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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ihn; trotzdem mühte er sich sichtlich damit ab.
    »Das sollte für den Anfang ausreichen«, sagte er mit rauer, müder Stimme und einem deutlich erkennbaren Bostoner Akzent.
    »Für den Anfang von was?«
    »Seiner Behandlung.«
    »Wie bitte?«
    Red Sox bückte sich und öffnete eine der Taschen. Darin waren Schachteln mit Verbänden und Mullbinden. Gummihandschuhe. Plastikbettpfannen. Pillenröhrchen.
    »Er hat uns gesagt, was du brauchen würdest.«
    »Hat er das.« Verflucht. Sie hatte keine Lust, Doktor zu spielen. Es reichte ihr schon völlig aus, ein Entführungsopfer zu sein, vielen Dank.
    Vorsichtig richtete sich der Mann wieder auf, als wäre ihm schwindlig. »Du wirst ihn versorgen.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Und ehe du fragst: Ja, du wirst lebendig hier rauskommen. «
    »Vorausgesetzt, ich mache mich nützlich als Ärztin, richtig? «
    »Mehr oder weniger. Aber darum mache ich mir keine Gedanken. Das würdest du sowieso tun, oder?«
    Jane starrte den Kerl an. Viel konnte man unter der Kappe nicht von seinem Gesicht erkennen, aber sein Kiefer hatte eine Kontur, an die sie sich erinnerte. Und dann war da noch dieser Bostoner Akzent.
    »Kenne ich Sie?«, fragte sie.

    »Nicht mehr.«
    Stille setzte ein, und sie musterte ihn mit dem Blick der Medizinerin. Seine Haut war grau und fahl, die Wangen hohl, die Hände zitterten. Er sah aus, als wäre er zwei Wochen lang auf Sauftour gewesen, er schwankte und seine Atmung ging unregelmäßig. Und was war das für ein Geruch? Mein Gott, er erinnerte sie an ihre Großmutter: aufdringliches Parfüm und Gesichtspuder. Oder auch etwas anderes, etwas, das sie in ihr Studium zurückversetzte … ja, genau, das war’s. Er stank nach dem Formaldehyd aus Makroskopischer Anatomie.
    Die Gesichtsfarbe einer Leiche hatte er jedenfalls. Und so krank, wie er aussah, fragte sie sich, ob sie mit ihm nicht fertig werden würde.
    Sie tastete nach der Rasierklinge in ihrer Tasche und schätzte die Distanz zwischen ihnen ab, dann beschloss sie, zunächst nichts zu unternehmen. Er war zwar schwach, aber die Tür war verschlossen. Wenn sie ihn attackierte, riskierte sie nur, verletzt oder getötet zu werden, was sie ihrer Flucht keinen Schritt näher brächte. Das Beste wäre, sich in der Nähe der Tür aufzuhalten, bis einer von ihnen hereinkäme. Allerdings bräuchte sie dazu das Überraschungsmoment, denn sonst würde sie mit Sicherheit überwältigt werden.
    Nur – was sollte sie tun, wenn sie erst aus dem Zimmer entkommen war? Befand sie sich in einem großen Haus? Einem kleinen? Sie hatte so eine Ahnung, dass die festungsartige Verbarrikadierung der Fenster im ganzen Gebäude Standard war.
    »Ich will hier raus«, sagte sie.
    Red Sox atmete aus, als wäre er erschöpft. »In ein paar Tagen wirst du in dein altes Leben zurückkehren, ohne dich an all das hier zu erinnern.«
    »Aber sicher doch. Komischerweise vergisst man eine Entführung üblicherweise nicht so schnell.«

    »Du wirst schon sehen. Beziehungsweise auch nicht, in diesem Fall.« Auf dem Weg zum Bett stützte er sich erst am Sekretär, dann an der Wand ab. »Er sieht besser aus.«
    Sie wollte ihn anbrüllen, die Finger von ihrem Patienten zu lassen.
    »V?« Behutsam ließ sich Red Sox auf der Bettkante nieder. »V?«
    Die Augen des Patienten öffneten sich nach einem kurzen Moment, und seine Mundwinkel zuckten. »Bulle.«
    Die beiden Männer streckten exakt im selben Augenblick die Hände nacheinander aus. Die beiden mussten Brüder sein – nur, dass sie völlig unterschiedliche Typen waren. Vielleicht waren sie nur enge Freunde? Oder Liebhaber?
    Der Patient ließ den Blick zu ihr schweifen und musterte sie von Kopf bis Fuß, als wollte er sich überzeugen, dass sie keinen Schaden genommen hatte. Dann entdeckte er das Essen, das sie nicht angerührt hatte, und runzelte missbilligend die Stirn.
    »Haben wir das nicht gerade hinter uns?«, murmelte Red Sox. »Nur, dass ich damals derjenige war, der halbtot im Bett lag. Wie wär’s, wenn wir uns auf Unentschieden einigen und den Scheiß in Zukunft sein lassen?«
    Diese eisig hellen Augen ließen von ihr ab und wanderten zu seinem Kumpel. Die Stirn blieb gerunzelt. »Du siehst furchtbar aus.«
    »Und du bist Miss Amerika.«
    Der Patient zog seinen anderen Arm so mühsam unter der Decke hervor, als wöge er mehr als ein Klavier. »Hilf mir, den Handschuh abzuziehen – «
    »Vergiss es. Du bist noch nicht so weit.«
    »Dein Zustand verschlechtert sich.«
    »Morgen –

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