Black Dagger 12 - Vampirträume
scheinst nicht so begeistert davon zu sein.«
»Davon, dass meine Schwestern Euch aufsuchen werden? Aber natürlich, ich –«
»Nein, mich kennenzulernen.«
»Im Gegenteil, ich bin begierig darauf, bei einem Mann zu sein. Dazu wurde ich ausgebildet, und ich möchte mehr, als nur als Blutquelle zu dienen. Die Brüder Rhage und Vishous benötigen nicht all meine Dienste, und es ist eine Last, ungenutzt zu bleiben …« Ihr Blick schweifte wieder zu den Büchern. »Ich fühle mich wie ein Buch im Regal, als hätte man mir die Worte zu der Geschichte meines Lebens gegeben, und doch bliebe ich ungelesen, sozusagen. «
Gott, das Gefühl kannte er ja so gut. Ihm war, als wartete er seit Ewigkeiten darauf, dass sich alles ordnete, dass das Drama ein Ende nahm, dass er tief durchatmen und sein Leben endlich beginnen konnte. Welch Ironie des Schicksals. Es klang, als hätte Layla dieses Gefühl, weil in ihrem Leben nichts passierte. Er fühlte sich ungelesen, weil schon zu viel zu lange zu viel passierte.
In beiden Fällen war das Ergebnis dasselbe.
Keiner von ihnen tat mehr, als einfach nur den Tag zu überstehen.
Och, das rührt mich aber zu Tränen, mein Freund, sagte der Zauberer ätzend.
Phury ging zum Aschenbecher und drückte den Joint aus. »Sag der Directrix, sie braucht mir keine weiteren Auserwählten mehr zu schicken.«
Laylas Kopf schnellte hoch. »Wie bitte?«
»Ich wähle dich.«
Qhuinn fuhr den schwarzen Mercedes in die Auffahrt vor Blays Elternhaus und hielt an. Sie hatten stundenlang im ZeroSum gewartet, immer mal wieder hatte John eine SMS geschickt.
Als sie trotzdem nichts von Blay hörten, hatte John unbedingt hierherfahren wollen.
»Willst du auch, dass ich dir die Tür aufmache?«, fragte Qhuinn trocken, als er den Motor abstellte.
John sah ihn von der Seite an. Wenn ich ja sagen würde, würdest du es tun?
»Natürlich nicht.«
Dann will ich auf jeden Fall, dass du mir die Tür aufmachst.
»Du blöder Sack.« Qhuinn stieg aus. »Verdirbst mir den ganzen Spaß.«
John schlug seine Tür zu und schüttelte den Kopf. Schön, dass du so manipulierlich bist.
»Das Wort gibt es nicht.«
Seit wann bist du denn der Sprach-Papst?
Qhuinn betrachtete das Haus. Blay hätte jetzt sicher einen schlauen Kommentar beigesteuert. »Ja, ja.«
Zusammen gingen sie um das Haus herum zur Küchentür. Es war ein großer Ziegelbau im Kolonialstil, die vordere Fassade sah eher streng aus, aber die Rückseite wirkte gemütlich, mit Küchenfenstern vom Fußboden bis zur Decke und einer Treppe, über der eine einladende schmiedeeiserne Laterne hing.
Zum ersten Mal in seinem Leben klopfte Qhuinn und wartete, bis jemand öffnete.
Das muss ja echt ein heftiger Streit gewesen sein, meinte John. Zwischen dir und Blay.
»Ach, ich weiß nicht. Sid Vicious zum Beispiel hat sich teilweise schlechter benommen als ich.«
Blays Mutter machte die Tür auf. Sie sah aus wie immer, wie Marion Cunningham aus Happy Days, von den roten Haaren bis hin zum adretten Rock. Die Vampirin verkörperte alles, was rund und hübsch und freundlich war, und Qhuinn erkannte plötzlich, als er sie jetzt ansah, dass sie –
nicht sein frostiger, dürrer Stecken von einer Mutter – für ihn den Standard bildete, an dem er Frauen maß.
Mhm … es war ja schön und gut, Mädels und Jungs in Kneipen abzuchecken, aber als Partnerin für die Ewigkeit wollte er jemanden wie Blays Mutter. Eine Frau von Wert. Und er würde ihr treu bleiben bis ans Ende seiner Tage.
Vorausgesetzt, er fände eine, die ihn nähme.
Blays Mutter trat zurück, um sie hereinzulassen. »Du weißt doch, dass du nicht anklopfen musst –« Da bemerkte sie die Platinkette um Qhuinns Hals und das neue Tattoo auf seiner Wange.
Mit einem Blick auf John murmelte sie: »Also so hat der König die Sache geregelt.«
Ja, Ma’am, zeigten Johns Hände.
Sie wandte sich an Qhuinn, warf ihm die Arme um den Nacken und drückte ihn so fest, dass seine Wirbelsäule knackte. Was exakt das war, was er brauchte. Er klammerte sich an ihr fest und holte den ersten tiefen Atemzug seit Tagen.
Kaum lauter als ein Flüstern sagte sie: »Wir hätten dich hier bei uns behalten. Du hättest nicht gehen müssen.«
»Das konnte ich euch nicht antun.«
»Wir sind stärker, als du glaubst.« Sie lockerte ihre Umarmung und deutete mit dem Kopf auf die hintere Treppe. »Blay ist oben.«
Qhuinn runzelte die Stirn, als er einige Gepäckstücke neben dem Küchentisch entdeckte. »Fahrt ihr
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