Black Dagger 14 - Blinder König
winzige Plastiktütchen, wie man sie beim Kauf von billigen Ohrsteckern in Einkaufspassagen bekam. Ein paar enthielten weißes Pulver, einige kleine braune Steinchen, andere wiederum Pillen. Streckmittel wie Backpulver und Puder bildeten weiche Pyramiden, und die Plastikfolie, in der die Drogen eingepackt waren, lag auf dem Boden.
Ein guter Fang. Grady schätzte, dass er um die 250 000 Dollar einbrachte und sich mit vier Männern in zwei Tagen auf der Straße verchecken ließ.
Die Rechnung gefiel Lash, und er hatte die letzten Stunden damit verbracht, sich ein Geschäftsmodell zu überlegen. Der Zugriff auf Warennachschub würde bald ein Problem darstellen: Er konnte nicht ewig Dealer umlegen und ausnehmen, weil es gar nicht so viele von ihnen gab. Er musste sich entscheiden, an welcher Stelle er sich in die Handelskette einklinken sollte: Da waren die ausländischen Importeure wie die Kolumbianer, Japaner oder Europäer. Dann gab es Großhändler wie Rehvenge und Zwischenhändler, wie die Typen, bei denen sich Lash derzeit bediente. Da es sicher schwierig würde, an die Großhändler ranzukommen, und es dauern würde, Beziehungen mit den Importeuren aufzubauen, war der logische Schluss, selbst in die Produktion einzusteigen.
Die geografische Lage schränkte seine Möglichkeiten ein, das Klima in Caldwell eignete sich nicht für den Anbau von Mohn, aber für Drogen wie XTC und Crystal brauchte man kein gutes Wetter. Und ob man es glaubte oder nicht, die Anleitung zum Aufbau und Betrieb von Drogenlaboratorien konnte man sich aus dem Internet holen. Natürlich war die Beschaffung der Zutaten nicht ganz einfach. Es gab Regulierungen und Überwachungsmechanismen, um den Verkauf der diversen chemischen Inhaltsstoffe zu kontrollieren. Aber Menschen waren so leicht zu manipulieren. Mit einer kleinen Gedächtniswäsche ließen sich viele Probleme regeln.
Lash starrte auf den leuchtenden Bildschirm und entschied, dass Mr Ds nächste große Aufgabe die Errichtung einiger solcher Produktionsstätten sein würde. Die Gesellschaft der Lesser besaß genügend Grundstücke. Zur Hölle, einer dieser Bauernhöfe wäre doch perfekt. Nur um mehr Mitarbeiter musste man sich kümmern, aber neue Rekruten brauchte er ohnehin.
Während Mr D die Fabriken errichten ließ, könnte Lash den Weg auf dem Markt freiräumen. Rehvenge musste weg. Selbst wenn die Gesellschaft nur mit Ecstasy und Crystal handelte, je weniger Verkäufer diese Produkte anboten, desto besser, und das bedeutete, dass man die Großhändler an der Spitze ausschalten musste – obwohl er sich noch nicht darüber im Klaren war, wie er an Rehv herankommen sollte. Im ZeroSum hüpften ständig diese zwei Mauren rum, ebenso wie diese Kampflesbe in Leder. Außerdem musste das Überwachungs- und Alarmsystem in dem Laden der feuchte Traum des Sicherheitsteams vom Metropolitan Museum of Art sein.
Und Rehvenge war sicher verdammt gerissen, sonst hätte er sich nicht so lange halten können. Diesen Club gab es jetzt schon seit – wie lang wohl? Fünf Jahren?
Ein lautes Rascheln zog Lashs Blick über den Rand des Laptops. Grady war aus seiner entspannten Haltung hochgeschnellt und umklammerte das Caldwell Courier Journal so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten und sich der Highschool-Ring mit dem herausgebrochenen Stein in seinen Finger eingrub.
» Ist was? « , fragte Lash gelangweilt. » Hast du gelesen, dass Pizza die Cholesterinwerte hochtreibt oder so was? «
Nicht, dass dieser Penner lang genug leben würde, damit sich die Sorge um verkalkte Arterien lohnte.
» Nein, nein, nichts. Es ist nichts. «
Grady warf die Zeitung von sich und klappte auf der Couch zusammen. Sein unscheinbares Gesicht hatte jede Farbe verloren, und seine Hand fuhr ans Herz, als würde das Ding in seinem Brustkorb Purzelbäume vollführen, während er sich mit der anderen Hand Haare aus der Stirn strich, die sich eigentlich schon von alleine zurückzogen.
» Was zur Hölle ist mit dir los? «
Grady schüttelte den Kopf, schloss die Augen und bewegte die Lippen wie im Selbstgespräch.
Lash wandte sich wieder seinem Computer zu.
Wenigstens litt dieser Idiot. Das war doch schon etwas.
5
Am nächsten Abend ging Rehv vorsichtig die geschwungene Treppe im sicheren Haus seiner Familie herunter und geleitete Havers zu der mächtigen Eingangstür, durch die der Arzt vor gerade vierzig Minuten gekommen war. Bella und die Schwester, die beide assistiert hatten, folgten ihm. Keiner sagte ein
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