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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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beim Schießen eine Niete wäre, genau wie er in jedem anderen Bereich des Trainings eine Niete war. Wut wallte in ihm auf und verschlimmerte das Hämmern in seinem Kopf noch.
    Wenn er doch nur ein Mal gut in etwas wäre. Nur ein Mal.

16
    Der Patient starrte sie so komisch an, dass Jane unwillkürlich ihre Kleider abtastete, ob auch nichts heraushing.
    »Was«, murmelte sie und trat mit ihrem Bein in die Luft, so dass die Hose wieder herunterrutschte.
    Sie brauchte jedoch nicht groß zu fragen. Harte Burschen wie er standen üblicherweise bei Frauen nicht so auf die Heulnummer. Falls das allerdings bei ihm der Fall war, müsste er es einfach schlucken. Jeder in ihrer Lage stünde ein bisschen neben sich. Jeder.
    Doch statt einen Kommentar über die Schwäche von Heulsusen im Allgemeinen oder sie im Speziellen abzugeben, nahm er den Teller mit dem Hühnchen vom Tablett und begann zu essen.
    Empört über ihn und die ganze Situation ging sie wieder zu ihrem Sessel. Die Rasierklinge zu verlieren, hatte ihrer heimlichen Rebellion die Substanz geraubt, und obgleich sie eine Kämpfernatur war, musste sie sich damit abfinden, zu warten. Sofort töten wollte man sie offenbar nicht; jetzt
ging es um ihr Verschwinden. Sie betete, dass es bald einen Ausweg gäbe. Und dass dabei kein Bestattungsunternehmer und eine Kaffeedose mit ihrer Asche darin im Spiel wären.
    Während der Patient sich über einen Hühnchenschenkel hermachte, dachte sie geistesabwesend, dass er wunderschöne Hände hatte.
    Na toll, jetzt war sie auch noch über sich selbst empört. Mit eben diesen Händen hatte er sie festgehalten und ihr den Kittel ausgezogen, als wäre sie nur eine Puppe. Und nur weil er das gute Stück hinterher sorgfältig gefaltet hatte, war er noch lange kein Held.
    Die Stille dehnte sich aus, und das leise Klappern des Bestecks auf dem Teller erinnerte sie an die schrecklich schweigsamen Abendessen, die sie früher mit ihren Eltern verbracht hatte.
    Mein Gott, diese in dem stickigen, antik möblierten Esszimmer eingenommenen Mahlzeiten waren schmerzhaft gewesen. Ihr Vater hatte am Kopfende gesessen wie ein missbilligender König und hatte überwacht, wie das Essen gesalzen und verzehrt wurde. Laut Dr. William Rosdale Whitcomb war nur Fleisch zu salzen, kein Gemüse, und da das sein Standpunkt in dieser Angelegenheit war, musste jeder im Haushalt seinem Beispiel folgen. Theoretisch. Jane hatte häufig gegen das Kein-Salz-Gesetz verstoßen und hatte gelernt, ihr Handgelenk so zu verdrehen, dass auch der gedämpfte Brokkoli oder die gekochten Bohnen oder gebratenen Zucchini etwas abbekamen.
    Sie schüttelte den Kopf. Nach all der Zeit und seinem Verscheiden dürfte sie eigentlich beim Gedanken daran nicht mehr so wütend werden, denn das waren vergeudete Emotionen. Außerdem hatte sie momentan wahrlich dringlichere Probleme.
    »Frag mich«, sagte der Patient plötzlich.

    »Was denn?«
    »Frag mich, was du wissen willst.« Er wischte sich den Mund, die Damastserviette rieb über sein Ziegenbärtchen und die nachgewachsenen Stoppeln. »Das macht die Sache zwar am Ende für mich schwieriger, aber dann müssen wir wenigstens nicht hier sitzen und dem Besteckklappern zuhören. «
    »Was für eine Sache ist das denn genau am Ende?« Bitte sag jetzt nicht, Müllsäcke kaufen, um meine Körperteile darin zu verstauen.
    »Interessiert dich gar nicht, was ich bin?«
    »Ich sag Ihnen mal was, Sie lassen mich gehen, und ich stelle Ihnen haufenweise Fragen über Ihre Spezies. Bis es so weit ist, bin ich aber leicht abgelenkt durch die Frage, wie mein kleiner Ausflug auf dem Entführungsdampfer sich für mich entwickeln wird.«
    »Ich habe dir mein Wort gegeben – «
    »Ja, ja. Aber Sie haben mich auch gerade ziemlich unsanft behandelt. Und wenn Sie sagen, dass es zu meinem eigenen Besten war, dann bin ich Ihnen wohl ausgeliefert. « Jane betrachtete ihre kurz geschnittenen Nägel und schob die Haut zurück. Als sie mit der linken Hand fertig war, blickte sie auf. »Also, diese Sache, die Sie am Ende erledigen müssen – werden Sie dazu eine Schaufel brauchen? «
    Der Blick des Patienten senkte sich auf den Teller, er schob den Reis mit der Gabel hin und her, silberne Zinken tauchten zwischen den Körnern ein, schufen Muster. »Diese Sache … sozusagen … ist, dafür zu sorgen, dass du dich an nichts von dem hier erinnerst.«
    »Das höre ich jetzt schon zum zweiten Mal, und ehrlich gesagt glaube ich, dass das Blödsinn ist. Es ist etwas schwer

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