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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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fliederfarbenen Wohnzimmer seiner Mutter hing. Das blöde Ding wurde nie zum Zudecken benutzt, und Gott steh dem bei, der das je versuchen sollte. Der einzige Zweck dieser Decke lag darin, einen Fleck zu verbergen, den sein Vater gemacht hatte, als er einen Teller Spaghetti aus der Dose im ganzen Wohnzimmer verteilt hatte. Selbst das stärkste Fleckenmittel stößt bei Tomatensoße an seine Grenzen. Was auf fliederfarbenem Stoff nicht so toll aussah.
    Genau wie diese Decke verstellten seine zerstreuten Gedanken den Blick auf eine Art Fleck in seinem Kopf, wenn er auch beim besten Willen nicht wusste, was das war.
    Er rieb sich die Augen und warf einen Blick auf seine Breitling. Nach zwei Uhr.

    Zeit, nach Hause zu fahren.
    Beim Zusammenpacken wurde er das Gefühl nicht los, etwas Wichtiges vergessen zu haben, und immer wieder wanderte sein Blick in die linke obere Ecke seines Schreibtisches. Da war ein freier Fleck, das Holz der Tischplatte sichtbar, wo sich sonst nur Berge von Papierkram türmten.
    Der freie Platz hatte die Größe einer Aktenmappe.
    Etwas war von dort entfernt worden. Er wusste es. Er kam nur nicht darauf, was es war, und je angestrengter er sich zu erinnern versuchte, desto stärker hämmerte es in seinem Kopf.
    Er ging zur Tür.
    Dabei kam er an seinem Privatbadezimmer vorbei, machte einen kurzen Abstecher hinein und holte zwei Ibuprofen aus seiner Fünfhunderter-Dose.
    Er war wirklich urlaubsreif.

23
    Vielleicht ist das doch keine so tolle Idee, dachte Phury, als er im Haus der Bruderschaft im Türrahmen des Zimmers stand, das neben seinem lag. Wenigstens waren die restlichen Bewohner anderweitig beschäftigt, so dass er bisher noch niemandem begegnet war. Aber Mann, es sah nicht gut aus.
    Mist.
    Ihm gegenüber saß Cormia auf der Bettkante, den Vorhang vor die Brüste gepresst, die Augen weit aufgerissen. Sie war so verstört, dass er sie am liebsten zurück auf die Andere Seite gebracht hätte, aber was sie dort erwartete, war kein bisschen besser. Er wollte nicht, dass sie dem Erschießungskommando der Directrix gegenübertreten musste.
    Das würde er nicht zulassen.
    »Wenn du irgendetwas brauchst, ich bin nebenan.« Er drehte sich zum Flur um und zeigte nach links. »Du kannst einfach einen Tag oder zwei hierbleiben und dich ausruhen. Ein bisschen Zeit für dich haben. Klingt das gut?«

    Sie nickte, ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern.
    Er stellte fest, dass es eine hübsche Farbe hatte, besonders im gedämpften Schein der Nachttischlampe. Es erinnerte ihn an poliertes Kiefernholz, ein sattes glänzendes Gelb.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte er. Als sie den Kopf schüttelte, ging er zum Telefon und legte seine Hand auf den Hörer. »Wenn du Hunger bekommst, dann wähl einfach Stern-vier, das ist die Küche. Die bringen dir alles, was du möchtest.«
    Ihr Blick wanderte nach links und rechts, dann wieder zu ihm.
    »Du bist hier in Sicherheit, Cormia. Hier kann dir nichts zustoßen – «
    »Phury? Bist du zurück?« Mit einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung ertönte Bellas Stimme aus dem Flur.
    Sein Herz blieb stehen. Erwischt. Und ausgerechnet von der einen Person, der er die Lage ganz besonders ungern erklären wollte. Noch schlimmer als Wrath, um Himmels willen.
    Bevor er sie ansehen konnte, musste er tief Luft holen. »Ja, ich bin doch noch für ein Weilchen hier.«
    »Ich dachte, du wärst – o, hallo.« Bella warf Phury einen schnellen Blick zu, bevor sie Cormia anlächelte. »Ich bin Bella. Und du bist …?«
    Als keine Antwort kam, sagte Phury: »Das ist Cormia. Die Auserwählte, mit der ich … mich vereinigt habe. Cormia, das hier ist Bella.«
    Cormia stand auf und verneigte sich tief, ihr Haar streifte beinahe den Boden. »Euer Gnaden.«
    Bella legte sich die Hand auf den Unterleib. »Cormia, wie schön, dich kennenzulernen. Und bitte, wir achten hier im Haus überhaupt nicht auf Förmlichkeit.«

    Cormia richtete sich wieder auf und nickte einmal.
    Daraufhin dehnte sich Stille aus, breit wie eine sechsspurige Autobahn.
    Phury räusperte sich. Autsch, war das peinlich.
     
    Beim Anblick der anderen Frau wusste Cormia Bescheid, ohne ein weiteres Wort hören zu müssen. Das war also der Grund, warum der Primal sich nicht mit ihr vereinigte. Das war die Frau, die er eigentlich begehrte: Sein Verlangen lag in dem Blick, mit dem er sie betrachtete, in der Stimme, die tiefer wurde, wenn er mit ihr sprach, dem Körper, der sich in ihrer Gegenwart

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