Black Dagger 10 - Todesfluch
Erkennungsmelodie.
»Genau wie ich«, murmelte er.
Keiner von ihnen sagte ein weiteres Wort, und er wusste nicht, was er tun sollte. Er war generell schon mies im Umgang mit Frauen, aber seit er Jane hatte aufgeben müssen, war er völlig geschädigt.
Unvermittelt drehte er den Kopf herum, sie waren nicht allein. »Du da hinter der Säule. Komm raus. Sofort.«
Eine Auserwählte trat in ihr Blickfeld, den Kopf geneigt, den Körper unter dem traditionellen weißen Wickelgewand angespannt. »Sire.«
»Was machst du hier?«
Als die Auserwählte demütig zu Boden blickte, dachte V: Herr, verschone mich vor der Unterwürfigkeit. Komisch, beim Sex hatte er das immer verlangt. Jetzt nervte ihn der Quatsch zu Tode.
»Ich will mal hoffen, dass du gekommen bist, um sie zu
trösten«, knurrte er. »Ansonsten kannst du dich gleich wieder verkrümeln.«
»Zum Trost kam ich«, gab die Auserwählte sanft zurück. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Wie heißt du?«
»Auserwählte.«
»Verflucht nochmal!« Als sowohl sie, als auch Cormia vor Schreck einen Satz machten, zwang er sich, seinen Jähzorn zu zügeln. »Wie ist dein Name?«
»Amalya.«
»Gut, dann, Amalya. Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst, bis ich zurück bin. Das ist ein Befehl.« Während die Angesprochene sich eifrig verneigte und ein Versprechen abgab, nahm er einen letzten Zug von seiner Zigarette, leckte sich Daumen und Zeigefinger und drückte sie aus. Dann steckte er die Kippe in die Tasche und fragte sich unmotiviert, warum eigentlich alle auf der Anderen Seite immer Schlafanzüge tragen mussten.
An Cormia gewandt sagte er: »Wir sehen uns in zwei Tagen. «
Ohne sich noch einmal umzusehen, lief er die Anhöhe hoch, mied aber den Seidenläufer. Im Innenhof der Jungfrau der Schrift angekommen sprach er ein Stoßgebet, dass er ihr nicht in die Arme liefe, und dankte Gott, dass sie nicht da war. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war ein Nachkarten mit Momzilla.
Unter den wachsamen Augen der Singvögel stürzte er sich zurück in die reale Welt. Aber nicht zum Anwesen der Vampire.
Sondern er ging schnurstracks dahin, wo er nichts verloren hatte: Gegenüber von Janes Wohnung nahm er Gestalt an. Das war eine gigantisch blöde Idee, aber er war halbtot vor Kummer und konnte nicht klar denken, und außerdem
war ihm sowieso alles total egal. Sogar die Grenzen zwischen Menschen und Vampiren, die nicht überschritten werden durften.
Es war eine kalte Nacht, und seine Zeremonienmontur war dünn, aber das interessierte ihn nicht. Er war so betäubt und kaputt, er hätte auch nackt im Schneeregen stehen können, ohne es zu bemerken –
Was war das denn?
Da stand ein Auto in der Einfahrt. Ein Porsche Carrera 4S. Derselbe, den Z hatte, nur, dass der von Z eisengrau war, und das Teil hier silberfarben.
Eigentlich hatte V nicht vorgehabt, näher als auf die gegenüberliegende Straßenseite zu kommen, aber der Plan landete im Müll, als er einatmete und den Geruch eines Mannes aus dem Cabrio aufnahm. Es war dieser Arzt, der damals im Krankenhaus den Don Juan gespielt hatte.
V materialisierte sich neben dem Ahorn in Janes Vorgarten und blickte durchs Küchenfenster. Die Kaffeemaschine war an. Zucker stand auf der Ablage. Zwei Löffel.
Nein, nicht das. Verdammt nochmal: nicht das.
Vom Rest der Wohnung konnte V nicht besonders viel erkennen, deshalb trabte er um die Ecke, seine nackten Füße schrien auf, als sie auf vereiste Schneereste trafen. Eine alte Frau aus der Wohnung nebenan linste aus dem Fenster, als hätte sie ihn bemerkt, deshalb warf er ein Mhis über die Gegend, als Vorsichtsmaßnahme – und um wenigstens irgendetwas nicht vollkommen Hirnloses zu tun.
Diese Stalker-Nummer jedenfalls war nicht gerade eine intellektuelle Meisterleistung.
Als er das rückwärtige Fenster erreichte und einen Blick ins Wohnzimmer werfen konnte, sah er den Tod eines anderen so deutlich vor sich, als hätte er den Mord in Echtzeit begangen: Dieser Mensch, dieser Arzt, lag auf den
Knien und drückte sich ganz nah an Jane, die auf dem Sofa saß. Der Kerl hatte eine Hand auf ihrem Gesicht liegen, die andere auf ihrem Hals und war mit ihrem Mund beschäftigt.
Vs Konzentration ließ nach, er ließ das Mhis heruntersacken und setzte sich in Bewegung, ohne nachzudenken. Ohne seinen Verstand zu benutzen. Ohne zu zögern. Übrig blieb nichts als der brüllende männliche Instinkt eines gebundenen Vampirs, während er zur Terrassentür stürmte, bereit zu töten
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