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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Handfläche entsprang. Sofort begann der Junge unter ihm um sich zu schlagen, mit Armen und Beinen zu zappeln, als schmerzte sein gesamter Körper.
    V ließ los und starrte voller Entsetzen seine Hand an.
    Als er den Blick wieder dem Jungen zuwandte, traf ihn eine Vision wie ein Faustschlag, nahm V die Sprache und das Sehvermögen. In einem verschwommenen Trugbild sah er das Gesicht des Jungen in einem starken Wind, das Haar zurückgeweht, die Augen auf einen fernen Punkt gerichtet. Hinter ihm lagen Felsbrocken, wie man sie in den Bergen fand, und Sonnenlicht beschien die Steine und den reglosen Körper.
    Tot. Der Junge war tot.
    Plötzlich flüsterte der unterlegene Prätrans: »Dein Auge … dein Auge … was ist geschehen ?«

    Die Worte kamen über Vs Lippen, bevor er sie zurückhalten konnte: »Der Tod wird dich auf dem Berg finden, und wie der Wind über dich kommt, so wirst du fortgetragen werden.«
    Ein Keuchen ließ V den Kopf heben. Eine der Frauen stand in der Nähe, das Gesicht vor Schreck verzerrt, als hätte er zu ihr gesprochen.
    »Was geht hier vor?«, ertönte eine dröhnende Stimme.
    V sprang von dem Prätrans auf, um Abstand zwischen sich und seinen Vater zu bringen und den Jungen im Auge zu behalten. Der Bloodletter stand mit aufgeknöpfter Hose vor ihm, augenscheinlich hatte er eben erst eine der Küchenfrauen bestiegen. Was erklärte, warum er sich in diesem Teil des Lagers aufhielt.
    »Was hast du da in deiner Hand?«, donnerte der Bloodletter und trat näher. »Gib es mir augenblicklich.«
    Im Angesicht des Zorns seines Vaters hatte V keine andere Wahl, als das Buch zu zeigen. Es wurde ihm mit einem Fluch entrissen.
    »Du hast es nur weise gebraucht, als du ihn damit schlugst.« Verschlagene schwarze Augen wurden zu Schlitzen und musterten die Einbuchtung in dem Fellhaufen, wo V seinen Rücken angelehnt hatte. »Du hast hier auf der faulen Haut gelegen, ist es nicht so? Du hast Zeit hier verbracht.«
    Als V nichts erwiderte, machte sein Vater einen weiteren Schritt nach vorn. »Was tust du hier? Alte Schinken lesen? So ist es wohl, und du wirst sie mir aushändigen. Vielleicht möchte ich ja selbst gern lesen, statt meinen nützlichen Bemühungen nachzugehen.«
    V zögerte … und erhielt eine Ohrfeige, die ihn rückwärts auf die Felle stürzen ließ. Er rutschte daran entlang und rollte herunter, bis er auf den Knien vor drei weiteren Büchern auftraf. Blut aus seiner Nase tropfte auf die Deckel.
    »Soll ich dich erneut schlagen? Oder wirst du mir geben, wonach ich verlange?« Der Tonfall seines Vaters klang gelangweilt, als wären beide Möglichkeiten für ihn annehmbar, da beide V schmerzen und ihm daher Befriedigung verschaffen würden.
    V streckte die Hand aus und streichelte einen weichen Ledereinband.
Seine Brust brüllte vor Schmerz bei diesem Abschied, doch diese Empfindung war ja doch nur vergeudet, nicht wahr. Die Dinge, die ihm etwas bedeuteten, waren im Begriff, zerstört zu werden, und nichts könnte das verhindern, ganz gleich, was er tat. Sie waren bereits so gut wie verloren.
    V blickte über die Schulter den Bloodletter an und erkannte eine Wahrheit, die sein Leben veränderte: Sein Vater würde alles und jeden zerstören, woran V sich Trost suchend klammerte. Das hatte er unzählige Male und auf unzählige Arten getan, und er würde es weiter tun. Diese Bücher und dieser Vorfall waren nur ein Fußabdruck auf einem endlosen Pfad, der viel beschritten würde.
    Diese Erkenntnis ließ allen Schmerz jäh vergehen. Für V lag nun kein Nutzen mehr in Gefühlen und Bindungen, am Ende wartete nur Qual, wenn sie zerstört wurden. Also würde er nicht mehr länger empfinden.
    Vishous hob die Bücher auf, die er Stunden um Stunden in liebevollen Händen gewiegt hatte, und wandte sein Gesicht dem Vater zu. Was ihm ein Rettungsanker gewesen, händigte er diesem nun ohne Regung, ohne Anteilnahme aus. Es war, als hätte er diese Bücher nie zuvor gesehen.
    Der Bloodletter nahm nicht an, was ihm dargereicht wurde. »Gibst du mir diese Bücher, mein Sohn?«
    »Ja.«
    »Aha … hmm. Weißt du, vielleicht möchte ich doch nicht lesen. Vielleicht ziehe ich es vor, wie ein Mann zu kämpfen. Für meinesgleichen und meine Ehre.« Sein massiger Arm wurde ausgestreckt und deutete auf eines der Kochfeuer. »Bring sie dorthin. Verbrenn sie dort. Da wir Winter haben, wird wenigstens die Hitze von Nutzen sein.«
    Die Augen des Bloodletter verengten sich, als V ruhig tat, wie ihm geheißen war. Dann

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