Black Dagger 12 - Vampirträume
Gelächter des Zauberers dröhnend im Ohr, schloss Phury die Augen und hatte das Gefühl, die Welt um ihn herum würde schrumpfen, bis seine Vergangenheit und seine Gegenwart und seine Zukunft
ihm die Luft zum Atmen abschnürten … und ihn in eine der Statuen im überwucherten, toten Garten seiner Eltern verwandelten.
Diese Stärke ist eine Lüge …
In der Stille um ihn herum hallten ihre Worte in seinem Kopf wider und wider.
7
»Das ist doch nur eine Disco«, sagte Omegas Sohn halb kleinlaut, halb ärgerlich.
Mr D stellte den hechelnden Motor des Focus ab. »Genau. Und hier besorgen wir Ihnen, was Sie brauchen.«
Sie waren eine Zeitlang ziellos umhergefahren, weil Omegas Sohn nicht aufhören konnte, sich zu übergeben. Jetzt aber war die letzte Würgesession schon ungefähr vierzig Minuten her, weshalb Mr D davon ausging, dass sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte. Schwer zu sagen, ob die Kotzerei von dem kam, was er getan hatte, oder noch eine Folge der Initiation war. So oder so hatte Mr D sich gut um ihn gekümmert, hatte ihm sogar den Kopf gehalten, weil der Bursche so schwach gewesen war.
Das Screamer’s war genau der richtige Ort, um sich abzureagieren. Zwar könnte der Sohn des Bösen weder essen noch trinken, noch Sex haben, aber eines würde man hier mit Sicherheit finden: betrunkene Menschenmänner, die man als Boxsack benutzen konnte.
So müde und ausgelaugt der Sohn auch war, er hatte Energie in den Adern, Energie, die kanalisiert werden musste. Der Club und die Idioten darin waren die Pistole. Der Sohn war die Kugel.
Und eine Prügelei würde sicher anregend auf ihn wirken. »Kommen Sie schon«, sagte Mr D und stieg aus.
»Das ist doch Müll.« Die Worte mochten stark klingen, doch der Tonfall war immer noch der eines Jungen, dessen Speicher total leer war.
»Nein.« Mr D kam um den Wagen herum zur Beifahrertür und half dem Sohn heraus. »Sie müssen mir vertrauen.«
Sie liefen über die Straße zum Club, und als der Türsteher Mr D finster ansah, drückte der dem Riesenkerl einen Fünfziger in die Hand.
»Wir sehen uns nur ein bisschen um«, sagte Mr D und führte den Sohn durch die Menge zur Theke.
In allen Räumen wummerte Hardcore-Rap, während Frauen in knappen Lederfetzen auf Schwanzpatrouille vorbeischlenderten und Männer einander böse abcheckten.
Er wusste, dass er die richtige Idee gehabt hatte, als der Sohn eine Gruppe von Collegejungs ins Visier nahm, die laut lärmten und sich scharfe Sachen aus Martini-Gläsern in den Hals schütteten.
»Ganz genau, wir gönnen uns nur eine kleine Verschnaufpause«, murmelte Mr D zufrieden.
Der Barkeeper sprach sie an. »Was wollt ihr?«
Mr D lächelte. »Gar nichts –«
»Tequila«, bestellte der Sohn.
Als der Barkeeper sich trollte, beugte sich Mr D vor. »Sie können nicht mehr essen. Und auch nicht trinken und Sex haben.«
Die hellen Augen des Sohns schnellten zur Seite. »Wie bitte? Machst du Witze?«
»Nein, Sir, so ist das eben –«
»Da scheiß ich drauf.« Als der Schnaps vor ihm abgesetzt wurde, sagte Omegas Sohn zum Kellner: »Mach mir nen Deckel auf.«
Lash kippte den Tequila, ohne den Blick von Mr D abzuwenden.
Der schüttelte den Kopf und sah sich schon mal suchend nach dem nächsten Klo um. Mannomann, als er die Nummer damals probierte, hatte er die nächste Stunde über der Schüssel gehangen, und das hatten sie heute Nacht doch wohl schon ausreichend gehabt, oder?
»Wo bleibt der nächste?«, brüllte Lash den Barkeeper an.
Mr Ds Kopf schnellte zurück. Da stand Omegas Sohn, quietschfidel, und trommelte mit den Fingern auf die Theke. Der nächste Schnaps kam. Dann der dritte.
Nachdem er den vierten bestellt hatte, wandte Lash seinen Blick Mr D zu. Aggression flackerte darin. »Also, was sollte das von wegen nichts essen und nichts trinken?«
Mr D konnte sich nicht entscheiden, ob er eine Bombe kurz vor der Explosion vor sich hatte … oder ein Wunder. Kein Lesser konnte Nahrung vertragen. Omegas schwarzes Blut nährte sie, und es war inkompatibel mit aller anderen Nahrung. Alles, was sie zum Überleben brauchten, waren ein paar Stunden Erholung pro Tag.
»Dann sind Sie wohl anders«, stellte er mit Respekt in der Stimme fest.
»Worauf du dich verlassen kannst«, murmelte der Sohn und bestellte einen Hamburger.
Während der Bursche aß und trank, kehrte die Farbe in seine Wangen zurück, und der weggetretene Gesichtsausdruck wich neuem Selbstvertrauen. Und während er den Hamburger und die Pommes
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