren Blick, irgendwie gelang es ihm, bedrohlich zu wirken, obwohl ihm ein Schlauch im Hals steckte und seine Not-OP erst zwei Stunden her war.
Warum, zum Teufel, war der Kerl bei Bewusstsein?
»Können Sie mich hören?«, fragte sie. »Nicken Sie bitte mit dem Kopf, wenn Sie mich hören.«
Seine Hand – die mit den Tätowierungen – tastete blind nach seinem Hals, dann umschloss er den Atmungsschlauch in seinem Mund.
»O nein, der bleibt drin.« Als sie sich über ihn beugte, um ihn festzuhalten, riss er die Hand vor ihr weg und hielt sie so weit es eben ging von ihr entfernt. »So ist es gut. Sonst müsste ich Sie fixieren.«
Bei der Drohung weiteten sich seine Augen in Entsetzen, und sein riesiger Körper begann zu zittern. Die Lippen bewegten sich mühsam um den Schlauch in seinem Hals herum, als
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