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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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    »Jetzt. Wir machen es jetzt.« Die Stimme des Patienten
sank zu einem Flüstern. »Noch ein Tag, und du kannst nicht mehr aufrecht stehen. Du weißt, was passiert.«
    Red Sox ließ den Kopf hängen, als wäre er ein Sack Mehl. Dann stieß er einen leisen Fluch aus und streckte die Hand nach dem Handschuh aus.
    Jane wich zurück, bis sie gegen den Sessel stieß. Diese Hand hatte ihrer Krankenschwester den Krampfanfall beschert, und trotzdem taten die beiden Männer so, als wäre die Berührung damit keine große Sache.
    Sanft zog Red Sox das schwarze Leder ab und enthüllte eine Hand, die mit Tätowierungen bedeckt war. Du lieber Himmel, seine Haut schien zu leuchten.
    »Komm her«, sagte der Patient zu dem anderen Mann und breitete die Arme weit aus. »Leg dich zu mir.«
    Jane blieb die Luft weg.
     
    Cormia schritt durch die Hallen des Allerheiligsten, die bloßen Füße lautlos, die weiße Robe ohne jedes Geräusch, selbst ihr Atem verließ ihre Brust ohne auch nur ein Seufzen. So wandelte sie nach Art einer Auserwählten umher, ohne dem Auge wahrnehmbar einen Schatten zu werfen, ohne ein Flüstern laut werden zu lassen.
    Doch sie hatte ein persönliches Bestreben, und das war falsch. Als Auserwählte musste man zu jeder Zeit der Jungfrau der Schrift dienen, alle Absichten galten immer nur ihr.
    Cormias eigener Wunsch war jedoch unleugbar.
    Der Tempel der Bücher lag am Ende eines langen Säulengangs, und seine Flügeltüren standen immer offen. Von allen Gebäuden des innersten Heiligtums – selbst einschließlich des Juwelensaals – enthielt dieses hier das wertvollste Gut: Hier ruhten die Aufzeichnungen der Jungfrau der Schrift über ihre Art, eine Niederschrift von unermesslichem Umfang, die tausende von Jahren umspannte. Von
Ihrer Heiligkeit gesondert geschulten Auserwählten in die Feder diktiert, war dieses Werk ein Zeugnis der Geschichte ebenso wie des Glaubens.
    Im Inneren der elfenbeinernen Mauern tappte Cormia im Schein weißer Kerzen über den Marmorfußboden, vorbei an zahllosen Bücherregalen. Sie lief immer schneller, je mehr ihre Beklemmung wuchs. Die Bände der Aufzeichnungen waren chronologisch angeordnet, und innerhalb der einzelnen Jahrgänge nach sozialem Stand gruppiert. Doch wonach sie suchte, wäre nicht in dieser allgemeinen Abteilung untergebracht.
    Sie blickte über die Schulter, kontrollierte, ob auch niemand in der Nähe war, dann schlüpfte sie in einen Korridor und gelangte vor eine glänzende, rote Tür. In deren Mitte prangte eine Abbildung von zwei an der Klinge gekreuzten schwarzen Dolchen, die Spitzen nach oben gerichtet. Um die Griffe herum wand sich in Blattgold ein heiliger Wahlspruch in der Alten Sprache:
    DIE BRUDERSCHA FT DER
BLACK DAGGER
ZUM SCHUTZ UND ZUR VERTEIDIGUNG
UNSERER MUTTER, UNSERER
ART, UNSERER BRÜDER
    Ihre Hand bebte, als sie die goldene Klinke niederdrückte. Zu diesem Bereich war der Zutritt verboten, und wenn man sie ertappte, würde sie bestraft werden. Doch das kümmerte sie nicht. Obgleich ihr Bestreben sie in Furcht versetzte, konnte sie ihre Unkenntnis nicht länger ertragen.
    Der Raum war von würdevoller Größe, die hohe Decke vergoldet. Die Regale waren hier nicht weiß, sondern schimmernd schwarz. Die Bücher waren in schwarzes Leder gebunden, ihre Rücken mit Gold verziert, in dem sich das
Licht der Kerzen in der Farbe von Schatten spiegelte. Der Teppich war blutrot und so weich wie ein Fell.
    Die Luft hier hatte einen ungewöhnlichen Geruch, der sie an gewisse Gewürze erinnerte. Sie ahnte, dass es daran lag, dass die Brüder tatsächlich selbst gelegentlich hierherkamen und in ihrer Geschichte stöberten, Bücher aus den Regalen zogen, vielleicht über sich selbst, vielleicht über ihre Ahnen. Sie versuchte, sie sich hier vorzustellen und konnte es nicht, da sie noch nie einen von ihnen zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte überhaupt noch nie einen Mann zu Gesicht bekommen.
    Cormia beeilte sich, die Ordnung der Bände zu durchschauen. Offenbar waren sie nach Jahren arrangiert. Oh, Augenblick. Es gab auch eine Abteilung für Lebensgeschichten.
    Sie kniete sich hin. Jeder dieser Bände trug eine Nummer und den Namen eines Bruders, neben seiner Abstammungslinie väterlicherseits. Das erste dieser Bücher war ein uralter Wälzer, der mit Zeichen einer antiken Schriftvariante versehen war, an die sich Cormia noch aus einigen der älteren Abschnitte der Aufzeichnungen der Jungfrau der Schrift erinnerte. Diesem ursprünglichen Krieger waren

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