Black Dagger 10 - Todesfluch
wurde ernst. »Ich will dir mal was sagen, V. Du und ich: Wir stehen zusammen in diesem Leben, und nicht nur wegen meines Fluchs. Ich weiß nicht genau, ob ich an göttliche Vorsehung und diesen Quatsch glaube, aber es gibt einen Grund, warum wir beide uns begegnet sind. Und was dieses Verliebtheitsding betrifft – ich glaube, es ging bei dir mehr darum, dass dir zum ersten Mal jemand echt was bedeutet hat.«
»Okay, es reicht jetzt. Ich krieg Ausschlag von diesem ganzen Gefühlsscheiß.«
»Du weißt, dass ich Recht habe.«
»Leck mich, Herr Professor.«
»Gut, ich find’s toll, dass wir uns verstehen.« Butch runzelte die Stirn. »Hey, vielleicht könnte ich ja eine Talkshow moderieren, jetzt wo du nicht mehr meine First Lady sein willst. Ich könnte sie Die Stunde O’Neal nennen. Klingt wichtig, oder?«
»Zuallererst mal: Du wärst die Lady gewesen.«
»Vergiss es. Für dich lieg ich auf keinen Fall unten.«
»Und zweitens glaube ich nicht, dass es für diese spezielle Sorte von Psychologie einen Markt gibt.«
»Da irrst du dich gewaltig.«
»Butch, du und ich haben uns gerade windelweich geprügelt. «
»Du hast angefangen. Und außerdem wäre das perfekt für MTV. Hulk Hogan meets Oprah Winfrey. Mein Gott, ich bin ein Genie.«
»Einer muss ja an dich glauben.«
Butchs Gelächter brach abrupt ab, als eine kalte Windbö durch den Garten wehte. »Also gut, Großer, so gemütlich
das hier auch ist, aber ich glaube nicht, dass meine Sonnenbräune hier große Fortschritte macht. Wenn man bedenkt, dass es stockdunkel ist.«
»Du hast gar keine Sonnenbräune.«
»Siehst du? Das führt doch zu nichts. Wie wäre es, wenn wir uns einfach zusammen auf den Heimweg machen?« Langes Schweigen folgte. »Du kommst nicht mit, oder?«
»Ich hab keine Lust mehr, jemanden umzubringen.«
»Na, toll. Wenn du den Kerl vielleicht nur verkrüppelst, dann kann ich dich ja getrost alleine lassen.« Mit einem unterdrückten Fluch setzte Butch sich auf. »Was dagegen, wenn ich zumindest nachsehe, ob er weg ist?«
»Gott, will ich das wirklich wissen?«
»Bin gleich wieder da.« Butch ächzte und stand auf, als hätte er einen Autounfall gehabt, knirschend und steif. »Mann, das wird ein Weilchen wehtun.«
»Du bist jetzt ein Vampir. Dein Körper ist in null Komma nichts wieder bestens in Schuss.«
»Darum geht es nicht. Marissa wird uns beiden den Kopf abreißen, weil wir uns geprügelt haben.«
V zuckte zusammen. »Verfluchter Mist. Das lässt sie nicht durchgehen, was?«
»O nein.« Butch humpelte los. »Sie wird uns in die Mangel nehmen.«
V betrachtete das Fenster im oberen Stockwerk und konnte sich nicht entscheiden, ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass kein Licht brannte. Mit geschlossenen Augen betete er, dass der Porsche weg wäre … obwohl er wenig Hoffnung hatte. Mann, Butch hatte völlig Recht. Es schrie geradezu nach Ärger, wenn er hier vor dem Haus herumlungerte. Er müsste das einstellen –
»Er ist weg«, verkündete Butch.
V stieß die Luft aus wie ein angestochener Reifen, dann
aber wurde ihm klar, dass er nur eine Gnadenfrist bekommen hatte. Früher oder später würde sie jemanden finden.
Früher oder später käme sie vermutlich mit diesem Arzt zusammen.
V hob kurz den Kopf und ließ ihn wieder zurück auf den gefrorenen Rasen knallen. »Ich glaube, ich kann das nicht. Ich glaube, ich kann nicht ohne sie leben.«
»Hast du eine Wahl?«
Nein, dachte er. Überhaupt keine Wahl.
Bei näherer Betrachtung sollte man dieses Wort überhaupt nicht auf das Schicksal anwenden. Niemals. Eine Wahl zu haben, war auf Essen und Fernsehen beschränkt: Man konnte wählen, ob man CBS oder NBC einschaltete, oder ob man Steak oder Hühnchen aß. Aber wenn man das Konzept über Herd oder Fernbedienung hinaus ausdehnen wollte, funktionierte es einfach nicht mehr.
»Geh nach Hause, Butch. Ich mache schon keinen Blödsinn. «
»Keinen noch größeren Blödsinn, meinst du.«
»Haarspalterei.«
Butch holte tief Luft und wartete ab. »Dann sehen wir uns also später in der Höhle?«
»Genau.« V erhob sich. »Ich komme dann später.«
Jane drehte sich im Bett herum, von ihren Instinkten geweckt.
Jemand war im Zimmer. Mit pochendem Herzen setzte sie sich auf, sah aber nichts. Gleichzeitig boten die Schatten, die das Flurlicht warf, ausreichend Verstecke hinter der Kommode und der halb geöffneten Tür und dem Sessel am Fenster.
»Wer ist da?«
Keine Antwort, aber sie war definitiv
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