Black Dagger 12 - Vampirträume
weg?«
»Wir müssen die Stadt verlassen. Die meisten der Glymera bleiben, aber nach … dem, was passiert ist, ist es zu gefährlich hier.«
»Das ist auf jeden Fall eine kluge Entscheidung.« Qhuinn schloss die Küchentür. »Fahrt ihr in den Norden?«
»Blays Vater versucht, Urlaub zu nehmen, so dass wir drei im Süden ein paar Familienbesuche machen können –«
Blay tauchte am Fuße der Treppe auf. Mit verschränkten Armen nickte er John zu. »Was läuft?«
John grüßte zurück, aber Qhuinn konnte nicht fassen, dass sein Kumpel mit keinem Wort erwähnt hatte, dass er die Stadt verließ. Wollte er einfach abhauen, ohne zu sagen, wohin er fuhr und wann er wiederkam?
Ach nein, das sagt ja genau der Richtige.
Blays Mutter drückte Qhuinns Arm und flüsterte: »Ich bin froh, dass du noch gekommen bist, bevor wir fahren.« Lauter ergänzte sie: »Also gut, der Kühlschrank ist leer und in der Speisekammer ist nichts Verderbliches mehr. Dann hole ich mal meinen Schmuck aus dem Safe.«
Großer Gott, fragte John, als sie weg war, wie lange wollt ihr denn wegbleiben?
»Keine Ahnung«, sagte Blay. »Eine Weile.«
In der langen Stille, die darauf folgte, sah John zwischen den beiden hin und her. Schließlich stieß er ein Schnauben aus und zeigte: Okay, das ist doch bescheuert. Was zum Henker ist zwischen euch beiden vorgefallen?
»Nichts.«
»Nichts.« Blay nickte über die Schulter. »Hör mal, ich muss noch packen –«
Hastig fiel Qhuinn ein: »Ja, wir müssen auch los –«
O nein, so nicht. John marschierte zur Treppe. Wir gehen jetzt in dein Zimmer und klären das. Auf der Stelle.
Er ging voran, und Qhuinn musste notwendigerweise –dank seines neuen Jobs – folgen; Blay kam wahrscheinlich mit, weil sein innerer Knigge nicht ertragen konnte, kein guter Gastgeber zu sein.
Oben angekommen, schloss John Blays Zimmertür hinter ihnen allen und stützte die Hände in die Hüften. Er betrachtete die beiden wie ein Vater seine aufmüpfigen Kinder vor der kaputten Ming-Vase.
Blay ging zu seinem Schrank und machte die Tür auf. Der Spiegel auf der Innenseite fing Qhuinn ein. Ihre Blicke trafen sich kurz.
»Hübsches neues Schmuckstück«, murmelte Blay mit Blick auf die Kette, die Qhuinns neue Aufgabe repräsentierte.
»Ist kein Schmuck.«
»Nein, das weiß ich. Und es freut mich für euch zwei. Ehrlich. « Er holte seinen Parka heraus … was bedeutete, dass er und seine Eltern entweder nach Süden im Sinne von Antarktis fuhren, oder sehr lange fortzubleiben gedachten. Bis in den Winter hinein.
John stampfte mit dem Fuß auf. Wir haben nicht ewig Zeit. Hallo? Ihr Sackgesichter?
»Tut mir leid«, murmelte Qhuinn an Blay gewandt. »Was ich im Tunnel gesagt habe.«
»Hast du John alles erzählt?«
»Nein.«
Blay ließ den Parka in die Reisetasche fallen und sah John an. »Er glaubt, ich liebe ihn. Im Sinne von … ich bin in ihn verliebt.«
In Zeitlupe klappte John die Kinnlade herunter.
Blay lachte kurz auf, dann erstarb das Geräusch, als würde ihm jemand die Kehle zuschnüren. »Ja, stell dir das vor. Ich und in Qhuinn verliebt – in einen Kerl, der entweder schlechte Laune hat oder blöde Sprüche ablässt und hinter allem her ist, was zwei Beine hat, und bei drei nicht auf einem Baum sitzt. Und weißt du, was das Ätzendste an der Sache ist?«
Qhuinn verspannte sich, als John nickte.
Blay sah auf seine Tasche. »Er hat Recht.«
John machte ein Gesicht, als hätte ihm jemand einen Nagel in den Fuß gehämmert.
»So ist es«, sagte Blay. »Deshalb konnte ich den Frauen nie so viel abgewinnen. Keine konnte ihm das Wasser reichen.
Auch kein anderer Kerl übrigens. Das heißt also, dass ich total die Arschkarte gezogen habe, aber das ist nun wieder meine Sache und nicht eure.«
Verdammt, dachte Qhuinn. Das war offenbar die Woche der Offenbarungen.
»Es tut mir leid, Blay«, sagte er, weil er keinen Schimmer hatte, was er sonst sagen sollte.
»Ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen. Denn das macht die ganze Situation ziemlich unangenehm, was?« Blay schlang sich die Tasche über die Schulter. »Aber alles ist gut. Ich verlasse die Stadt für ein Weilchen, und ihr zwei seid versorgt. Sehr cool. Jetzt muss ich los. Ich simse in ein paar Tagen.«
Qhuinn hätte wetten mögen, dass sich das nur auf John bezog.
Mist.
Blay wandte sich ab. »Bis dann.«
Als sein bester Freund ihm den Rücken zudrehte und zur Tür ging, öffnete Qhuinn seine nutzlosen Lippen und betete, dass die richtigen
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