Black Dagger 09 - Seelenjäger
Sackgesicht in Familienpackungsgröße war.
Der Kerl war riesig und massig, hatte eine Statur wie ein Kämpfer. Und er hatte eine Typveränderung Richtung G.I. Joe hinter sich. Früher hatte er Designerklamotten und ein Vermögen an Edelschmuck getragen; nun trug er eine schwarze Cargohose und ein hautenges schwarzes Nylonhemd. Sein blondes Haar, das vorher lang genug gewesen war, um es zu einem Pferdeschwanz zu binden, hatte er sich militärisch kurz schneiden lassen.
Es war, als wäre die ganze Prahlerei nach außen überflüssig geworden, weil er wusste, dass seine Qualitäten jetzt im Inneren lagen.
Nur eins hatte sich nicht verändert: Seine Augen waren immer noch so grau wie Haihaut und unverwandt auf John gerichtet – der genau wusste, wenn er dem Kerl allein begegnete, dann drohte ihm eine Welt des Schmerzes. Beim letzten Mal mochte er Lash noch besiegt haben, aber das würde nicht mehr vorkommen. Schlimmer noch, Lash würde ihn sich schnappen. Das Versprechen von Rache lag in diesen breiten Schultern und dem halben Lächeln, das deutlich sagte: Leck mich.
John setzte sich neben Blay, er spürte eine dunkle Angst in sich.
»Hey, Kumpel«, sagte sein Freund leise. »Mach dir keine Sorgen um den Blödmann, okay?«
John wollte nicht so schwächlich aussehen, wie er sich fühlte, also zuckte er nur die Achseln und öffnete seinen Rucksack. Mann, diese Kopfschmerzen brachten ihn um. Andererseits war so ein Schocker auf leeren Magen auch nicht gerade ein wirksames Mittel gegen Migräne.
Qhuinn beugte sich vor und ließ einen Zettel vor John auf den Tisch fallen. Wir stehen hinter dir, stand darauf.
John blinzelte vor Dankbarkeit, als er sein Lehrbuch herausholte und sich auf das konzentrierte, was sie heute durchnehmen würden. Wie passend, dass es um Schusswaffen
ging. Er fühlte sich, als wäre eine auf seinen Hinterkopf gerichtet.
Er sah sich um. Als hätte Lash nur darauf gewartet, beugte er sich vor und legte seine Arme auf den Tisch. Seine Hände ballten sich ganz langsam zu Fäusten, die so groß wie Johns Kopf zu sein schienen, und als er lächelte, blitzten seine neuen Fänge so scharf wie Messer und so weiß wie das Jenseits auf.
Fuck. Wenn seine Transition nicht bald käme, dann war John ein toter Mann.
15
Vishous wachte auf und sah als Erstes seine Ärztin in dem Sessel in der anderen Ecke des Zimmers. Selbst im Schlaf hatte er sie überwacht.
Sie beobachtete ihn ebenfalls.
»Wie geht es Ihnen?« Ihre Stimme war tief und gleichmäßig. Professionelle Wärme, dachte er.
»Besser.« Wobei auch schwer vorstellbar war, sich noch mieser fühlen zu können, als vorhin, als er sich übergeben musste.
»Haben Sie Schmerzen?«
»Ja, aber nicht so schlimm. Mehr so ein Ziehen.«
Ihre Augen tasteten ihn ab, aber wieder nur in professioneller Absicht. »Ihre Gesichtsfarbe sieht gesünder aus.«
Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Denn je länger er ungesund aussah, desto länger konnte sie bleiben. Gesundheit war überhaupt nicht positiv.
»Können Sie sich an irgendetwas erinnern?«, fragte sie. »Von der Schießerei?«
»Eher nicht.«
Was nur zum Teil gelogen war. Er hatte nur noch Ereignisblitze vor Augen, kurze Ausschnitte statt eines ganzen Films: Er erinnerte sich an eine Seitenstraße. Einen Kampf mit einem Lesser. Einen Schuss. Um danach auf ihrem OP-Tisch zu landen und von seinen Brüdern aus dem Krankenhaus geholt zu werden.
»Warum wollte jemand Sie erschießen?«, fragte sie.
»Ich habe Hunger. Ist da irgendwas zu essen?«
»Sind Sie ein Drogendealer? Oder ein Zuhälter?«
Er rieb sich über das Gesicht. »Wie kommst du darauf?«
»Sie wurden in einer der Nebenstraßen der Trade Street angeschossen. Die Sanitäter sagten, Sie hätten Waffen bei sich gehabt.«
»Auf die Idee, dass ich ein verdeckter Ermittler sein könnte, bist du nicht gekommen?«
»Die Cops in Caldwell tragen keine Dolche bei sich. Und jemand von Ihrer Art würde ja wohl kaum so einen Beruf ergreifen.«
V verengte die Augen. »Meiner Art?«
»Zu auffällig, oder nicht? Außerdem – warum sollten Sie sich die Mühe machen, auf eine andere Art von Lebewesen aufzupassen?«
O Himmel, er hatte jetzt keine Energie, um diese Spezies-Debatte mit ihr durchzustehen. Zudem wollte er eigentlich gar nicht, dass sie ihn für so andersartig hielt.
»Essen«, sagte er und schielte nach einem Tablett, das auf dem Schreibtisch abgestellt war. »Kann ich was haben?«
Sie stand auf und stützte die Hände in die
Weitere Kostenlose Bücher