Black Dagger 12 - Vampirträume
zwischen ihm und seinem Erzeuger bedeuteten, er war Omega.
Und Omega würde – wenn auch nur aus Eigeninteresse –sich niemals selbst verletzen.
Gerade als Lash im Begriff stand, fortgetragen zu werden, als der Wirbel seine körperliche Gestalt beinahe verzehrt hatte, blickte er auf.
Vor ihm stand John Matthew auf den Stufen.
21
»Meine Schwester«, ertönte ein Zischen vor der Tempelpforte. »Meine Schwester.«
Cormia hob den Blick von dem Pergament, auf dem sie gerade die Rettung der Vampire in der Klinik durch den Primal aufzeichnete. »Layla?«
»Der Primal ist krank. Er ruft nach dir.«
Cormia ließ den Federkiel fallen und rannte zur Tür. Davor stand ihre Schwester mit bleichem, verzweifeltem Gesicht. »Krank?«
»Er liegt im Bett und zittert vor Kälte. Wahrlich, es geht ihm schlecht. Zuerst wollte er sich nicht von mir helfen lassen, doch ich schleppte ihn in den Tempel hinein, als er das Bewusstsein verlor.«
Cormia streifte die Kapuze ihrer Robe über. »Sind die anderen –«
»Unsere Schwestern sitzen beim Mahl. Alle. Niemand wird dich sehen.«
Cormia eilte aus dem Tempel, wurde aber von dem hellen
Licht des Heiligtums geblendet. Sie nahm Laylas Hand, bis ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, und die beiden hasteten zum Primalstempel.
Ohne Zögern schlüpfte Cormia durch die goldene Tür und riss den Vorhang beiseite.
Nur in die seidene Hose seines Heiligtumsgewands gekleidet lag der Primal auf dem Bett. Seine Haut war von einem ungesunden Schimmer und einem Schweißfilm überzogen. Von Schüttelfrost gepeinigt, wirkte sein großer Körper furchtbar zerbrechlich.
»Cormia?«, sagte er und streckte ihr eine zitternde Hand entgegen.
Sie ging zu ihm und streifte die Kapuze ab. »Ich bin hier.« Beim Klang ihrer Stimme versuchte er, sich aufzurichten, doch dann berührte sie seine Fingerspitzen und er wurde ruhig.
Gütiger, er stand in Flammen.
»Was ist mit dir?«, fragte sie und setzte sich an sein Lager.
»Ich g-g-glaube, das ist der Entzug.«
»Entzug?«
»K-k-keine … D-Drogen … k-k-keine D-D-Drogen m-m-m-mehr …«
Sie konnte kaum verstehen, was er murmelte, aber instinktiv wusste sie, dass sie ihm auf gar keinen Fall eine der selbstgedrehten Stangen anbieten sollte, die er immer rauchte.
»Kann ich irgendetwas für dich tun?« Er leckte sich über die trockenen Lippen. »Möchtest du etwas Wasser?«
»Ich gehe welches holen«, sagte Layla und lief in Richtung Bad.
»Danke, meine Schwester.« Cormia sah sich über die Schulter. »Und bring auch Lappen mit.«
»Ja.«
Als Layla hinter einem Vorhang verschwand, schloss Phury die Augen und warf seinen Kopf auf dem Kissen hin und her. Plötzlich sprach er gleichmäßiger. »Der Garten … der Garten ist voller Unkraut…o mein Gott, der Efeu … er ist überall … die Statuen sind davon überwachsen.«
Da kehrte Layla mit einem Krug und einer Schüssel und einigen weißen Waschlappen zurück, und Cormia sagte zu ihr: »Ich danke dir. Und jetzt lass uns bitte allein, Schwester. «
Eine Ahnung sagte ihr, dass alles noch viel schlimmer werden würde, und dass Phury in seinem Wahnzustand nicht von anderen gesehen werden wollte.
Layla verneigte sich. »Was soll ich den Auserwählten sagen, wenn ich beim Mahl erscheine?«
»Sag ihnen, dass er sich nach eurer Vereinigung ausruht, und dass er sich Zeit für sich selbst ausgebeten hat. Ich werde mich um ihn kümmern.«
»Wann soll ich zurückkehren?«
»Beginnt der Schlafzyklus bald?«
»Im Anschluss an die Thideh-Gebete.«
»Gut. Komm zurück, wenn alle sich zur Ruhe begeben haben. Wenn das hier andauert … dann werde ich Doc Jane von der Anderen Seite holen müssen, und du musst inzwischen auf ihn aufpassen.«
»Wen holen?«
»Eine Heilerin. Geh jetzt. Sing das Loblied seines Körpers und deines Glücks. Halte dich nicht zurück.« Cormia strich Phurys Haar nach hinten. »Je mehr du ihn preist, umso besser.«
»Wie du wünschst. Und ich werde zurückkehren.«
Cormia wartete, bis ihre Schwester weg war, dann versuchte sie, Phury etwas Wasser einzuflößen. Doch er war zu weggetreten, um etwas zu trinken, konnte die Lippen
nicht still halten. Sie gab es auf, befeuchtete ein Tuch und drückte es auf sein Gesicht.
Phurys fiebrige Augen öffneten sich und hefteten sich auf sie, während sie seine Stirn abtupfte. »Der Garten … ist voller Unkraut«, flüsterte er eindringlich. »Voller Unkraut.«
»Sch-sch …« Erneut tauchte sie den Lappen in die Schüssel, um ihn zu
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