Black Dagger 15 - Vampirseele
Hinsicht konnte sie weder ihm noch sich selbst etwas vormachen.
Zwei Erfahrungen als Entführungsopfer waren einfach zu viel.
Also … was sollte sie jetzt tun?
Sie leckte über ihre trockenen Lippen. Sie hatte sich die Umstände, unter denen sie geboren wurde, nicht ausgesucht. Sie konnte jedoch die Bedingungen wählen, unter denen sie diese Welt verlassen würde – und zwar, nachdem sie die Dinge ins Reine gebracht hatte.
Ja, das war die Antwort. Dank der letzten dreieinhalb Wochen war die Liste der Dinge, die sie tun wollte, bevor sie den Löffel abgab, gigantisch. Zugegeben, es befand sich nur ein einziger Name darauf, aber der reichte als Motivation aus.
Dank der neuen Entschlossenheit baute sich ihre harte äußere Schale neu auf, und das seltsame dahintreibende Gefühl, das ihr den Blick vernebelt hatte, verschwand und ließ ein scharfes Bewusstsein zurück. Abrupt zog sie ihre Hand unter Johns hervor, und diese Bewegung entzündete in seinem emotionalen Raster ein helles Feuer der Angst. Aber dann zog sie sein Handgelenk zu sich und bleckte die Fänge.
Sein Triumphgefühl traf sie wie eine Hitzewelle.
Zumindest bis zu dem Punkt, als ihm klarwurde, dass sie nicht stark genug war, um seine Haut zu durchstoßen. Ihre Fänge verursachten nur Kratzer auf der Oberfläche seiner Haut. Aber John war da, um ihr zu helfen. Mit einer schnellen Bewegung ritzte er sich die Vene auf und hielt ihr den Lebensquell an die Lippen.
Der erste Schluck war … wie eine Verwandlung. Sein Blut war so rein, dass es ihr im Mund und in der Kehle brannte … und die Glut, die es in ihrem Magen entzündete, raste wie ein Feuersturm durch ihren Körper, taute ihn auf und hauchte ihm neues Leben ein.
Gierig trank sie sein Blut. Jeder Schluck war wie ein Rettungsboot, in das sie klettern konnte, jeder Zug wie ein rettendes Seil, jedes Saugen an seiner Vene der Kompass, um ihr den Weg nach Hause zu weisen.
Und er gab es ihr frei von Erwartungen, Hoffnungen oder Gefühlsregungen.
Was sie selbst in ihrem Rausch schmerzte. Sie hatte ihm offenbar wirklich das Herz gebrochen: Es gab nichts mehr für ihn, was er sich erhoffen konnte. Aber sie hatte ihn nicht gebrochen – und das brachte ihm mehr als alles andere ihren Respekt ein.
Während sie sich nährte, floss die Zeit dahin wie sein Blut – in die Unendlichkeit, in sie hinein.
Als sie schließlich ausreichend getrunken hatte, löste sie ihren Mund von seiner Haut und leckte die Wunde, bis sie sich schloss.
Kurz darauf begann das Zittern. Zuerst zitterten nur Hände und Füße, aber dann setzte es sich in ihrer Brust fest und übertrug sich unkontrollierbar auf Zähne, Gehirn und Sicht, so dass sie sich schlaff wie eine Socke im Wäschetrockner fühlte.
Zitternd beobachtete sie, wie John sein Handy aus der Jacke nahm.
Sie versuchte, ihn an seinem Hemd festzuhalten. » Nnnnein. Nnnicht …«
Er ignorierte sie, nahm das verdammte Ding und tippte eine SMS.
» Vvvverdammt …«, stöhnte sie.
Als er sein Handy wieder zuklappte, meinte sie: » Wwwenn du mmmich jetzt zzu Hhhavers bringst, wwwird das kkkein gutes Eende nehmen.«
Ihre Angst vor Krankenhäusern und Ärzten brachte sie beinahe um den Verstand, und dank John hatte sie nun genug Energie für eine kleine Panikattacke.
John nahm seinen Notizblock heraus und kritzelte etwas darauf. Dann drehte er das Ding um und ging kurz darauf hinaus. Sie konnte nichts weiter tun, als die Augen zu schließen, während die Tür ins Schloss fiel.
Sie öffnete ihren Mund, atmete tief ein und fragte sich, ob sie wohl in der Lage wäre, aufzustehen, sich anzuziehen und abzuhauen, bevor John mit seiner glorreichen Idee zurückkam. Ein kurzer Test zeigte ihr, dass sie keine Chance hatte. Wenn sie nicht einmal in der Lage war, ihren Kopf vom Kissen zu heben und länger als eineinhalb Sekunden hoch zu halten, war Aufstehen keine Option.
Es dauerte nicht lange, bis John mit Doc Jane, der Leibärztin der Bruderschaft, zurückkam. Die geisterhafte Frau hatte eine schwarze Tasche dabei und strahlte die Art von ärztlicher Kompetenz aus, die Xhex schätzte – aber wenn es nach ihr ging, besser auf andere und nicht auf sie selbst gerichtet.
Doc Jane kam näher und stellte ihre Tasche auf dem Boden ab. Ihre weiße Jacke und der weiße Arztkittel erschienen solide, während ihre Hände und das Gesicht durchscheinend wirkten. Das änderte sich jedoch, als sie sich auf die Bettkante setzte. Alles an ihr nahm feste Gestalt an, und die Hand, die sie
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