Black Dagger 15 - Vampirseele
stieß die Tür zu, um sie zu beschützen.
Ihre schwache Stimme war kaum zu vernehmen. » John …«
Eine einzelne, blutrote Träne bildete sich im Winkel des einen Auges, das er sehen konnte, und er beobachtete, wie sie langsam über ihren Nasenrücken rollte und auf das Kissen tropfte.
Sie nahm ihre Hand von der Waffe und führte sie zu ihrem Gesicht, Zentimeter für Zentimeter, als ob es sie den letzten Rest ihrer Kraft kostete, sie hochzuheben. Sie bedeckte ihr Gesicht so gut sie konnte mit der Hand, um ihre Tränen vor ihm zu verbergen.
Ihr ganzer Körper war mit blauen Flecken und Wunden in verschiedenen Stadien der Heilung übersät, und sie hatte so viel Gewicht verloren, dass ihre Knochen beinahe durch ihr Fleisch zu dringen schienen. Ihre Haut war grau anstatt rosig, und ihr natürlicher Geruch war kaum mehr vorhanden.
Sie lag im Sterben.
Der Schock über ihren Zustand ließ seine Knie weich werden, und er musste sich schwankend an der Tür abstützen.
Aber noch während er taumelte, begann es, in seinem Kopf zu arbeiten. Doc Jane musste herkommen und Xhex untersuchen, und sie musste sich unbedingt nähren.
Es blieb ihnen nicht mehr viel Zeit.
Wenn sie überleben sollte, musste er jetzt die Dinge in die Hand nehmen.
John riss sich die Lederjacke vom Leib und zog den Ärmel hoch, als er sich ihr näherte. Zuallererst bedeckte er ihre Nacktheit, indem er sie sanft mit dem obersten Laken zudeckte. Als Nächstes hielt er ihr sein Handgelenk schräg vor den Mund … und wartete darauf, dass ihr Instinkt die Führung übernahm.
Auch wenn ihr Verstand sein Blut ablehnte, so würde ihr Körper dem Angebot wohl nicht dem widerstehen können.
Der Überlebensinstinkt siegte schließlich immer über Herzensangelegenheiten. Er war der lebende Beweis dafür.
22
Xhex spürte ein sanftes Streicheln an ihrer Schulter, als John das Laken über sie zog und um sie herum feststeckte.
Hinter dem Schutz ihrer Hand atmete sie tief ein, und alles, was sie roch, war gut, sauber, gesund und männlich … und weckte den Hunger tief in ihren Eingeweiden und ließ ihren Appetit auf Blut brüllend aus dem Schlaf erwachen.
Und das geschah, noch bevor John ihr sein Handgelenk so nahe vor den Mund hielt, dass sie es küssen konnte.
Ihre Symphathen -Instinkte drangen an die Oberfläche und lasen in seinen Gefühlen.
Ruhig und zielstrebig. Voller Anspannung in Herz und Verstand: John würde sie retten, auch wenn es das Letzte wäre, was er tat.
» John …«, flüsterte sie.
Das Problem mit dieser Situation … oder zumindest eines von mehreren … war, dass nicht nur er wusste, wie nahe sie dem Tode war.
Ihre Wut auf Lash hatte sie am Leben gehalten, während sie von ihm eingesperrt und misshandelt worden war, und sie hatte gedacht, das würde auch so bleiben, wenn sie wieder in Freiheit wäre. Aber sobald sie Rehv angerufen hatte, war sämtliche Energie aus ihr gewichen und hatte sie mit kaum mehr als einem schlagenden Herzen zurückgelassen. Und dieses Herz war nicht sehr stark.
John hielt ihr sein Handgelenk noch näher hin … so dass seine Haut ihre Lippen berührte.
Ihre Fänge verlängerten sich im Schneckentempo, und gleichzeitig machte ihr Herz einen Satz, als ob es nicht mehr richtig funktionierte.
In diesem Moment hatte sie die Wahl: Sie konnte seine Vene nehmen und weiterleben oder ihn zurückweisen und innerhalb der nächsten Stunden vor seinen Augen sterben. Denn er würde nirgendwo hingehen.
Sie nahm die Hand vom Gesicht und blickte zu ihm auf. Er sah so gut aus wie immer – sein Gesicht so schön wie in einem Traum.
Sie hob die Hand, um ihn zu berühren.
Überraschung spiegelte sich in seinen Augen, und dann beugte er sich zu ihr, so dass ihre Hand seine warme Wange berührte. Die Anstrengung, den Arm ausgestreckt zu halten, war fast zu viel für sie. Aber als ihre Finger zu zittern begannen, legte er seine Hand auf die ihre, um sie an ihrem Platz zu halten.
Seine tiefblauen Augen waren wie der Himmel in einer warmen Sommernacht.
Nun musste sie eine Entscheidung treffen. Seine Vene nehmen oder …
Sie brachte nicht die nötige Energie auf, um den Gedanken fertig zu denken. Nachdem sie bei Bewusstsein zu sein schien, musste sie wohl noch am Leben sein – und dennoch befand sie sich nicht in ihrer eigenen Haut. Ihr Kampfgeist war längst verschwunden, der Wesenszug, der sie am stärksten definiert hatte, fort. Was durchaus einen Sinn ergab. Sie hatte am Leben kein Interesse mehr. In dieser
Weitere Kostenlose Bücher