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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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inne. Er schien größer zu werden, je mehr er sich erholte. Größer und … sinnlicher.
    Ihr Verstand scheute vor dem Gedankengang zurück, den sie da gerade anpeilte, und klammerte sich an seinen medizinischen Zustand wie an eine Rettungsweste. Mit ruhigen, professionellen Händen zog sie ihm die Decke ganz von der Brust und löste die Klebestreifen von seiner Haut. Sie hob den Mull hoch und schüttelte den Kopf. Erstaunlich. Die einzige Beschädigung der Haut war die kreisförmige Narbe, die schon vorher da gewesen war. Die Operationsrückstände beschränkten sich auf eine leichte farbliche Abweichung, und wenn sie daraus auf den Zustand seiner inneren Organe schließen konnte, dann waren sie ebenso gut verheilt.
    »Ist das immer so?«, fragte sie. »Verlaufen Heilungsprozesse immer so schnell?«
    »Innerhalb der Bruderschaft ja.«

    O Mann. Wenn sie die Regeneration seiner Zellen erforschen könnte, dann wäre sie vielleicht in der Lage, einige der Geheimnisse des menschlichen Alterungsprozesses zu entschlüsseln.
    »Vergiss es.« Sein Kiefer spannte sich an, während er die Beine an der anderen Bettseite aufsetzte. »Wir lassen uns nicht von euch als Laborratten missbrauchen. Und wenn es gestattet wäre, dann möchte ich jetzt duschen und eine Zigarette rauchen.« Sie machte den Mund auf, und er schnitt ihr das Wort ab. »Wir bekommen keinen Krebs, also erspar mir die Predigt.«
    »Keinen Krebs? Wie kann das – «
    »Später. Ich brauche heißes Wasser und Nikotin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich mag es nicht, wenn man in meiner Gegenwart raucht.«
    »Genau deswegen werde ich es im Badezimmer tun. Da drin ist ein Abluftgebläse.«
    Als er aufstand und die Decke an seinem Körper herabglitt, drehte sie schnell den Kopf weg. Ein nackter Mann war nun wirklich nichts Neues für sie, aber aus irgendeinem Grund kam er ihr anders vor.
    Ach nein. Er war knapp zwei Meter groß und hatte eine Statur wie ein Kleiderschrank.
    Sie ging zurück zu ihrem Sessel und setzte sich, da hörte sie ein Schlurfen, dann einen dumpfen Schlag. Beunruhigt sah sie auf. Der Patient war so unsicher auf den Beinen, dass er das Gleichgewicht verloren hatte und gegen die Wand geprallt war.
    »Brauchen Sie Hilfe?« Bitte sag nein. Bitte sag –
    »Nein.«
    Danke, lieber Gott.
    Er griff sich ein Feuerzeug und eine offenbar selbstgedrehte Zigarette vom Nachttisch und taumelte durch den Raum. Von ihrem Aussichtspunkt in der Ecke aus ließ sie
ihn nicht aus den Augen, bereit, ihn mit einem Rettungsgriff aufzufangen, falls es nötig wurde.
    Na gut, vielleicht beobachtete sie ihn auch noch aus einem anderen Grund, außer um ihm einen Teppichabdruck im Gesicht zu ersparen: Sein Rücken war fantastisch, die Muskeln schwer, aber elegant, wie sie über seine Schultern verliefen und sich von der Wirbelsäule fächerförmig ausbreiteten. Und sein Hintern war …
    Jane hielt sich die Augen zu und ließ die Hand erst wieder fallen, als die Tür zugefallen war. Nach vielen Jahren in der Medizin war sie mit dem »Du sollst deine Patienten nicht befummeln«-Teil des hippokratischen Eides doch ausreichend vertraut.
    Besonders, wenn der fragliche Patient der eigene Kidnapper war. Gütiger. Erlebte sie das alles wirklich?
    Kurz darauf hörte sie die Toilettenspülung und wartete auf das Rauschen der Dusche. Als sie nichts hörte, vermutete sie, dass er wohl zuerst seine Zigarette rauchte …
    Die Tür flog auf, und der Patient kam heraus, schwankend wie eine Boje im offenen Meer. Er hielt sich mit der behandschuhten Hand am Türrahmen fest, an seinem Unterarm traten die Sehnen hervor.
    »Mir … ist schwindlig.«
    Sofort schaltete Jane auf Arztmodus und eilte zu ihm, ungeachtet der Tatsache, dass er nackt und doppelt so groß war wie sie, und dass sie noch vor zwei Minuten seinen Hintern begutachtet hatte, als stünde er zum Verkauf. Sie schlang ihm einen Arm um die Taille und drückte sich in seinen Körper, um mit der Hüfte die Last aufzunehmen. Als er sich auf sie stützte, war er so schwer, dass sie ihn kaum zum Bett zu schleppen vermochte.
    Fluchend streckte er sich darauf aus. Als sie über ihn hinweg nach der Decke griff, fiel ihr Blick auf die Narben zwischen seinen Beinen. In Anbetracht der Geschwindigkeit,
mit der seine Operationswunde verheilt war, fragte sie sich, warum sie geblieben waren.
    Er riss ihr die Decke aus der Hand, und der schwarze Stoff senkte sich auf ihn herab wie eine Wolke. Dann legte er sich den Arm über die Augen, nur noch das

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