Black Dagger 09 - Seelenjäger
möglichen Krieg der Welten -Szenarien durch ihre Gedanken schossen, schnappte sie den vertrauten Geruch von Blut auf. Zumindest halb vertraut. Der Duft hatte eine fremde Note, etwas Würziges, und sie erinnerte sich an dasselbe weinähnliche Aroma während der OP bei ihrem Patienten.
Eine Tür mit der Aufschrift Physiotherapie schwang auf. Der schöne blonde Vampir, der sie aus dem Krankenhaus geschleppt hatte, steckte den Kopf heraus. »Der Jungfrau sei Dank, da seid ihr ja.«
Sofort übernahmen Janes Medizinerinstinkte das Kommando, als sie in einen gefliesten Raum trat und die Sohlen
eines Paars Stiefel von einer Liege hängen sah. Sie schob die Männer beiseite, um zu dem Verletzten zu kommen.
Es war derjenige, der sie hypnotisiert hatte, der mit den gelben Augen und den fantastischen Haaren. Und er brauchte wirklich Hilfe. Seine linke Augenhöhle war nach innen gedrückt, das Lid so dick, dass er es nicht öffnen konnte, während die eine Seite des Gesichts auf doppelte Größe angeschwollen war. Nicht nur der Knochen oberhalb des Auges war vermutlich gebrochen, sondern auch der Wangenknochen.
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte ihm in das offene Auge. »Sie sehen furchtbar aus.«
Er lächelte mühsam. »Was du nicht sagst.«
»Aber ich kriege Sie wieder hin.«
»Glaubst du, du kannst das?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf vor und zurück. »Ich weiß, dass ich das kann.«
Sie war zwar keine plastische Chirurgin, doch in Anbetracht seiner Selbstheilungskräfte war sie zuversichtlich, dass sie die Verletzungen so verarzten konnte, dass keine Narben zurückbleiben würden. Vorausgesetzt, sie hätte das passende Werkzeug zur Verfügung.
Wieder flog die Tür auf, und Jane erstarrte. O mein Gott, es war der Riese mit dem pechschwarzen Haar und der Sonnenbrille. Sie hatte sich schon gefragt, ob sie ihn nur geträumt hatte, aber offenbar war auch er real. Total real. Und der Chef. Seine Haltung drückte aus, dass ihm alles und jeder im Raum gehörte und von ihm mit einer bloßen Handbewegung vernichtet werden konnte.
Er warf einen Blick auf Jane und grollte: »Sagt mir, dass das hier nicht passiert.«
Instinktiv machte Jane einen Schritt rückwärts, Richtung V, und im selben Moment fühlte sie ihn hinter sich treten.
Obwohl er sie nicht berührte, wusste sie, dass er nicht weit weg war. Und bereit, sie zu verteidigen.
Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. »Phury … verflucht noch mal, wir müssen dich zu Havers bringen.«
Phury? Was für ein Name sollte das denn sein?
»Nein«, kam schwach die Antwort.
»Warum bloß nicht?«
»Bella ist dort. Wenn sie mich so sieht … dann flippt sie aus … sie blutet schon.«
»Ach du Scheiße.«
»Und wir haben jemanden hier«, rasselte der Mann auf der Liege. Der Blick seines offenen Auges wanderte zu Jane. »Stimmt’s?«
Alle sahen sie an, und der Schwarzhaarige war sichtlich genervt. Daher war sie überrascht, als er fragte: »Wirst du unseren Bruder behandeln?«
Die Anfrage klang nicht bedrohlich, sondern respektvoll. Offenbar war er hauptsächlich deshalb aufgebracht gewesen, weil sein Bruder auf dem Rücken lag und nicht behandelt wurde.
Sie hustete. »Ja, werde ich. Aber womit soll ich arbeiten? Ich muss ihn betäuben – «
»Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte Phury.
Sie sah ihn unverwandt an. »Ich soll Ihr Gesicht ohne Narkosemittel wieder zusammenflicken?«
»Ja.«
Vielleicht hatten sie eine andere Schmerzschwelle …
»Spinnst du?«, murmelte Red Sox.
Aber vielleicht auch nicht.
Aber genug gequatscht. Angenommen, der Junge mit der Rocky-Balboa-Visage heilte so schnell wie ihr Patient, dann sollte sie sofort operieren, bevor die Knochen noch falsch zusammenwuchsen und sie sie erneut brechen müsste.
Sie sah sich im Raum um und entdeckte Schränke mit
Glastüren, hinter denen alle möglichen Geräte und Medikamente lagerten. Sie hoffte nur, sie könnte daraus ein vernünftiges OP-Besteck zusammenstellen. »Ich gehe mal nicht davon aus, dass einer von Ihnen medizinische Erfahrung hat?«
V ergriff das Wort, direkt neben ihrem Ohr, fast so nah wie ihre eigenen Klamotten. »Doch, ich kann assistieren. Ich bin ausgebildeter Sanitäter.«
Sie blickte sich flüchtig über die Schulter, eine Hitzewelle durchfuhr sie.
Reiß dich am Riemen, Whitcomb. »Gut. Gibt es hier irgendetwas zur Lokalanästhesie?«
»Lidocain.«
»Was ist mit Sedativen? Und vielleicht ein bisschen Morphium. Wenn er im falschen Moment zuckt,
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