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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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vorstellbar, dass ich lebendig hier rauskomme und mich nicht voller Nostalgie daran erinnere, wie ich über der
Schulter eines Wildfremden hing, aus meinem Krankenhaus geschleift und zu Ihrem Leibarzt bestellt wurde. Wie stellen Sie sich das vor?«
    Sein diamantheller Blick hob sich wieder. »Ich werde dir die Erinnerungen nehmen. Alles sauber schrubben. Es wird sein, als hätte ich nie existiert und du wärest nie hier gewesen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Mhm, ist schon klar – «
    Sie spürte ein Stechen im Kopf und legte mit verzerrtem Mund die Fingerspitzen an die Schläfen. Als sie die Hände wieder sinken ließ, sah sie den Patienten an und runzelte die Stirn. Was war denn das? Er aß, aber nicht von dem Tablett, das vorher hier gewesen war. Wer hatte neues Essen gebracht?
    »Mein Kumpel mit der Red-Sox-Kappe«, sagte der Patient und wischte sich den Mund. »Weißt du noch?«
    Sofort fiel ihr siedend heiß alles wieder ein: Red Sox mit dem Tablett, der Patient, der ihr die Rasierklinge abnahm, ihre Tränen.
    »Gütiger … Himmel«, flüsterte Jane.
    Der Patient aß einfach weiter, als wäre es nicht exotischer, ihre Erinnerungen zu löschen, als ein Hühnchen zu verspeisen.
    »Wie?«
    »Manipulation von Nervenbahnen. Flickwerk, gewissermaßen. «
    »Wie?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wie finden Sie die Erinnerungen? Wie unterscheiden Sie? Können Sie – «
    »Mein Wille. Dein Gehirn. Das ist genau genug.«
    Sie verengte die Augen. »Eine kurze Frage. Gehört zu diesen Zauberkünsten im Umgang mit den grauen Zellen ein totaler Mangel an Verantwortungsbewusstsein bei Ihresgleichen
generell, oder sind es nur Sie im Speziellen, der ohne Gewissen auf die Welt kam?«
    Er senkte das Besteck. »Wie bitte?«
    Es war ihr völlig egal, dass er sich gekränkt fühlte. »Erst entführen Sie mich und jetzt wollen Sie mir meine Erinnerungen nehmen, und das tut Ihnen überhaupt nicht leid, oder? Ich bin wie eine Lampe, die Sie sich ausgeliehen haben …«
    »Ich versuche, dich zu beschützen«, zischte er. »Wir haben Feinde, Dr. Whitcomb. Die würden herausfinden, was du über uns weißt, und sie würden dich finden und an einen geheimen Ort bringen und umbringen – nach einer Weile. Das lasse ich nicht zu.«
    Jane stand auf. »Jetzt hör mir mal zu, Prince Charming, dieser ganze Beschützerquatsch klingt ja wirklich spitze, aber er stünde gar nicht zur Debatte, wenn ihr mich nicht verschleppt hättet.«
    Er ließ sein Besteck auf den Teller fallen, und sie machte sich darauf gefasst, dass er gleich zu brüllen beginnen würde. Doch er sagte nur leise: »Du warst dazu bestimmt, mit mir zu kommen, klar?«
    »Ach so. Tatsächlich. Dann hatte ich also ein ›Bitte Entführen‹-Schild auf dem Hintern kleben, das nur Sie sehen konnten?«
    Er stellte den Teller auf den Nachttisch und schob ihn weg, als ekelte ihn das Essen darauf plötzlich an.
    »Ich habe Visionen«, murmelte er.
    »Visionen.« Als er das nicht weiter ausführte, dachte sie an den Radiergummi-Trick, den er mit ihrem Kopf abgezogen hatte. Wenn er so etwas konnte … sprach er dann etwa davon, in die Zukunft sehen zu können?
    Jane schluckte heftig. »Diese Visionen, das ist wahrscheinlich kein Jahrmarkts-Firlefanz, oder?«
    »Nein.«

    »Shit.«
    Er strich sich über den Bart, als grübelte er, wie viel er ihr genau erzählen sollte. »Früher hatte ich sie ständig, aber dann blieben sie aus. Ich hatte keine mehr, seit … also, vor ein paar Monaten hatte ich eine von einem Freund, und weil ich sie befolgte, konnte ich sein Leben retten. Und als meine Brüder ins Krankenhaus kamen, hatte ich eine Vision von dir. Deshalb habe ich ihnen aufgetragen, dich mitzunehmen. Du sprichst von Gewissen? Wenn ich keines hätte, dann hätte ich dich dort gelassen.«
    Sie erinnerte sich daran, wie aggressiv er ihretwegen seinem besten Freund gegenüber geworden war. Und dass er sogar, als er ihr die Rasierklinge abgenommen hatte, vorsichtig mit ihr umgegangen war. Und er hatte sich an sie gekuschelt und sich trösten lassen.
    Es war möglich, dass er geglaubt hatte, das Richtige zu tun. Das sollte nicht heißen, dass sie ihm verzieh, aber … na ja, es war immer noch besser, als sie ohne jedes Bedauern zur Patty Hearst zu machen.
    Nach einem beklemmenden Schweigen sagte sie: »Sie sollten das da aufessen.«
    »Ich bin fertig.«
    »Nein, sind Sie nicht.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Teller. »Aufessen.«
    »Kein Hunger.«
    »Ich habe nicht gefragt, ob Sie Hunger

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