Black Dagger 12 - Vampirträume
Hals noch die breite Stirn. Aber die Augen waren noch seine.
Glaubte er zumindest.
Wer bin ich, fragte er lautlos.
Er zog die Lippen über die Vorderzähne, beugte sich vor und musterte seine Fänge.
»Sag nicht, dass du die noch nie gesehen hast?«
Er drehte sich auf dem Absatz um. Xhex lehnte an der Tür und versperrte ihm praktisch den Ausgang.
Sie trug genau dieselben Sachen wie immer, aber ihm kam es vor, als sähe er das enge Shirt und die Lederhose zum allerersten Mal.
»Ich hab dich hier reinstolpern sehen. Wollte mich nur vergewissern, dass alles okay ist.« Ihre grauen Augen wichen seinem Blick nicht aus, und er hätte wetten mögen, dass sie das niemals taten. Die Frau hatte einen Blick wie eine Statue, direkt und unbeirrbar.
Wie eine unglaublich sexy Statue.
Ich will dich vögeln, formten seine Lippen, es war ihm egal, ob er sich zum Trottel machte.
»So, so, willst du das.«
Ganz eindeutig konnte sie von den Lippen ablesen. Oder von Schwänzen, denn seiner hatte in der Jeans praktisch die Hand hoch erhoben und winkte.
Ja, das will ich.
»Es gibt haufenweise Frauen hier im Club.«
Dich nur einmal.
»Ich glaube, mit den anderen würdest du besser fahren. «
Und ich glaube, du würdest mit mir besser fahren.
Wo zum Henker er das plötzliche Selbstbewusstsein hernahm, war ihm total egal. Ob es ein Geschenk Gottes war oder schlicht und ergreifend Bierblödheit – er nahm es einfach so hin.
Ich bin mir sogar sicher.
Betont langsam steckte er die Daumen unter den Jeansbund und zog sie ganz langsam hoch. Als seine Erektion sich so klar und deutlich abzeichnete wie ein Erker an einem Haus, fiel ihr Blick nach unten, und er wusste, was sie sah: Er war passend zu seinen gut zwei Metern Körpergröße ausgestattet. Und das war ohne Erektion. Mit war sein Schwanz gewaltig.
Aha, doch nicht ganz wie eine Statue, dachte er, als ihre Augen nicht wieder hoch zu seinem Gesicht wanderten und kaum merklich aufflackerten.
In diesem Moment – mit ihrem Blick auf sich gerichtet und einem elektrischen Knistern zwischen ihnen – war er nicht mehr in seiner Vergangenheit gefangen. Er war einfach nur im Hier und Jetzt. Und das bedeutete, sie würde die Tür abschließen und ihn vor sich auf die Knie gehen lassen. Und im Anschluss würden sie beide vögeln, im Stehen.
Ihre Lippen teilten sich, er wartete auf ihre Worte wie auf die Ankunft des Messias.
Abrupt riss sie die Hand an ihren Ohrhörer und runzelte die Stirn. »Mist, ich muss los.«
John zog ein Papierhandtuch aus dem Spender, nahm
seinen Stift aus der Hosentasche und schrieb ein paar wagemutige Worte auf das Papier. Bevor sie verschwinden konnte, drückte er ihr das Gekritzel in die Hand.
Sie betrachtete es. »Soll ich das jetzt lesen oder später?«
Später, formten seine Lippen.
Als er sich kurz darauf durch die Tür schob, war er um einiges nüchterner. Und er hatte ein fettes, breites Ich-binder-Held-Lächeln auf dem Gesicht.
Als Lash wieder im Flur seines Elternhauses erschien, blieb er ein Weilchen still sitzen. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er zwischen zwei Blätter Wachspapier geklemmt und mit einem Bügeleisen bearbeitet worden, ein Laubblatt, das künstlich konserviert wird, und das nicht ohne gewisse Schmerzen.
Er blickte auf seine Hände. Bewegte die Finger. Ließ den Kopf kreisen.
Der Unterricht bei seinem Vater hatte begonnen. Sie würden sich regelmäßig treffen. Er war bereit, zu lernen.
Er ballte die Hände zu Fäusten und löste sie wieder, zählte im Geiste die ganzen Tricks, die er jetzt schon kannte. Tricks, die … eigentlich keine Tricks waren. Ganz und gar nicht. Er war ein Monster. Ein Monster, das erst allmählich den Nutzen seiner Schuppen auf dem Leib und der Flammen aus dem Maul und der Stacheln auf dem Schwanz begriff.
Es war ein bisschen wie nach der Transition. Er musste erst neu herausfinden, wer er war und wie sein Körper funktionierte.
Glücklicherweise würde Omega ihm dabei helfen. Wie es jeder gute Vater tun sollte.
Als er sich dazu imstande fühlte, wandte Lash den Kopf und blickte die Treppe hinauf, dorthin, wo John gestanden hatte.
Es war toll gewesen, seinen Feind wiederzusehen. Einfach herzerwärmend.
Man sollte neue Glückwunschkarten entwerfen, mit Rachemotiven. Die könnte man denjenigen schicken, die man mit seiner Vergeltung verfolgen wollte.
Vorsichtig stand Lash auf und sah sich gemächlich um. In der Ecke neben der Eingangstür stand die Standuhr, überall waren
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