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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ihm heran. Wie aus eigenem Antrieb hob sich die Kapuze vor ihrem Gesicht, und sie starrte mit einem gelangweilten Ausdruck auf ihrem geisterhaften, leuchtenden Gesicht auf ihn herab.
    »Du wirst mir dein Wort geben, dass du dich mir gegenüber respektvoll verhältst, solange wir uns in Gegenwart meiner versammelten Auserwählten befinden. Ich will dir zugestehen, dass du per definitionem einige Freiheiten besitzt, doch ich werde nicht zögern, dir ein schlimmeres Schicksal zuzumessen als jenes, welchem du zu entrinnen wünschst, wenn du sie in der Öffentlichkeit zur Schau stellst. Sind wir uns einig?«
    Einig? Einig? Klar, so was würde doch wohl einen freien Willen voraussetzen, und aus allem, was er im Laufe seines Lebens gelernt hatte, schloss er eindeutig, dass er keinen besaß.
    Scheiß. Auf sie.

    Sehr langsam atmete Vishous aus. Entspannte seine Muskeln. Und stellte das Atmen ein.
    Er wich ihrem Blick nicht aus … während er zu sterben begann.
    Nach etwa einer Minute Luftanhalten schaltete sich das vegetative Nervensystem ein, seine Lungen drückten gegen den Brustkorb, versuchten, Sauerstoff einzuziehen. Er verkeilte die Kiefer, presste die Lippen aufeinander und spannte den Hals an, so dass der Reflex nicht greifen konnte.
    »O Gütiger«, hauchte Phury mit zitternder Stimme.
    Das Brennen in Vs Lungen breitete sich in seinem gesamten Oberkörper aus, seine Sicht verschwamm, sein Körper bebte im Kampf zwischen mentalem Willen und dem biologischem Imperativ zu atmen. Schließlich ging es nicht mehr so sehr darum, seiner Mutter eins auszuwischen, als zu erreichen, was er sich wünschte: Frieden. Ohne Jane in seinem Leben war der Tod eigentlich seine einzige Option.
    Allmählich verlor er die Besinnung.
    Urplötzlich wurde das nicht vorhandene Gewicht hochgehoben; Luft schoss ihm daraufhin durch die Nase in die Lungen, als wäre sie eine feste Substanz und eine unsichtbare Hand hätte sie ihm mit Gewalt in den Hals geschoben.
    Sein Körper übernahm die Kontrolle und drängte machtvoll die Selbstbeherrschung zurück. Gegen seinen Willen schluckte er Sauerstoff wie Wasser, krümmte sich auf einer Seite zusammen, atmete in langen Zügen. Sein Blick wurde nach und nach wieder klar, bis er ihn auf den Saum der Robe seiner Mutter richten konnte.
    Als er endlich sein Gesicht von dem weißen Fußboden hob und sie ansah, war sie nicht länger die helle Gestalt, an die er gewöhnt war. Sie war trüber geworden, als hätte sie jemand mit einem Dimmer heruntergeregelt.

    Ihr Gesicht allerdings war unverändert. Durchscheinend und wunderschön und hart wie ein Diamant.
    »Sollen wir uns zur Präsentation hineinbegeben?«, fragte sie. »Oder möchtest du vielleicht deine Partnerin auf meinem Marmorboden liegend empfangen?«
    V setzte sich auf, noch etwas benommen. Aber es war ihm egal, ob er umkippte. Wahrscheinlich hätte er eine Art von Triumphgefühl empfinden sollen, weil er den Kampf mit ihr gewonnen hatte, aber das tat er nicht.
    Er schielte zu Phury. Der Arme war völlig fertig, seine gelben Augen waren so rund wie Weintrauben, die Haut wirkte fahl. Er sah aus, als stünde er mitten in einem Alligatorbecken und trüge Steaks als Schuhe.
    Mann, der Reaktion seines Bruders auf diesen kleinen familiären Zwist nach zu urteilen, konnte V sich ungefähr vorstellen, wie die Auserwählten mit einem offenen Konflikt zwischen ihm und seinem Joan-Crawford-Alptraum von einer Mutter umgehen würden. Und auch, wenn V keine besondere Verbundenheit mit diesem Frauenhaufen empfand, so gab es doch keinen Anlass, sie absichtlich zu ärgern.
    Also stand er auf, und Phury kam ihm gerade rechtzeitig zu Hilfe. Als V Schlagseite bekam, fing ihn der Bruder auf und stützte ihn unter der Achsel.
    »Ihr werdet mir jetzt folgen.« Die Jungfrau der Schrift führte sie zu dem Bogengang, über den Marmor gleitend, ohne ein Geräusch oder auch nur eine sichtbare Bewegung.
    Die drei gingen weiter durch die Arkade zu einer goldenen Flügeltür, durch die V noch nie getreten war. Sie war massiv und mit einer frühen Version der Alten Sprache verziert, die noch ausreichend Ähnlichkeit mit der derzeitigen Schriftsprache hatte, dass V übersetzen konnte:

    Siehe, das Heiligtum der Auserwählten, geheiligte Stätte der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Art.
    Die Türen öffneten sich ohne äußeres Zutun und gaben den Blick frei auf eine prachtvolle Idylle, die unter normalen Umständen selbst V im Grunde beruhigt hätte. Abgesehen davon,

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