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Black Dagger 12 - Vampirträume

Black Dagger 12 - Vampirträume

Titel: Black Dagger 12 - Vampirträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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an den Springbrunnen und lauschte dem Wasser,
das in das Marmorbecken fiel. Dass die Jungfrau der Schrift hinter ihm stand, merkte er erst an den Haaren, die ihm im Nacken zu Berge standen.
    »Ich dachte, du würdest zurücktreten«, sagte sie zu ihm. »Ich sah den Pfad des Primals unter den Schritten eines anderen Gestalt annehmen. Du hättest nur der Übergang sein sollen.«
    Er blickte sich über die Schulter. »Ich dachte ebenfalls, ich würde zurücktreten. Aber, nein.«
    Seltsam, dachte er. Unter dem schwarzen Gewand, das ihr Gesicht und ihre Hände und Füße abschirmte, kam ihm ihr Leuchten schwächer vor, als er es in Erinnerung hatte.
    Sie schwebte zu den Vögeln hinüber. »Ich wünsche, dass du mich angemessen begrüßt, Primal.«
    Er verneigte sich tief und sprach die gebührenden Worte in der Alten Sprache. Erwies ihr auch die Achtung, in seiner Verbeugung zu verharren und zu warten, bis sie ihn aus dieser Haltung entließ.
    »Ah, aber das genau ist es ja«, murmelte sie. »Du hast dich bereits selbst entlassen. Und jetzt möchtest du dasselbe für meine Auserwählten.« Er machte den Mund auf, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Du brauchst deine Gründe nicht zu erklären. Glaubst du, ich wüsste nicht, was in deinem Kopf vorgeht? Selbst dein Zauberer, wie du ihn zu nennen pflegst, ist mir bekannt.«
    Also, das machte ihn jetzt verlegen.
    »Erhebe dich, Phury, Sohn des Ahgony.« Als er ihrer Aufforderung nachkam, fuhr sie fort: »Wir alle sind das Produkt unserer Erziehung, Primal. Was wir durch unsere Entscheidungen aufbauen, ruht auf dem Fundament, das unsere Eltern und deren Eltern vor ihnen schufen. Wir sind lediglich das nächste Geschoss des Hauses. Wir folgen einem vorgezeichneten Pfad.«

    Phury wiegte langsam den Kopf von links nach rechts. »Wir können eine andere Richtung einschlagen. Wir können einem anderen Kurs auf dem Kompass folgen.«
    »Dessen bin ich mir nicht sicher.«
    »Dessen muss ich mir sicher sein … sonst würde ich nichts aus diesem Leben, das Ihr mir geschenkt habt, machen.«
    »Ist das so.« Ihr Kopf wandte sich ihren Gemächern zu. »Ist das so? Primal?«
    In der sich ausdehnenden Stille wirkte sie traurig, was ihn überraschte. Er hatte mit einem Streit gerechnet; man war einfach nicht daran gewohnt, sie nicht wie üblich mit der Kraft eines Sattelschleppers vor sich zu sehen.
    »Sag, Primal, wie gedenkst du all das zu ordnen?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Aber jene, die sich hier wohl fühlen, können bleiben. Und jene, die sich hinauswagen, werden bei mir auf der anderen Seite einen sicheren Zufluchtsort finden.«
    »Dann möchtest du dieser Seite endgültig den Rücken zukehren?«
    »Es gibt etwas auf der anderen Seite, was ich brauche, ohne das ich nicht sein kann. Aber ich werde hin und her reisen. Allerdings wird es Jahrzehnte, wenn nicht länger, dauern, alles zu ändern. Cormia wird mir dabei helfen.«
    »Und du wirst nur sie nehmen, wie es ein Mann tut?«
    »Ja. Wenn die anderen einen Partner nach ihrem Gefallen finden, dann werde ich all ihre weiblichen Nachkommen in der Tradition der Auserwählten empfangen und Wrath dazu drängen, die männlichen Nachkommen in die Bruderschaft aufzunehmen, ob sie nun hier oder auf der anderen Seite geboren werden. Aber ich selbst werde nur Cormia haben.«
    »Was ist mit der Reinheit des Blutes? Der Kraft, die daraus entspringt? Wird es keine Normen geben? Bisher wurde der
Nachwuchs mit Bedacht herangezogen, um Kraft aus Kraft zu zeugen. Was, wenn eine Auserwählte jemanden erwählt, der nicht der Bruderschaftslinie entstammt?«
    Phury dachte an Qhuinn und Blay. Kräftige Jungs, die mit der Zeit noch kräftigere Männer werden würden. Warum sollten sie nicht der Bruderschaft angehören?
    »Das ist letztlich Wraths Entscheidung. Aber ich werde ihn ermutigen, die würdigen jungen Vampire ungeachtet ihrer Abstammung aufzunehmen. Tapferkeit des Herzens kann einen Mann größer und stärker machen, als er rein körperlich ist. Seht doch, unser Volk steht am Abgrund, und das wisst Ihr auch. Mit jeder Generation verlieren wir an Boden, und das nicht nur wegen des Krieges. Die Gesellschaft der Lesser ist nicht das Einzige, was uns umbringt. Es sind auch die Traditionen.«
    Die Jungfrau der Schrift schwebte zum Springbrunnen.
    Lange Zeit sagte keiner von beiden ein Wort.
    »Ich habe das Gefühl, verloren zu haben«, sagte sie dann leise. »Euch alle.«
    »Nein, das habt Ihr nicht. Im Gegenteil. Seid dem Volk eine

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