Black Dagger 10 - Todesfluch
Patientin behandelt zu werden, und nicht reden zu dürfen, machte die Sache noch schlimmer. Offenbar war da was dran, dass man seine Verlegenheit durch Reden überspielen –
Ein dunkles Zimmer. Ein Mann in einem Bett. Sie sprach … sprach über … Hannahs Beerdigung.
Der nächste Stich raste ihr in den Schädel, und sie musste nach Luft schnappen. »Verdammt nochmal.«
Manello ließ ihr Handgelenk los und befühlte ihre Stirn. »Du bist gar nicht heiß.« Dann legte er seine Hände seitlich auf ihren Hals, unmittelbar unter den Kiefer.
Während er die Stirn runzelte und abtastete, bemerkte sie: »Ich habe kein Halsweh.«
»Deine Drüsen scheinen auch nicht geschwollen zu sein.« Seine Finger wanderten über den Hals nach unten, bis Jane leicht zusammenzuckte und er den Kopf schief legte. »Was zum Henker ist das denn?«
»Was?«
»Da ist ein blauer Fleck. Oder so was. Moment mal, was hat dich denn gebissen, gottverdammt?«
Sie hob die Hand. »Ach das, keine Ahnung, was das ist.«
»Scheint aber gut abzuheilen.« Forschend tastete er ihren Hals über dem Schlüsselbein ab. »Ja, hier auch keine Schwellung. Ich sag es dir ja nur ungern, aber du hast keine Grippe.«
»Natürlich hab ich die Grippe.«
»Nein.«
»Du bist ein Knochenheini, von ansteckenden Krankheiten hast du keinen Schimmer.«
»Aber du zeigst keine Immunreaktion, Whitcomb.«
Sie befühlte ihren Hals. Überlegte, dass sie weder nieste noch hustete noch sich übergab. Aber was zur Hölle war dann mit ihr los?
»Ich will ein CT von deinem Kopf machen.«
»Das sagst du doch zu jeder.«
»Wenn sie mit deinen Symptomen ankommt? Klar.«
»Und ich dachte schon, ich wäre was Besonderes.« Sie versuchte ein Lächeln und schloss die Augen. »Ich komm schon wieder auf die Füße, Manello. Ich muss nur wieder arbeiten.«
Eine lange Stille folgte, während der sie bemerkte, dass seine Hände auf ihren Knien lagen. Und er war immer noch ganz nah bei ihr, über sie gebeugt.
Sie hob den Blick. Manuel Manello sah sie nicht wie ein Arzt an, sondern wie ein Mann, dem sie etwas bedeutete. Er war attraktiv, ganz besonders so wie jetzt … aber irgendetwas stimmte nicht. Nicht mit ihm – mit ihr.
Ja, was wohl. Sie hatte Kopfschmerzen.
In Zeitlupe kam er näher und strich ihr das Haar zurück. »Jane …«
»Was?«
»Lässt du mich ein CT machen?« Als sie ablehnen wollte, ließ er sie nicht zu Wort kommen. »Betrachte es als Gefallen für mich. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn etwas nicht in Ordnung wäre und ich nicht nachgeforscht hätte.«
Ach, Scheiße. »Okay. Von mir aus. Aber ich brauche kei – «
»Danke.« Eine kurze Pause entstand. Und dann beugte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
15
Auf der Anderen Seite starrte Vishous Cormia unverwandt an und wollte sich am liebsten selbst in den Fuß schießen. Nach ihrer zittrigen Enthüllung, dass sie noch nie zuvor einen Mann gesehen hatte, fühlte er sich hundeelend. Ihm war nie der Gedanke gekommen, dass sie bisher nur Frauen gekannt hatte, aber wenn sie nach dem Tod des letzten Primals geboren war, wie hätte sie einen Angehörigen des anderen Geschlechts treffen können?
Natürlich hatte er sie zu Tode erschreckt.
»Du meine Güte«, murmelte er, heftig an seiner Selbstgedrehten saugend, dann die Asche abklopfend. Er benutzte die Marmorbühne des Amphitheaters als Aschenbecher, aber das war ihm jetzt auch egal. »Ich habe total unterschätzt, wie schwer das für dich sein würde. Ich war davon ausgegangen …«
Er war davon ausgegangen, dass sie scharf auf ihn wäre. Stattdessen ging es ihr kein bisschen besser als ihm.
»Jedenfalls tut mir das sehr leid.«
Als sie überrascht die Augen aufriss, leuchten sie jadefarben auf.
Mit, wie er hoffte, sanfterem Tonfall fragte er: »Willst du diese …?« Er deutete mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, zwischen ihnen beiden hin und her. »Diese Vereinigung? « Da sie weiter schwieg, schüttelte er den Kopf. »Ich kann es in deinen Augen lesen. Du willst vor mir weglaufen, und zwar nicht nur, weil du Angst hast. Du willst vor dem weglaufen, was wir beide werden tun müssen. Stimmt’s?«
Sie hob die Hände vors Gesicht, die schweren Falten der Robe rutschten ihr über die dünnen Arme hinab in die Ellbogenbeuge. Mit kläglicher Stimme entgegnete sie: »Ich könnte es nicht ertragen, die Auserwählten im Stich zu lassen. Ich … ich werde tun, was ich muss, zum Wohle des Ganzen.«
Tja, das war wohl für sie beide die
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